Mpox

Mpox (früher bekannt als Affenpocken) sind eine durch das Monkeypox-Virus (MPXV) verursachte Infektionskrankheit. Auf Fieber, geschwollene Lymphknoten, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen folgt typischerweise ein Hautausschlag.

ICD-10 Code
Affenpocken Haut

Definition

Mpox (ICD-10 B04) ist eine seltene, meist von Tieren (vor allem Nagern) auf den Menschen übertragene Infektionskranksyheit. Erreger ist das Affenpockenvirus (monkeypox virus; MPX), das vor allem durch den Kontakt und Verzehr von Nagetieren auf den Menschen übertragen wird (Zoonose). Übertragungen von Mensch zu Mensch sind möglich. Zu den häufigsten Übertragungsmöglichkeiten zählen enger Kontakt mit kontaminierten Körperflüssigkeiten oder -material sowie sexuelle Aktivitäten. Seltener sind Ansteckungen durch ausgeschiedene Atemwegssekrete per Tröpfcheninfektion.  

In den meisten Fällen verlaufen Mpox-Erkrankungen mild und heilen von selbst aus. Eine neue, leichter übertragbare Mpox-Variante der Klade I zeigt im Gegensatz zu Klade II, die im Sommer 2022 für einen Ausbruch in Afrika und weltweit verantwortlich war, deutlich häufiger letale Verläufe. Angesichts ihrer schnellen Verbreitung rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte August 2024, nach 2022, erneut eine internationale Notlage aus.

Nach einer Inkubationszeit von fünf bis 21 Tagen kommt es in der Regel zu Fieber, Lymphknotenschwellung, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen. Darauf folgen in den meisten Fällen Hauteffloreszenzen, die sich über den gesamten Körpe ausbreiten können [1,2]. Schwere, mitunter letale Verläufe sind vor allem bei Kindern und immunsupprimierten Personen oder bei Ansteckungen mit MPXV der Klade I möglich.

Der Verdacht auf Mpox sollte bei entsprechender Anamnese und Klinik durch eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) verifiziert werden. Eine bewährte und sichere Behandlung gibt es bislang nicht. Als antiviraler Wirkstoff ist Tecovirimat zur Behandlung von Mpox zugelassen [3].

Seit 2013 ist es der reguläre Pocken-Impfstoff Imvanex des dänisch-deutschen Impfstoffherstellers Bavarian Nordic für Menschen ab 18 Jahren verfügbar. Im Juli 2022 weitete die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Zulassung auf Mpox aus. Am 20. September 2024 folgte schließlich auch die Zulassung für Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren [4,5].

Epidemiologie

MPXV sind natürlicherweise in West- und Zentralafrika beheimatet. Nachgewiesen wurden die Viren bei verschiedenen Nagetieren wie Hörnchen, Ratten und Bilche sowie Spitzmäusen. Affen sind wie der Mensch ein Fehlwirt [1,6]. Der erste humane Affenpocken-Fall wurde im Jahr 1970 in der Demokratischen Republik Kongo bei einem neun Monate alten Jungen diagnostiziert. Meldungen zu weiteren Mpox-Erkrankungen beim Menschen gab es seitdem aus elf west- und zentralafrikanischen Ländern, darunter Benin, Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo, Gabun, Côte d’Ivoire, Liberia, Nigeria, die Republik Kongo, Sierra Leone und Südsudan [1,7]. Die Anzahl der diagnostizierten Fälle hängt erheblich von der verfügbaren Labordiagnostik ab, sodass die tatsächliche Belastung durch Mpox in einzelnen Regionen nicht bekannt ist.

Im Frühjahr 2003 identifizierte man humane Affenpocken zum ersten Mal außerhalb des afrikanischen Kontinents. Ursächlich war der Import von Nagetieren aus Ghana in die USA. Die westafrikanische Virusvariante gelang über infizierte Präriehunde, die zusammen mit gambischen Beutelratten und Siebenschläfern gehalten wurden, auf Tierhändler und -besitzer. Dieser Ausbruch führte zu mehr als 70 Mpox-Fällen in den Vereinigten Staaten. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen oder Todesfälle wurden nicht beobachtet [1,6].

Bis 2022 waren Mpox-Erkrankungen abseits des afrikanischen Kontinents eine Seltenheit. Vereinzelte humane Mpox-Fälle, hier insbesondere aus Nigeria importiert, gab es beispielsweise in Großbritannien (2018, 2019, 2021), Israel (2018), Singapur (2019) und den USA (2021) [7]. Ab Mai 2022 wurden vermehrt Mpox-Erkrankungen in unterschiedlichen nichtafrikanischen Ländern ohne Reiseanamnese in Endemiegebiete registriert, so etwa in Deutschland, Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Nordamerika, Lateinamerika und Australien. Seitdem wurden weltweit rund 100.000 Fälle bestätigt [8].

Im Jahr 2024 verzeichneten die USA bis August mit über 33.000 die meisten bestätigten Mpox-Fälle, gefolgt von Brasilien (>11.000) und Spanien (>8.000). In Deutschland wurden bis zum 26. August 3.886 Mpox-Erkrankungen gemeldet [8].

Ursachen

Der Erreger von Mpox ist das Monkeypox-Virus (MPXV) aus der Gattung Orthopoxvirus. Das umhüllte doppelsträngige DNA-Virus ist nah verwandt mit den echten Pockenviren (Variola, Smallpox) und den Kuhpockenviren (Cowpox Virus, CPXV). Basierend auf ihrer Genetik werden MPX-Viren in Kladen eingeteilt. Bisher wurden humane MPXV-Infektionen mit den Kladen Ia, Ib, IIa und IIb identifiziert, die unterschiedliche geographische Verbreitungsmuster aufweisen. Dabei sind die zentralafrikanischen Mutationen deutlich virulenter als die westafrikanischen [1,2,6,7].

Pathogenese

In Endemiegebieten kann das MPXV von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen werden, beispielsweise durch Bisse, Se- und Exkrete, engen Umgang, Kontakt zu kontaminiertem Material, den Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Fleisch und anderen Erzeugnissen infizierter Tiere sowie über Tierkörper bei der Jagd.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch istbei engem Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Läsionen auf der Haut (Bläscheninhalt, Schorf) oder Schleimhautoberflächen (beispielsweise in Mund, Rachen, Urogenital- und Analregion), Tröpfchen aus der Atemluft und kontaminierten Gegenstände (unter anderem Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder Essgeschirr) möglich, auch bei Kindern.

Besonders hohe Viruskonzentrationen finden sich in den typischen Pockenläsionen. Partikel des Monkeypox-Virus können, eingebettet in Sekreten oder getrocknet an Hautschuppen und Schorf, längere Zeit infektiös bleiben. Dies erfordert eine gründliche und umfassende Reinigung sowie Desinfektion der Patientenumgebung und aller Oberflächen [1].

Ein höheres Risiko, sich mit Mpox zu infizieren, haben sexuell aktive Menschen oder Männer, die Sex mit Männern haben (MSM),. Grundsätzlich kann sich aber jeder Mensch bei engem körperlichem Kontakt mit einer ansteckenden Person infizieren. Nach der epidemiologischen Einschätzung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) wird die Wahrscheinlichkeit der Verbreitung des MPX-Virus bei Personen mit mehreren Sexualpartnern (einschließlich einiger MSM-Gruppen) in Europa als hoch bewertet. Das Gesamtrisiko für Personen mit mehreren Sexualpartnern (einschließlich einiger MSM-Gruppen) sei moderat und für die breitere Bevölkerung gering [1,9].

Die Eintrittspforte sind meist kleinste Hautverletzungen sowie alle Schleimhäute (Auge, Mund, Nase, Genitalien, Anus) sowie der Respirationstrakt. Zudem wurde das Virus per PCR in der Samenflüssigkeit nachgewiesen. Deshalb ist der direkte sexuelle Übertragungsweg durch Samenflüssigkeit oder Vaginalsekret wahrscheinlich [1]. Diaplazentare Übertragungen bei Schwangeren auf den Fötus sowie eine inter- und postpartale Virusübertragung von infizierten Eltern auf ihre Kinder infolge körperlicher Kontakte wurden beschrieben [1,2,7]

Inkubationszeit

In Endemiegebieten wird die Inkubationszeit mit fünf bis 21 Tagen angegeben. Seit dem weltweiten Ausbruch im Mai 2022 traten jedoch auch kürzere Inkubationszeiten von ein bis vier Tagen auf, möglicherweise aufgrund der Übertragung im Rahmen sexueller Kontakte [1].

Ansteckungsfähigkeit

Monkeypox-Viren können bereits beim Auftreten der ersten unspezifischen Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie vor Auftreten der Hautläsionen bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete übertragen werden [1,2].

Mit Mpox infizierte Personen sind so lange ansteckend, wie Symptome bestehen; das heißt, bis der Hautausschlag abgeklungen und der letzte Schorf abgefallen ist. Dieser Prozess dauert meist zwei bis vier Wochen [1,2]. Vermehrungsfähige MPXV in Samenflüssigkeit könnten dort möglicherweise sogar nach Abheilen der Hautläsionen persistieren.

Enge Kontaktpersonen einer ansteckenden Person, zum Beispiel Sexualpartner und Haushaltsmitglieder oder Angehörige des Gesundheitswesens, sind einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.

Autor:
Stand:
15.10.2024
Quelle:
  1. Robert Koch-Institut (RKI), Ratgeber Mpox; Stand 04. September 2024.
  2. Weltgesundheitsorganisation (WHO), Details: Monkeypox; Stand 19. Mai 2022.
  3. Europäische Arzneimittelagentur (EMA), Information: Tecovirimat SIGA (Tecovirimat); abgerufen am 25. Mai 2022.
  4. Europäische Arzneimittelagentur (EMA), Pressemitteilung: EMA recommends approval of Imvanex for the prevention of monkeypox disease; 22. Juli 2022.
  5. Europäische Kommission, Pressemitteilung; 20. September 2024.
  6. Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), FAQ Affenpocken; Stand 20. Mai 2022.
  7. Weltgesundheitsorganisation (WHO), Überblick: Monkeypox; abgerufen am 24. Mai 2022.
  8. Statista, Mpox; abgerufen am 25. September 2024.
  9. Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), Risikobewertung: Monkeypox multi-country outbreak; Stand 23. Mai 2022.
  10. Europäische Arzneimittelagentur (EMA), Pressemitteilung: EMA recommends approval of Imvanex for the prevention of monkeypox disease; 22. Juli 2022.
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