
Protonenpumpeninhibitoren (PPI) zählen zu den am häufigsten verordneten Medikamenten. Vor gastroskopischen Untersuchungen zum Nachweis von Reflux-Krankheit oder Helicobacter pylori-Infektion werden diese Präparate in der Regel für einen Zeitraum von sieben Tagen pausiert, da sie zu falsch negativen Resultaten führen können. Nach einer über vier- bis achtwöchigen Einnahme ist diese Absetzung allerdings häufig mit Symptomaggravation verbunden. Dies kann dazu führen, dass Patienten und Patientinnen, trotz der Pausierungs-Anordnung weiterhin PPI einnehmen, wodurch die Sensitivität der Testungen reduziert und die Diagnosestellung erschwert wird.
Alginate zur Symptomlinderung?
Alginate sind Polysaccharide, die zur Bildung einer schützenden Schleimhautbarriere beitragen und somit beschwerdelindernd wirken. Die Effektivität ihres Einsatzes nach Absetzung von PPI vor gastroskopischen Untersuchungen wurde nun in einer britischen Studie durch Vales et al. untersucht.
Randomisierte Fall-Kontroll-Studie
Die unizentrische randomisierte Fall-Kontroll-Studie wurde im Open-Label Format in London durchgeführt. Aufgenommen wurden Patienten und Patientinnen, die länger als vier Wochen PPI einnahmen. Eine Probandengruppe erhielt während der sieben Tage langen PPI-Abstinenzphase viermal täglich Gaviscon Advance, welches Natrium-Alginat und Kalium-Bicarbonat enthält. Die Kontrollgruppe erhielt dagegen kein Präparat.
Neben PPI war die Einnahme von H2-Rezeptor-Antagonisten in der Studienphase untersagt. Der primäre Endpunkt war die Änderung des durch Fragebögen erfassten Gastro Oesophageal Reflux Disease Health-Related Quality of Life Scores (GERD-HRQL Score) in beiden Gruppen vor und nach PPI-Abstinenzphase. Ein hoher GERD-HRQL Score indizierte dabei eine hohe Beschwerdelast.
Weniger Beschwerden in der Alginat-Gruppe
Es wurden insgesamt 48 Probanden und Probandinnen im Alter von 18 bis 76 Jahren in die Studie aufgenommen und randomisiert. Im Gegensatz zur Gruppe, die ein Alginat erhielt, zeigte sich in der Kontrollgruppe ein signifikanter Anstieg des GERD-HRQL Scores (95%-Konfidenzintervall 1 bis 7, p=0,04). Das am häufigsten ausgeprägte Symptom war Sodbrennen, gefolgt von Regurgitation und Brustschmerzen. Ernsthafte Nebenwirkungen von Alginaten wurden nicht beobachtet.
Signifikante Ergebnisse trotz Alginat-Einnahme in der Kontrollgruppe
Signifikante Ergebnisse wurden erzielt, trotz der Tatsachen, dass erstens mehr als die Hälfte der Probanden und Probandinnen in der Kontrollgruppe gelegentlich das Alginat-haltige Gaviscon Advance aus eigenem Bestand einnahm und zweitens mehr Patienten und Patientinnen in der Alginat-Kohorte unter gastroduodenaler Reflux-Krankheit litten. Bei der letzteren Gruppe wäre aufgrund von einer erhöhten Säureexposition bei PPI-Entzug eine Symptomzunahme zu erwarten, die jedoch, möglicherweise zurückführbar auf die regelmäßige Alginat-Einnahme, nicht eingetreten ist.
Ursprünglich unterschiedliche Symptomlast der Kohorten stellt Limitation dar
Neben dem Open-Label Design und der geringen Patientenanzahl stellt die Ungleichheit der Kohorten in Bezug auf den GERD-HRQL Score zu Beginn der Studie eine Limitation dar. Weiterhin wird die ungleiche Ethnizität-Verteilung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen als Einschränkung genannt.
Fazit: Alginate könnten Symptome reduzieren, weitere Studien sind jedoch notwendig
Die Studie deutet darauf hin, dass eine Symptomreduktion bei der Absetzung von PPI durch die Einnahme von Alginaten erzielt werden kann. Dies kann nicht nur bei der Pausierung vor gastroenterologischer Diagnostik nützlich sein, sondern auch beim Versuch der Absetzung einer überflüssigen Therapie.
Allerdings sollten die oben genannten Limitationen nicht ignoriert werden, weshalb weitere Studien, in denen die Thematik untersucht wird, notwendig sind.