Optimierungsbedarf bei Transition von Typ-1-Diabetespatienten

Die Deutsche Diabetesgesellschaft macht darauf aufmerksam, dass die Transition bei Patienten mit Typ-1-Diabetes insbesondere im Hinblick auf moderne Diabetestechnologien verbessert werden sollte.

Arzt begrüßt Patientin

Die Transition beschreibt den Übergang von der kinderdiabetologischen Betreuung zur fachärztlichen Betreuung im Erwachsenenalter. Laut der Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG) steht jährlich 2.000 erwachsen gewordenen Typ-1-Diabetespatienten dieser Wechsel bevor, ist jedoch in 10% bis 40% nicht erfolgreich. Eine unzureichende Versorgung kann gesundheitliche Folgen haben, wie die Begünstigung von Komplikationen und Folgeerkrankungen eines Diabetes mellitus. Problematisch ist laut DDG vor allem, dass moderne Diabetestechnologien in der Erwachsenenmedizin deutlich seltener sind als in der Kinderdiabetologie. Aus diesem Grund fordert die DDG flächendeckende qualifizierte Versorgungsangebote im Umgang mit modernen AID-Technologien.

Häufigere Nutzung technischer Hilfsmittel bei Kindern

Zwar erhalten Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes wie Erwachsene auch eine Insulintherapie, die auf ihre Ernährung und körperliche Aktivität abgestimmt ist, allerdings wird diese häufiger durch moderne Technologien unterstützt. Sogenannte AID-Systeme (Automated Insuline Delivery), die auch als künstliche Bauchspeicheldrüse bezeichnet werden, verknüpfen Insulinpumpen mit Systemen zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). Dadurch werden Hyper- und Hypoglykämien insbesondere in der Nacht vermieden und die Zeit im Glukosezielbereich verlängert. Während über 90% der Kinder unter sechs Jahren AID-Systeme oder einzelne Komponenten nutzen, nutzen nur etwa 20% bis 30% der Erwachsenen über 20 Jahre eine Insulinpumpe.

Schulung für Nutzen der AID-Systeme essenziell

Damit die Vorteile der AID-Systeme vollständig zum Tragen kommen, ist eine umfassende Schulung der Anwender notwendig. Sie müssen auch in ungewöhnlichen oder kritischen Situationen adäquat reagieren können. Derzeit sind laut DDG allerdings zu wenige qualifizierte Behandlungseinrichtungen für die Betreuung moderner AID-Technologien vorhanden.

Auch der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) wies kürzlich in einer Pressemeldung darauf hin, dass insbesondere bei solchen Systemen der Schulungsaufwand steigt, da sich die Technik kontinuierlich weiterentwickelt und dies eine erhöhte Notwendigkeit an Schulungsprogrammen sowohl für Patienten als auch Fachpersonal bedinge. Eine vom VDBD zitierte Studie weist sogar darauf hin, dass ohne Patientenschulung eine Verschlechterung der Stoffwechsellage droht. 

Niederschwellige Betreuungsangebote fehlen

„Für die jungen Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes im Transitionsprozess ist es deshalb schwierig, eine Behandlungseinrichtung in der Nähe zu finden, die mit dem Auslesen von ambulanten Glukoseprofilen und der Anpassung von AID-Systemen vertraut ist“, berichtet Professor Dr. med. Andreas Neu, Präsident der DDG, Kinderdiabetologe und kommissarischer Ärztlicher Direktor der Abteilung für Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie an der Kinderklinik des Universitätsklinikums Tübingen.

Vermeidbare Folgeerkrankungen verhindern

Im Zuge der Transition müssen sich die jungen Patienten Kenntnisse und Fertigkeiten aneignen, um in ihrer Behandlung selbstständiger zu werden. „Dieser sensible Prozess ist sehr störanfällig“, erklärt Neu. Viele Betroffene suchten erst dann wieder diabetologisches Fachpersonal auf, wenn sie bereits krankheitsbezogene Folgen aufwiesen, die vermeidbar gewesen wären. Daher sei ein gezielter und individueller Wechsel in niederschwellig erreichbare Facheinrichtungen umso wichtiger.

Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Mediensprecher der DDG ergänzt: „Eine erfolgreiche Transition und ein langes, möglichst gesundes Leben sind unsere Behandlungsziele. Die aktuelle Versorgung ist in der Summe zwar gut, in der Fläche und im Detail jedoch sehr ungleich verteilt. Angesichts des derzeit rasch zunehmenden Einsatzes hochspezialisierter Diabetestechnologien fordern wir die weitere Verbesserung der Transition in die Erwachsenendiabetologie.“

Autor:
Stand:
11.07.2022
Quelle:
  1. DDG: Pressemitteilung – Diabetes Typ 1: Abschied vom Kinderdiabetologen bedeutet häufig Abbruch der ärztlichen Betreuung (23.06.2022)
  2. VDBD: Pressemitteilung – Diabetestechnologien sind nur so gut wie ihre Anwendung; VDBD warnt vor Alleingängen im Diabetesmanagement (14.06.2022)
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