Grundlagenforschung: Körpereigenes Mesaconat bei Entzündungen

Mesaconat, das von Immunzellen sezerniert wird, hemmt Bakterien und Entzündungen. Damit könnte aus der Mesaconsäure – ein Stoffwechselprodukt der Itakonsäure – langfristig ein Wirkstoff gegen Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen entwickelt werden.

Labor-Maus

Überschießende Immunreaktionen sind ein medizinisches Problem – sowohl in Akutsituationen wie beim septischen Schock als auch bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen, beispielsweise bei Psoriasis oder Morbus Crohn.

Vorläufer Itakonsäure

Um zu verstehen, wie es dazu kommt, erforschen die Mitarbeiter des Braunschweiger Zentrums für Systembiologie BRICS schon seit längerem die Regulationsmechanismen des Immunsystems. Dabei entdeckten sie 2013 die Itakonsäure, die von Immunzellen im Blut und Gehirn von Säugetieren produziert wird.  Itakonat wirkt wie ein natürliches Antibiotikum, bekämpft also Bakterien und hemmt Entzündungen. Nachteil: Itakonsäure blockiert das Enzym Succinatdehydrogenase und stört dadurch die Zellatmung.

Mesaconsäure stört nicht die Zellatmung

Jetzt haben die BRISC-Forscher aber noch etwas entdeckt: ein Stoffwechselprodukt der Itakonsäure ist die Mesaconsäure, die ebenfalls gegen Entzündungen wirkt, aber eben keinen Einfluss auf die Atmungskette hat.  Das konnten sie im Tiermodell bestätigen: Verabreicht man Mesaconsäure Mäusen, deren Immunsystem gerade „überschießt“, also eine zu starke Abwehrreaktion zeigt, geht es den Mäusen schnell besser. Damit ist Mesaconat ein immunmodulatorischer Metabolit in Makrophagen, der den zellulären Stoffwechsel weniger stark beeinträchtigt als Itaconat.

Bald Mesaconat-Pharmaka gegen Psoriasis?

Derzeit untersuchen die BRICS-Forscher wie dieser entzündungshemmende Effekt von Mesaconat zustande kommt. Wenn dies geklärt ist, könnten daraus Arzneistoffe gegen überschießende Entzündungsreaktionen entwickelt werden. Zwar ist dies noch Zukunftsmusik, doch die Forscher hoffen, dass sich dann die Therapiepalette bei den Indikationen septischer Schock und Autoimmunerkrankungen – z.B. Psoriasis oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen – erweitern lässt. Vor allem versprechen sich die Forscher von den Mesaconat-basierten Pharmaka eine geringe Nebenwirkungsrate, da das Ausgangsprodukt eine körpereigene Substanz ist.

Autor:
Stand:
13.07.2022
Quelle:
  1. He, W., & Hiller, K. (2022): Mesaconate is synthesized from itaconate and exerts immunomodulatory effects in macrophages, Nature Metabolism, DOI: 10.1038/s42255-022-00565-1
  2. Pressemitteilung der Technischen Universität Braunschweig vom 8.6.2022

 

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