
Hintergrund
Bei der subklinischen Hypothyreose produziert die Schilddrüse zwar ausreichend Hormone (T3 und T4), jedoch wird aufgrund einer gesteigerten Hypophysenaktivität vermehrt TSH (Thyreotropin) freigesetzt. Kommt es in der Folge zu einer Verringerung der Schilddrüsenhormone T3 und T4, spricht man von einer manifesten Hypothyreose. Da schon für die subklinische Hypothyreose erhöhte Risiken für eine Reihe von Folgeerkrankungen berichtet wurden, werden Patienten häufig schon in diesem Krankheitsstadium mit Schilddrüsenhormonen behandelt. Ob sich dadurch die allgemeine Lebensqualität oder die Schilddrüsensymptome verbessern lassen, ist unklar.
Zielsetzung
Ein internationales Forscherteam um Martin Feller vom Inselspital im schweizerischen Bern untersuchte mittels einer Metaanalyse den Zusammenhang zwischen einer Therapie mit Schilddrüsenhormonen und der Lebensqualität sowie der schilddrüsenassoziierten Symptome bei Erwachsenen mit subklinischer Hypothyreose.
Methodik
Zu diesem Zweck suchten die Forscher in den Datenquellen PubMed, EMBASE, ClinicalTrials.gov, Web der Wissenschaft, Cochrane Library, CENTRAL, Emcare und Academic Search Premier nach randomisierten klinischen Studien, in denen bei nicht-schwangeren Erwachsenen mit subklinischer Hypothyreose die Therapie mit Trijodthyronin, L-Thyroxin oder eine Kombination aus beiden Hormonen mit der Gabe von Plazebo oder mit keiner Therapie verglichen wurde. Zwei Personen bewerteten unabhängig die Eignung aller gefundenen Studienberichte anhand von Titeln und Abstracts. Im nächsten Schritt bewerteten zwei Personen die verbliebenen Studienberichte anhand der Volltexte.
Zwei unabhängige Personen extrahierten Daten, bewerteten das Risiko von Verzerrungen (Cochrane Risk-of-Bias-Tool) und bewerteten die Qualität der Evidenz (GRADE-Tool). Für die gemeinsame Analyse der Daten wurden Unterschiede in den klinischen Scores (z. B. Lebensqualität) in standardisierte mittlere Differenzen umgewandelt (SMD; positive Werte zeigen den Nutzen der Schilddrüsenhormontherapie an; 0,2, 0,5 und 0,8 entsprechen jeweils kleinen, mittleren und großen Effekten). Für die Metaanalysen wendeten die Forscher Random-Effects-Modelle an.
Primäre Ergebnisparameter waren die allgemeine Lebensqualität und schilddrüsenbedingte Symptome nach einer Mindestbeobachtungszeit von 3 Monaten.
Ergebnisse
Insgesamt erfüllten 21 von 3088 ursprünglich identifizierten Publikationen mit 2192 randomisierten Erwachsenen die Einschlusskriterien. Die Therapie mit Schilddrüsenhormon führte nach einer Behandlungszeit im Bereich von 3 bis 18 Monaten zu einer Senkung des mittleren Thyreotropinwerts in den normalen Referenzbereich (0,5 bis 3,7 mIU/L vs. 4,6 bis 14,7 mIU/L unter Plazebo). Die allgemeine Lebensqualität und die Schilddrüsensymptome verbesserten sich nicht (SMD -0,11 bzw. 0,01).
Auch für sekundäre Endpunkte wie Depression, Kognition, Muskelkraft, systolischen Blutdruck und BMI konnte kein Nutzen durch die Behandlung belegt werden. Das Verzerrungspotenzial war insgesamt gering. Der mit dem GRADE-Tool beurteilte Evidenzgrad wurde als moderat bis hoch eingestuft.
Fazit
Bei nicht schwangeren Erwachsenen mit subklinischer Hypothyreose führt eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen nicht zu Verbesserungen der allgemeinen Lebensqualität oder der Schilddrüsensymptome. Diese Ergebnisse stützen nach Meinung der Autoren die routinemäßige Anwendung der Schilddrüsenhormontherapie bei Erwachsenen mit subklinischer Hypothyreose nicht. Ob eine Hormonsubstitution diese Patienten vor kardiovaskulären Ereignissen schützt, wurde nur in einer Studie untersucht und lässt sich im Rahmen dieser Metaanalyse nicht abschließend beurteilen.