Hepatitis D: Hepcludex (Bulevirtid) erhält EMA Zulassung

Kürzlich ist das erste Medikament zur Behandlung der Hepatitis D zugelassen worden, der Entry Inhibitor „Bulevirtid“, der den NTCP-Rezeptor blockiert. Die Markteinführung ist an die Ergebnisse einer aktuell laufenden Phase-III-Studie geknüpft, die 2025 erwartet werden.

Hepatitis D

Hintergrund

Das Hepatitis D Virus ist ein RNA Virus, welches zur Replikation das Hepatitis B Virus benötigt.

In Deutschland wird seit 1982 (Risikogruppen) bzw. 1995 (Säuglinge) gegen Hepatitis B (HBV) geimpft. Dort sind insgesamt ca. 240.000 Menschen von einer chronischen Hepatitis B Infektion betroffen. Von diesen sind schätzungsweise etwa 6000 Menschen mit Hepatitis D infiziert. Die weltweite Prävalenz von Hepatitis D wird auf etwa 15 Millionen geschätzt.

Die chronische Hepatitis D gilt als besonders schwere Form der Virushepatitis, sie führt innerhalb von 5-10 Jahren häufig zu einer Leberzirrhose oder Leberkrebs. Eine Heilung der Erkrankung gibt es bisher nicht. Die derzeitige Therapie mit pegyliertem Interferon alpha über 12 Monate ist nur selten erfolgreich. Meist bleibt als einzige Therapieoption die Lebertransplantation.

Dies könnte sich nun ändern, denn Forscher haben den Wirkstoff Bulevirtide entwickelt, der kürzlich die Zulassung der EMA (Europäischen Arzneimittel-Agentur [European Medicines Agency]) erhalten hat.

Die Wirkung des Medikamentes tritt über eine Blockade des NTCP-Rezeptors (Natrium Taurocholate Co-Transporting Polypeptide) ein. Über diesen werden Gallensäuren im Rahmen des enterohepatischen Kreislaufes von den Leberzellen aufgenommen. Der NTCP-Rezeptor wird gleichzeitig aber auch als Eintrittspforte vom Hepatitis D (und Hepatitis B) Virus genutzt. Der neu zugelassene Wirkstoff Bulevirtide blockiert den Eintrittsrezeptor des Virus in die Zelle. Dadurch wird der Infektionszyklus unterbrochen. Die Zellen, die bereits infiziert sind, sterben entweder ab oder werden vom Immunsystem zerstört. Dadurch erhält die Leber die Möglichkeit, sofern sie noch nicht zu weit geschädigt ist, sich nach der Bildung neuer Leberzellen vollständig zu erholen.

Bulevirtid erhielt von der EMA das PRIME (Priority Medicine) Siegel und wurde im Mai 2020  unter dem Namen Hepcludex® zugelassen. Die Markteinführung ist an die aktuell laufende Phase-3 Studie gebunden, deren Ergebnisse Anfang 2025 erwartet werden. Mit Hilfe dieser Ergebnisse wird eine endgültige Einschätzung der Wirkungen und Nebenwirkungen des Wirkstoffes möglich sein.

Die bekannten häufigsten unerwünschten Effekte sind ein Anstieg der Gallensalz-Spiegel, lokale Reaktionen an der Injektionsstelle sowie eine Exazerbation der Hepatitis nach Absetzen der Behandlung.

Da auch Hepatitis B den NTCP Rezeptor als Eintrittspforte in die Zelle nutzt, wirkt Hepcludex auch als Hepatitis-B Therapeutikum. Gemeinsam mit dem für Hepatitis B zugelassenen Immunmodulator Interferon alpha wurde der Wirkstoff mit gutem Ergebnis getestet: „Nach 48 Wochen Behandlung war die Viruslast stark reduziert und bei einem Teil der Patienten waren alle Virusmarker nachhaltig verschwunden“ berichtet Prof. Stephan Urban, der stellvertretende Koordinator Hepatitis und Inhaber der DZIF (Deutsches Zentrum für Infektionsforschung) Professur „Translationale Virologie“. „Es wird in naher Zukunft sehr interessant sein zu prüfen, ob die Kombination von Hepcludex mit einem Immunmodulator auch bei HBV-Patienten ohne HDV-Co-Infektion zu einem kurativen Therapieverlauf führen kann.“

Fazit

Bulevirtid hat die EMA Zulassung für die Therapie der Hepatitis D erhalten. Die Ergebnisse der laufenden Phase-III-Studie (NCT03852719) sind abzuwarten, um eine endgültige Einschätzung der Wirkung und Nebenwirkung des Wirkstoffes zu erhalten.

Autor:
Stand:
20.08.2020
Quelle:
  1. Gemeinsame Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg und des Deutschen Zentrums füf Infektionsforschung (DZIF) vom 04.08.2020: ERSTES MEDIKAMENT GEGEN HEPATITIS D VON DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION ZUGELASSEN
  2. Pressemitteilung EMA vom 28.5.2020 (Summary of Opinion): EMA/CHMP/270357/2020. Hepcludex. Bulevirtide.
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