
Diabetes mellitus ist eine chronische Erkrankung, die mit vielen Folgeerkrankungen einhergehen kann. Eine davon sind durch den Diabetes verursachte offene Stellen an den Füßen, sogenannte diabetische Fußulzera. Davon sind jährlich etwa 20 Millionen Menschen betroffen.
Diabetische Fußulzera brauchen häufig Monate, um auszuheilen. Ihre Behandlung ist komplex und oft schwierig. Betroffene müssen mit einer schlechteren Lebensqualität zurechtkommen und haben meist ein höheres Risiko, stationär im Krankenhaus aufgenommen werden zu müssen oder gar Gliedmaßen aufgrund von Amputationen zu verlieren.
Einige Gründe, warum gerade diabetische Fußulzera schlecht heilen, sind bekannt. Einfluss auf die Heilung haben beispielsweise behandlungsassoziierte Faktoren, Komorbiditäten etc. Eine australische Studie um Yuqi Zhang von der Diabetic Foot Working Group des Queensland Statewide Diabetes Clinical Network in Australien hat sich mit dem Thema in einer prospektiven Studie näher befasst. Die Daten wurden im Journal »Diabetes Care« veröffentlicht.
Zielsetzung
Als Ziel setzte sich das Forscherteam, zu untersuchen, welchen Einfluss 34 verschiedene, vordefinierte Faktoren auf die Heilung diabetischer Fußulzera haben.
Methodik
Die prospektive Studie wurde mit 4.832 Patientinnen und Patienten mit diabetischen Fußulzera an sekundären und tertiären Zentren in Australien durchgeführt. Der Studienzeitraum lag zwischen Juli 2011 und Dezember 2017, die Teilnehmenden wurden in 15 der 17 Regionen in Queensland rekrutiert. Für die Studie definierte das Team diabetische Fußulzerationen als volle Penetration der gesamten Dermis unterhalb des Knöchels bei einer Person mit Diabetes.
Alle Teilnehmenden wurden von auf Füße spezialisierten Gesundheitsfachkräften untersucht. Verwendet wurde dafür jedes Mal das Queensland High Risk Foot Form (QHRFF) Formular. Darauf werden vier demographische Faktoren, neun Komorbiditäten, sechs die Gliedmaße betreffende Faktoren, drei den Ulkus betreffende Faktoren und zwölf Behandlungsfaktoren abgefragt. Die Daten der ersten Untersuchung dienten als Baseline-Werte, die von späteren Konsultationen als Follow-up. Hatten Teilnehmende mehr als ein Ulkus an einem Fuß, wurden jeweils die höchsten Scores pro untersuchten Faktoren angerechnet und für die Größe alle Ulzerationen zusammengerechnet.
Als primäre Outcomes definierte das Team eine Heilung nach drei Monaten oder eine Heilung nach zwölf Monaten.
Alle Faktoren wurden univariabel analysiert. Solche mit einem p-Wert kleiner 0,1 wurden zusätzlich einem multivaribablen, logistischen Regressionsmodell hinzugefügt. Insgesamt mussten 123 Teilnehmende ausgeschlossen werden, da sie nicht zu Follow-up Terminen erschienen oder mehr als 25% der Daten fehlten.
Ergebnisse
Von den 4.709 in die Studie eingeschlossenen Patientinnen und Patienten waren 69,5% männlich. Es hatten 91,0% einen Diabetes mellitus Typ 2; 10,5% zählten zur indigenen Bevölkerung Australiens. Das Durchschnittsalter lag bei 63 Jahren (Interquartile Range: 54-72).
Bei 41,5% der Teilnehmenden (1.956) heilte die diabetische Fußulzeration innerhalb von drei Monaten aus. Innerhalb von zwölf Monaten kam es bei 64,0% (3.012) zu einer Heilung. Achtzehn der erhobenen Faktoren wurden in die multivariablen Modelle eingespeist – sie hatten einen p-Wert <0,10 in der univariablen Analyse. Sieben der achtzehn Faktoren waren negativ assoziiert mit einer Heilung des diabetischen Fußulkus innerhalb sowohl drei als auch zwölf Monaten. Dazu zählten ein jüngeres Alter mit weniger als 50 Lebensjahren, geographische Abgelegenheit, Rauchen, periphere arterielle Erkrankungen, große Ulzerationen, tief gehende Ulzerationen und Infektionen (p≤0,05). Kniehohe Entlastungsbehandlungen direkt zu Beginn waren hingegen positiv assoziiert mit einer Heilung (p≤0,05).
Aufgeschlüsselt nach drei und zwölf Monaten, waren vor allem Neuropathien negativ assoziiert mit einer Defektheilung innerhalb von drei Monaten, während frühere Amputationen und kürzlich statt gefundene chirurgische oder spezialmedizinische Behandlungen negativ mit einer Heilung innerhalb von zwölf Monaten assoziiert waren.
Fazit: Frühen Zugang zu Behandlung ermöglichen
Die Studie bekräftige, schreiben die Studienautoren, bereits früher berichtete mit Gliedmaßen und Ulzerationen zusammenhängende Faktoren, die sich negativ auf die Heilung von diabetischen Fußulzerationen auswirken. Dazu zählen die bekannten Faktoren wie Neuropathien, periphere arterielle Erkrankungen, frühere Amputationen, die Tiefe und die Größe von Ulzera, Rauchen und Infektionen.
Neu hingegen ist, dass statistisch gesehen auch ein jüngeres Alter, ein abgelegener Wohnort und kürzlich statt gefundene Behandlungen durch Spezialisten negativ für den Heilungsprozess sein können, während eine frühe kniehohe Entlastungsbehandlung positiv assoziiert ist. Ein möglichst früher Zugang zu Services für diabetische Füße leitliniengerechte Behandlungen können sich deshalb positiv auf die Heilung auswirken, schließen die Autoren.