Coronapandemie: Risiken verspäteter Hautkrebsdiagnosen

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG) informiert im Vorfeld ihrer diesjährigen Tagung darüber, dass die Angst vor Corona-Ansteckung zu verspäteten Hautkrebsdiagnosen und größeren Tumordicken mit schlechteren Heilungschancen führt und ruft deshalb zur Hautkrebsvor- und Nachsorge auf.

Risiko-Schalter

Laut der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e.V. (DDG) ist die Angst vor Ansteckung mit Corona in der Pandemiezeit so groß, dass selbst bei besorgniserregenden Anlässen oder Früherkennungsuntersuchungen der Gang zur Hautärztin oder zum Hautarzt abgesagt oder verschoben wird. Die Folgen vor allem für Hautkrebspatientinnen und -patienten können dramatisch sein, wenn die Diagnose verspätet gestellt wird, informiert die DDG in einer Pressemeldung.

Sie kündigt an, dass Experten anhand aktueller Studien auf der Pressekonferenz am 14. April 2021 zum Auftakt der 51. virtuellen DDG-Tagung (14. bis 17. April 2021) darüber informieren werden, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Versorgung von Hautkrebspatientinnen und -patienten hat.

Patienten sagen ihre Termine aus Furcht vor Ansteckung ab

Obwohl Arztbesuche in Corona-bedingten Lockdownzeiten erlaubt sind, sagen viele Menschen aus Angst vor einer Ansteckung Termine ab oder verschieben sie. „Patientinnen und Patienten mit Hautveränderungen haben in der Zeit des ersten Lockdowns die Praxen und Kliniken gemieden und dadurch die Anzahl der Hautkrebsdiagnosen gedrückt“, sagt Professor Dr. med. Alexander Enk, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Hautklinik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Past-Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).

Studien belegen diese Entwicklung

Die DDG belegt diese Annahme anhand zahlreicher Studien, die diese Entwicklung und ihre Auswirkungen beschreiben.

Hauttumordiagnose stark sinkend

Die in Cancers 2021 veröffentlichte retrospektive Studie von L. Jakobs et al. verglich, wie viele Krebserkrankungen in Deutschland in der Zeit Januar bis Mai 2019 und Januar bis Mai 2020 diagnostiziert wurden. Insgesamt wurden die Daten von über 100.000 Patientinnen und Patienten aus 1660 Praxen ausgewertet. Ein Ergebnis ist, dass von allen Tumoren die Hautkrebsdiagnosen durch die COVID-19-Pandemie am stärksten betroffen waren. Die Diagnose von Hauttumoren sank im März 2020 um 25,6 Prozent und im April 2020 sogar um 42,9 Prozent in dermatologischen Praxen und um 19,6 Prozent im März 2020 und um 29,3 Prozent im April 2020 in Allgemeinarztpraxen.

Ähnlich deutlich sind die im Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology (JEADV) publizierten Ergebnisse einer italienischen Forschergruppe um F. Ricci.  Die vom pathologischen Referenzzentrum in Rom erfassten Zahlen zeigen, dass die Melanom-Inzidenzzahlen in den zwei Monaten vor dem Lockdown von 158 Melanomen auf 34 Melanome in der Zeit des ersten Lockdowns abfielen. Auch danach erholten sich die Inzidenzzahlen nur leicht, nämlich auf 45 in den folgenden zwei Monaten.

Tumordicke verändert sich nachteilig – Patienten gehen zu spät zum Arzt

Während vor dem Lockdown die durchschnittliche Tumordicke 0,88 mm betrug, sank sie unter dem Lockdown auf 0,66 mm ab und stieg nach dem Lockdown auf 1,96 mm an.

Warteverhalten verschlechtert die Prognose der Patienten

„Diese Melanomzahlen zeigen eindrücklich, dass Patientinnen und Patienten unter dem Lockdown nur seltener den Hautarzt mit der Verdachtsdiagnose Hautkrebs aufsuchten. Zugleich wird deutlich, dass dieses ‚Warteverhalten‘ zu einem Anstieg der Tumordicken direkt nach dem Lockdown führte“, erklärt Enk. Die Konsequenz daraus sei, dass sich die Prognose der Erkrankten erheblich verschlechtere.

In einer internationalen Umfrage der International Dermoscopy Society (IDS) unter Dermatologinnen und Dermatologen, veröffentlicht in Dermatological Practice Concepts von C. Conforti et al. 2021, zeigte sich ein deutlicher Abfall der diagnostizierten Non-Melanoma-Skin-Cancer-Fälle, während das maligne Melanom praktisch in der gesamten Zeit überhaupt nicht diagnostiziert wurde.

Bei Hautveränderungen trotz Pandemie nicht warten

„Als Fachgesellschaft appellieren wir eindringlich an die Bevölkerung, bei Hautveränderungen nicht zu warten, sondern sich umgehend untersuchen zu lassen. Hautkrebs-Früherkennungsuntersuchung, aber auch Nachsorge sollten unbedingt wahrgenommen werden“, sagt Professor Dr. med. Peter Elsner, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena. Die DDG unterstützt ausdrücklich die Richtlinien der European Society for Medical Oncology (ESMO), die unter anderem den verstärkten Einsatz von Telemedizin bei Verdachtsdiagnosen eines Hautkrebses empfehlen.

Autor:
Stand:
08.04.2021
Quelle:
  1. Pressemeldung der DDG vom 01.04.2021, abgerufen am 07.04.2021
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