
Hintergrund
Ascorbinsäure ist ein wichtiges wasserlösliches Antioxidans, das den oxidativen Stress von Zellen und Gewebe reduziert. Oxidativer Stress gilt als wichtiger ursächlicher Faktor für die Pathogenese von Insulinresistenz und Hyperglykämie-induzierten Diabeteskomplikationen. Darüber hinaus haben einige Studien gezeigt, dass die Nahrungsergänzung mit Ascorbinsäure bei Personen mit Typ-2-Diabetes die HbA1c-Werte und die Nüchternglukosespiegel senken kann.
Die Bestimmung der postprandialen Glykämie ist klinisch besonders wichtig, da Ergebnisse aus epidemiologischen und interventionellen Studien darauf hindeuten, dass bei Patienten mit Typ-2-Diabetes die postprandiale Hyperglykämie als unabhängiger Risikofaktor für chronische und akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu werten ist.
Derzeit liegen für Patienten mit Typ-2-Diabetes keine ausreichenden Daten zu den Wirkungen einer Supplementierung mit Ascorbinsäure auf die postprandiale Glykämie und die täglichen Abweichungen in Hyper- und Hypoglykämien unter normalen Lebensbedingungen vor.
Zielsetzung
Ein Wissenschaftlerteam um Shaun Mason von der School of Exercise and Nutrition Sciences, Institute for Physical Activity and Nutrition, Deakin University, Geelong, Australia, untersuchte bei Personen mit Typ-2-Diabetes unter normalen Lebensbedingungen, ob eine Nahrungsergänzung mit Ascorbinsäure die postprandiale Glukoseantwort verbessert [1].
Ein sekundäres Ziel war es, die Wirkung der Supplementierung mit Ascorbinsäure auf den Blutdruck zu untersuchen.
Methodik
Insgesamt 31 Personen mit Typ-2-Diabetes, 26 Männer und fünf Frauen im mittleren Alter von 61,8 Jahren nahmen an der doppelblinden, placebokontrollierten, randomisierten Cross-over-Studie teil. Die Diagnose lag durchschnittlich 5,6 Jahre zurück. Der HbA1c-Wert der Patienten lag im Mittel bei 7,6%. 40% der Patienten nahm regelmäßig Antihypertensiva ein.
Die Studienteilnehmer erhielten über vier Monate Placebo oder orale Ascorbinsäure (2×500 mg/Tag). Diese Dosis entspricht dem Zehnfachen der normalen Zufuhr. Für jeweils einen Zeitraum von 48 Stunden vor und nach der Supplementierungsphase trugen die Teilnehmer kontinuierliche Glukose-Monitore und nahmen standardisierte Mahlzeiten ein.
Die Forscher ermittelten für die postprandialen Glukosespiegel die inkrementellen Flächen unter der Kurve (iAUC), die Dauer, die sich die Patienten pro Tag in einem hyper- oder hypoglykämischen Status befanden, die durchschnittlichen Glukosewerte über 24 Stunden und postprandial pro Tag, HbA1c-, Insulin- und Blutdruckwerte, sowie den oxidativen Stress anhand der F2-Isoprostanespiegel.
Ergebnisse
Die Forscher beobachteten signifikante Verringerungen der täglichen postprandialen Glukose iAUC um 36% im Zuge der nahrungsergänzenden Einnahme von Ascorbinsäure. Außerdem sank die Dauer, die sich Patienten pro Tag in einer Hyperglykämie beziehungsweise postprandialen Hyperglykämie befanden, insgesamt um 2,8 Stunden beziehungsweise 1,7 Stunden.
Im Vergleich zu Placebo sanken der 24-Stunden-Glukosespiegel um durchschnittlich 0,8 mmol/L und der tägliche postprandiale Glukosespiegel um 1,1 mmol/L, der systolische Blutdruck um 7 mm Hg und der diastolische Blutdruck um 5 mm Hg, sowie F2-Isoprostane in einer spezifischen Fraktion des freien Plasmas um 47 pg/mL.
Fazit
Personen mit Typ-2-Diabetes zeigten nach vier Monaten Ascorbinsäure-Supplementierung im Vergleich zu Placebo eine verbesserte postprandiale sowie 24-Stunden-Glykämie und verminderte Blutdruckwerte.
Die Forscher meinen, dass die antioxidativen Eigenschaften von Ascorbinsäure dazu beitragen können, dem hohen Gehalt an freien Radikalen, die bei Menschen mit Diabetes vorkommen, entgegenzuwirken. Es sei auch ermutigend zu sehen, dass sich dies bei einer Reihe von üblichen Komorbiditäten des Diabetes, wie zum Beispiel Bluthochdruck, günstig auswirke.
Die Vitamin C-Supplementierung kann also bei Personen mit Typ-2-Diabetes kostengünstig und bei einfacher Anwendung einen erheblichen gesundheitlichen Nutzen bringen, wenn sie als "effektive Zusatztherapie" angewendet wird, wie eine gesunde Ernährung.
Die Studie wurde vom Diabetes Australia Research Trust finanziell unterstützt.