IQWiG-Berichte für DMP Adipositas veröffentlicht

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen hat die Abschlussberichte veröffentlicht, die als Grundlage für die Entwicklung eines DMP Adipositas genutzt werden sollen.

Analyse

Als Disease Management Programme (DMP) werden strukturierte, evidenzbasierte Behandlungsprogramme zu chronischen Erkrankungen bezeichnet, in die sich Betroffene bei ihrer Krankenkasse einschreiben lassen können. Sie bieten eine Behandlung auf dem aktuellen medizinischen Forschungsstand und sollen Komplikationen, Krankenhausaufenthalten und Folgeschäden vorbeugen. Beauftragt wurde das IQWiG vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zur Erstellung einer Leitliniensynopse, die als wissenschaftliche Grundlage für das neue DMP Adipositas dienen soll.

Leitliniensynopsen für Erwachsene und Kinder

Das IQWiG hat zwei Berichte erstellt: zum einen für Erwachsene und zum anderen für Kinder und Jugendliche. Es wurden in die Leitliniensynopse „Adipositas – Erwachsene“ Empfehlungen aus 25 aktuellen, internationalen medizinischen Leitlinien aufgenommen. Die deutsche S3-Leitlinie „Adipositas – Prävention und Therapie“ war davon ausgenommen, da diese zuletzt 2014 aktualisiert wurde. Zwar wurde die Überarbeitung dieser Leitlinie bereits begonnen, wann diese abgeschlossen ist, ist jedoch nicht bekannt. Bei den Kindern und Jugendlichen wurden sechs Leitlinien betrachtet.

Zuordnung zu DMP-Versorgungsaspekten

Die Empfehlungen der Leitlinien wurden vom IQWiG nach DMP-Relevanz bewertet den DMP-Versorgungsaspekten zugeordnet. Dazu zählen unter anderem Diagnostik, Therapieziele, allgemeine Grundsätze der Therapie, therapeutische Maßnahmen, Kooperation der Versorgungssektoren, Langzeitbetreuung und Schulungen. Für erwachsene konnte zu allen Aspekten Inhalte identifiziert werden. Für adipöse Kinder und Jugendliche fehlten relevante Empfehlungen zu Therapiezielen, digitalen medizinischen Anwendungen und Schulungen.

BMI als Kriterium unzureichend

Laut Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) aus den Jahren 2013 bzw. 2018 sind in Deutschland etwa 24% der Erwachsenen und 6% der Kinder und Jugendlichen adipös. Krankhaftes Übergewicht erhöht das Risiko für chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Erkrankungen des Bewegungsapparates und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neben Faktoren wie der Ernährung und dem Lebensstil können auch eine genetische Veranlagung, bestimmte Krankheiten, psychologische und soziale Faktoren sowie manche Medikamente zur Gewichtszunahme führen.

„Eine der großen Herausforderungen für die weiteren Beratungen wird es nun sein, den genauen Kreis der Versicherten zu definieren, die von einem DMP profitieren würden. Denn die Berichte des IQWiG zeigen, dass ein reines Abstellen auf den Body-Mass-Index zu kurz greifen würde.“, erklärt Karin Maag, unparteiisches Mitglied des G-BA und Vorsitzende des beschlussvorbereitenden Unterausschusses.

Wie geht es weiter?

Der G-BA wird die Berichte des IQWiG bis zum 31. Juli 2023 bewerten und detaillierte Anforderungen an das DMP Adipositas beschließen. Kurz zuvor wird ein Stellungnahmeverfahren eingeleitet, das es den Fachgesellschaften und Sachverständigen ermöglicht, sich zu dem Beschlussentwurf zu äußern. Die Ergebnisse fließen in die weitere Beratung zum DMP ein. Anschließend prüft das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), ob der Beschluss rechtskonform ist. Daraufhin kann er im Bundesanzeiger veröffentlicht werden und in Kraft treten. Erst zu diesem Zeitpunkt ist es möglich, dass sich Versicherte für das Versorgungsangebot einschreiben.

Autor:
Stand:
20.09.2022
Quelle:
  1. G-BA: Pressemitteilung – IQWiG-Berichte zu Diagnostik und Therapie von Adipositas vorgelegt: Gemeinsamer Bundesausschuss berät nun die detaillierten DMP-Anforderungen  (16.09.2022)
  2. IQWiG: Pressemitteilung – Adipositas: Leitlinienrecherchen liefern gute Basis für ein DMP (16.09.2022)
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