
Psoriasis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die sich in erhabenen, gut abgegrenzten und schuppigen erythematösen Plaques manifestiert. Es ist eine der am weitesten verbreiteten immunvermittelte Hautkrankheit. Etwa 2% der Weltbevölkerung sind betroffen. Eine erfolgreiche Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis kann eine Phototherapie oder eine systemische Therapie erfordern.
Fumarsäureester (fumaric acid ester [FAE]) sind die am häufigsten verschriebene systemische Erstlinienbehandlung bei mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis in Deutschland. Auch die europäische S3-Leitlinie zur systemischen Behandlung der Psoriasis vulgaris enthält die Empfehlung, FAE als Erstlinienbehandlung einzusetzen, bevor biologische Behandlungen in Betracht gezogen werden. Bei der Behandlung mit FAE treten häufig Magen-Darm-Irritationen und Hitzewallungen auf.
Psoriasis wird zunehmend mit biologischen Wirkstoffen behandelt. Risankizumab ist ein unter dem Handelsnamen Skyrizi zugelassener, humanisierter, monoklonaler IgG1-Antikörper, der spezifisch an die p19-Untereinheit von Interleukin-23 bindet. Die Indikation umfasst die Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, die für eine systemische Therapie in Frage kommen. Anti-IL-23-Wirkstoffe können im Vergleich zu anderen biologischen Wirkstoffen langfristig eine verbesserte Wirksamkeit und ein günstigeres Dosierungsschema bieten.
Zielsetzung
Wissenschaftler untersuchten im Rahmen einer klinischen Studie bei Patienten mit Plaque-Psoriasis die Behandlung mit Risankizumab im direkten Vergleich zur Behandlung mit FAE. Prof. Diamant Thaçi von der Universität zu Lübeck, Exzellenz-Zentrum Entzündungsmedizin, und das Studienteam publizierten die Ergebnisse im British Journal of Dermatology [1].
Methodik
Die randomisierte, aktiv-kontrollierte, offene Phase-III-Studie mit verblindeter Wirksamkeitsbewertung wurde an 21 Standorten in Deutschland durchgeführt. Es konnten erwachsene Patienten mit chronischer mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis seit mindestens sechs Monaten, die zuvor noch keine systemische Therapie erhalten hatten und für diese in Frage kamen, in die Studie aufgenommen werden.
Der Score für den Psoriasis-Flächen- und Schweregrad-Index (Psoriasis Area and Severity Index [PASI]) musste mehr als 10 betragen, mindestens 10% der Körperoberfläche (body surface area [BSA]) mussten von der Psoriasis betroffen sein, und der Wert für den dermatologischen Lebensqualitätsindex (Dermatology Life Quality Index [DLQI]) musste über 10 liegen. Die Patienten mussten eine unzureichende Reaktion, Intoleranz oder Kontraindikation auf die topische Psoriasis-Behandlung gehabt haben. Eine Phototherapie war innerhalb von 14 Tagen vor oder während der Studie nicht erlaubt.
Die Patienten wurden im Verhältnis 1:1 nach dem Zufallsprinzip einer Behandlung mit subkutanem Risankizumab 150 mg in den Wochen 0, 4 und 16 oder oralen FAE in ansteigenden Dosen von 30 mg täglich in Woche 0 bis zu 720 mg täglich in den Wochen 8 bis 24 zugeteilt. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten, der in Woche 24 PASI-90 (90%ige Verbesserung der Krankheitssymptome, nahezu symptomfreie Haut) erreichte.
Ergebnisse
Die demografischen Basisdaten und Krankheitsmerkmale waren im Allgemeinen zwischen den beiden Behandlungsarmen vergleichbar. Die Mehrheit der Patienten waren weiße Männer (Durchschnittsalter 42,3 Jahre). Bei den meisten Patienten (61,7%) lag ein überdurchschnittlicher Body-Mass-Index (BMI ≥ 25 kg/m2) vor.
Die Schwere der Erkrankung war charakterisiert durch einen mittleren Prozentsatz der betroffenen BSA von 21,2%, einem mittleren DLQI-Score von 20,3, einem mittleren PASI-Score von 17,9 und einer statischen Einschätzung durch den Prüfarzt (Static Physician's Global Assessment [sPGA]), der für 85,8% der Patienten mindestens moderat war. Die mittlere Zeit seit der Diagnose betrug etwa 15,6 Jahre.
Die PASI-Werte zu Studienbeginn waren für die Risankizumab-Gruppe (Mittelwert 19,0, Median 18,0) numerisch höher als für die FAE-Gruppe (Mittelwert 16,7, Median 14,7), und der Anteil der übergewichtigen Patienten (BMI ≥ 25 kg/m2) war in der Risankizumab-Gruppe höher als in der FAE-Gruppe (71,7% vs. 53,3%).
In Woche 24 wurden folgende wichtige Wirksamkeitsendpunkte für Risankizumab (n=60) vs. FAE (n=60) (p<0,001) erreicht:
- PASI-90 (Erreichen einer Verbesserung des PASI um ≥ 90%; primärer Endpunkt): 83,3% vs. 10,0% (p<0,001)
- PASI-100: 50,0% vs. 5,0%
- PASI-75: 98,3% vs. 33,3%
- PASI-50: 100% vs. 53,3%
- sPGA von klar/ fast klar: 93,3% vs. 38,3%
Insgesamt wurden 117 Patienten in die Sicherheitsanalyse einbezogen (60 im Risankizumab-Arm und 57 im FAE-Arm). Die Raten von Nebenwirkungen und Abbrüchen des Studienmedikaments aufgrund von Nebenwirkungen waren in der Risankizumab-Gruppe niedriger als in der FAE-Gruppe. Die Raten für Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Studienmedikament waren in der Risankizumab-Gruppe wesentlich niedriger.
Es gab keine signifikanten Unterschiede in den Raten schwerer oder schwerwiegender Nebenwirkungen zwischen den Behandlungsgruppen. Kein Patient in der Risankizumab-Gruppe setzte das Studienmedikament wegen einem unerwünschten Ereignis (UE) ab, im Vergleich zu fünf Patienten in der FAE-Gruppe. Diese setzten das Studienmedikament wegen Leukopenie, Lymphopenie, Oberbauchschmerzen, Hautreaktionen gegenüber dem Medikament und Hitzewallung ab.
Die Raten von Magen-Darm-Irritationen, Hitzewallungen, Lymphopenie und Kopfschmerzen waren in der FAE-Gruppe höher. Ein Patient, der Risankizumab erhielt, berichtete von einer schweren Infektion, einer Influenza, deren Behandlung einen Krankenhausaufenthalt erforderte. Die Wissenschaftler beobachteten in keinem der beiden Behandlungsarme Malignome, Tuberkulose oder opportunistische Infektionen.
Fazit
Risankizumab zeigte sich anhand des primären Endpunkts PASI-90 den FAE überlegen. Die Patienten erzielten eine frühere und größere Verbesserung der Psoriasis-Erkrankung, die bei fortgesetzter Behandlung anhielt. Die sekundären Endpunkte in dieser Studie wurden ebenfalls in Woche 24 erreicht, wobei signifikante Unterschiede zugunsten von Risankizumab auch bei Patientenbesuchen vor Woche 24 beobachtet wurden.
Die Forscher fanden auch günstigere Sicherheitsergebnisse für Risankizumab, die mit dem bekannten Sicherheitsprofil übereinstimmten. Es wurden keine neuen Sicherheitssignale für Risankizumab oder FAE beobachtet.
Zu den Einschränkungen dieser Studie gehören eine geringere Anzahl von Patienten im Vergleich zu früheren Risankizumab- und FAE-Studien, die relativ kurze Studiendauer und dass diese Studie nur in Deutschland durchgeführt wurde, im Gegensatz zu anderen Studien mit Risankizumab und FAE, die eine globalere Patientenpopulation umfassten.
Die Studie ist unter der Nummer NCT03255382 bei ClinicalTrials.gov registriert und wurde von der Firma AbbVie Inc. finanziert.