Neue Affenpocken-Impfstoffstrategie in den USA

Zur Eindämmung von Affenpocken hat die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA eine neue Impfstoffstrategie genehmigt, bei der die vorrätigen Impfstoffdosen für mehr Menschen reichen sollen.

Impfung Mann

Mit der Notfallzulassung darf der Impfstoff Jynneos per intradermaler Injektion an Personen ab 18 Jahre, die ein erhöhtes Risiko für eine Affenpocken-Infektion haben, verabreicht werden. Dadurch erhöht sich die Gesamtzahl der zur Verfügung stehenden Dosen um das Fünffache.

Die weiter ansteigenden Fallzahlen von Affenpocken-Infektionen führen bereits in einigen Ländern zu Impfstoffknappheit. Europaweit stehen insgesamt 163.620 Impfdosen gegen Affenpocken zur Verfügung. Ein Sprecher der EU-Kommission wies aber erst kürzlich darauf hin, dass die Produktionskapazitäten für die Vakzine Grenzen hätten. Die US-amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) hat unterdessen ein neues Impfverfahren gegen Affenpocken genehmigt, um den Impfstoff zu strecken.

Neue US-Impfstoffstrategie genehmigt

Mit Erlassen einer Notfallzulassung kann Jynneos von Bavarian Nordic in den USA per intradermaler Injektion an Personen ab 18 Jahre, bei denen ein hohes Risiko für eine Affenpocken-Infektion festgestellt wurde, verabreicht werden. Statt der vollen Dosis wird nur ein Fünftel der aktuellen Dosierung injiziert. Demzufolge würde der Impfstoffvorrat für fünfmal so viele Menschen reichen. Außerdem darf der Impfstoff bei unter 18-Jährigen mit einem hohen Risiko für eine Affenpockeninfektion eingesetzt werden; hier jedoch mittels subkutaner Injektion.

In Deutschland wird Jynneos unter der Bezeichnung Imvanex (MVA-Impfstoff, Modified-Vaccinia-Ankara-Virus) vertrieben und ist nur für die subkutane Gabe vorgesehen.

Anwendung

Für die Bekämpfung des Affenpockenausbruchs seien nach wie vor zwei Impfstoffdosen im Abstand von vier Wochen (28 Tagen) erforderlich – sowohl bei intradermaler als auch subkutaner Injektion. Noch liegen keine Erkenntnisse vor, die auf einen lang anhaltenden Schutz nach nur einer Dosis hindeuten, so die FDA.

Studie

In einer klinischen Studie zum MVA-Impfstoff aus dem Jahr 2015 wurde eine Serie von zwei intradermal verabreichten Dosen im Vergleich zur subkutanen Gabe untersucht. Personen, denen die Vakzine intradermal injiziert wurde, bekamen ein geringeres Volumen (ein Fünftel) als diejenigen der Subkutan-Gruppe. Im Ergebnis initiieren beide Verfahren eine ähnliche Immunreaktion. Bei der intradermalen Gabe wurden allerdings mehr Reaktionen an der Injektionsstelle wie Rötung, Verhärtung, Juckreiz und Schwellung, aber weniger Schmerzen dokumentiert. Diese Nebenwirkungen waren gut beherrschbar.

Begründung der FDA

Die Anpassung der Impfstoffstrategie war nötig, da sich das Affenpockenvirus auch in den letzten Wochen weiter rasant ausbreitete und der derzeitige Impfstoffvorrat nicht ausreichen würde, um die aktuelle Nachfrage zu befriedigen, begründete FDA-Kommissar Robert M. Califf die Entscheidung. Um den Bedarf aller betroffenen Personen decken zu können, habe die Arzneimittelbehörde andere wissenschaftliche Optionen untersucht. Entscheidender Vorteil der neuen Impfstoffstrategie ist, dass die verfügbaren Dosen nun mehr Menschen zur Verfügung stehen, so Califf.

Lage in Deutschland

In Deutschland wurden erstmals mehr als 3000 Affenpocken-Infektionen gemeldet. Laut Robert Koch-Institut (RKI) lag die Zahl der registrierten Fälle am Donnerstag bei 3063. Die überwiegende Mehrheit der Erkrankten sind Männer. Betroffen seien aber auch elf Frauen, drei Jugendliche und ein vierjähriges Mädchen. Laut RKI erfolge die Übertragung nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit Männern haben (MSM).

Autor:
Stand:
12.08.2022
Quelle:
  1. Food and Drug Administration (FDA), Pressemitteilung: Monkeypox Update: FDA Authorizes Emergency Use of JYNNEOS Vaccine to Increase Vaccine Supply; 09. August 2022.
  2. Produktinformation Imvanex; Stand 09. August 2022; abgerufen am 11. August 2022.
  3. Robert Koch-Institut (RKI): Aufklärungsmerkblatt Zur Schutzimpfung gegen Affenpocken – mit Pockenimpfstoff IMVANEX®/ JYNNEOS® von Bavarian Nordic; Stand 29. Juni 2022; abgerufen am 11. August 2022.
  4. Robert Koch-Institut (RKI), Fallzahlen: Internationaler Affenpocken-Ausbruch: Fallzahlen und Einschätzung der Situation in Deutschland; 11. August 2022
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