Krampfadern: Innerer Kompressionsstrumpf statt Stripping

Mit einer dünnen Ummantelung um die defekte Vene, der extraluminalen Valvuloplastie (eVP), können Krampfadern elegant beseitigt werden. Die eVP wirkt wie ein innerer Kompressionsstrumpf, die erweiterten Venen können im Bein verbleiben. Damit steht für etwaige spätere Operationen, z.B. Koronar-Bypässe, noch körpereigenes Venenmaterial zur Verfügung.

Krampfadern Frau

Durch Bindegewebsschwäche plus äußerer Einflüsse wie Schwangerschaft oder beruflich bedingtes langes Stehen kommt es bei Vielen zur venösen Insuffizienz, die sich als unschöne Krampfadern manifestiert.

Standardtherapie Venenentfernung

Um langfristige Schäden wie ein Ulcus cruris zu vermeiden, muss bei einer massiven venösen Insuffizienz etwas unternommen werden. Üblich ist hier die Entfernung der Krampfadern mittels Laser- oder Radiowellentherapie oder ganz klassisch das Stripping der Vena saphena magna – eine recht brutale und für die Patienten postoperativ meist auch sehr schmerzhafte Methode.

Ummantelung statt Stripping

Die Behandlung bei Stammvarikose muss sich doch auch schonender bewerkstelligen lassen, dachten sich die Gefäßchirurgen an der Ruhr-Universität Bochum. Sie entwickelten eine neue Methode – die extraluminale Valvuloplastie (eVP). Dabei wird die nicht mehr schließende Venenklappe der V. saph. mag. in der Leiste – die Crosse, auch saphenofemorale Kreuzung genannt – nicht mehr entfernt, sondern repariert. Wie eine zweite Haut wird ein Mantel aus hauchdünnem Polyurethan über einige Zentimeter um die erweiterte Vene im Crossen-Bereich gelegt. Die Ummantelung wirkt als eine Art innerer Kompressionsstrumpf, der die bindegewebsschwache Vene wieder auf ihren Normaldurchmesser zurückbringt und den Verschluss der Klappe wiederherstellt.

Saphena-magna-Durchmesser geht deutlich zurück

In einer Multicenterstudie überprüfte das Team die Wirksamkeit der organerhaltenden Behandlungsmethode bei 210 Patienten. Ergebnis: bei 95,24 % der Patienten war die eVP erfolgreich. Die Durchmesser der V. saph. magna verringerten sich signifikant

  • von 4,4 mm (Standardabweichung (SD): 1,39) auf 3,9 (SD: 1,12) 4 cm distal der Crosse
  • von 3. 7 mm (SD: 1,10) auf 3,5 mm (SD: 1,02) in der Mitte des Oberschenkels
  • von 3,6 mm (SD: 1,14) auf 3,3 mm (SD: 0,94) am Knie und
  • von 3,1 mm (SD: 0,99) auf 2,9 mm (SD: 0,78) in der Mitte der Wade.

Der Index der Venösen Insuffizienz VCSS (venous clinical severity) sank signifikant von 4,76 (SD: 2,13) präoperativ auf 1,77 (SD: 1,57) sechs Monate nach dem Eingriff.

Damit ist die Venen(klappen)reparatur mit dem neuartigen Polyurethan-Mantel eine effektive Behandlungsalternative zu den radikalen Behandlungsmethoden, so Studienleiter Dr. Dominic Mühlberger.

Materiallager für spätere Bypässe

Für die Patienten ist das das neue Vorgehen deutlich schonender und in der Nachsorge weniger schmerzhaft. Und noch einen großen Vorteil bietet die eVP: im Gegensatz zu den radikalen Therapieverfahren bleibt die Stammvene erhalten. Und die könnte im späteren Leben noch gebraucht werden: Aus diesem Material werden Bypässe geschneidert, beispielsweise um Engpässe in den Koronararterien zu überbrücken. Daher plädieren die Bochumer Chirurgen dafür, die eVP besonders bei den Patienten einzusetzen, die Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen − z.B. Rauchen, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit oder Fettstoffwechselstörungen − aufweisen.

Autor:
Stand:
09.07.2021
Quelle:

Mühlberger D et al. (2021): Functional repair of the great saphenous vein by external valvuloplasty reduces the vein’s diameter: 6-month results of a multicentre study, in: Journal of International Medical Research, DOI: 10.1177/03000605211014364

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