
An sich ist es nicht neu: Alkohol steigert das Risiko für Malignome, auch für Mamma-Ca. Allerdings resultiert diese Bewertung aus herkömmlichen Beobachtungsstudien, in denen der Alkoholkonsum mit vielen anderen Lebensstil- und sozioökonomischen Faktoren in Verbindung steht, was die Kausalität „Brustkrebs durch Alkohol“ verfälschen könnte. Außerdem wurde in den meisten dieser Beobachtungsstudien der Alkoholkonsum nur wenige Male im Studienzeitraum gemessen, so dass die langfristige Alkoholexposition nicht quantifiziert werden kann.
Daten von fast 6 Mio. Frauen ausgewertet
Eine internationale Forschergruppe unter chinesischer Federführung wollte es nun besser machen: Um hier eine verlässliche Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen Alkoholkonsum und Brustkrebsrisiko herzustellen, legten sie eine Metaanalyse mit 26 prospektiven Kohortenstudien auf, die die Daten von 5.795.688 Teilnehmern auswertete. In einer MR (Mendelsche Randomisierung)-Analyse wurden auf Grundlage der genetischen Prädisposition für Alkoholkonsum ("Drinks pro Woche") und pathologisches Trinkverhalten ("Alkoholkonsumstörung" und "problematischer Alkoholkonsum") das Risiko bewertet.
Alkohol und DNA-Methylierung
Das Wissenschaftlerteam wollte zusätzlich auch den kausalen Zusammenhängen auf die Spur kommen: Aus epigenomweiten Assoziationsstudien geht hervor, dass Alkoholkonsum die DNA-Methylierung sowohl im Blut als auch im Brustgewebe beeinflussen kann. Inzwischen ist auch bekannt, dass die De-novo-Methylierung mit der Tumorentstehung in Zusammenhang steht. In der MR-Analyse wurde daher auch die aufgrund von epigenetischen Studien vorhergesagten alkoholbezogenen DNA-Methylierungs-Marker, die CpG-Stellen der Gene, untersucht.
Brustkrebsrisiko steigt schon bei geringer Alkoholmenge
Ergebnis:
- Alkoholkonsum geht immer mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einher, unabhängig von der Menge. Im Vergleich zu Abstinenzlern hatten
o leichte Trinker ein um 7% erhöhtes Risiko für Brustkrebs (relatives Risiko RR 1,07; 95% KI 1,04 bis 1,10].
o mäßige Trinker ein um etwa 21% erhöhtes Brustkrebsrisiko (RR 1,21; 95% KI 1,14 bis1,28).
o starke Trinker ebenfalls ein um etwa 21% erhöhtes Risiko (RR 1,21; 95% KI 1,17 bis 1,26). - Insgesamt besteht einen Dosis-Wirkungsbeziehung: Das Risiko wurde mit einem Anstieg von 4% je 10 g Alkohol mehr pro Tag beziffert.
- Die MR-Analyse ergab, dass der Phänotyp „problematischer Alkoholkonsum“ mit einem 76%-igen Anstieg des Brustkrebsrisikos verbunden war (Odds Ratio 1,76; 95% KI 1,04 bis 2,99).
- Des Weiteren ergab die MR-Analyse einen kausalen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Brustkrebs, der durch die Methylierung bestimmter Stellen in den Promotorregionen von vier Genen vermittelt wird: CDC7, ZNF318, RIN3 und RP11-867G23.13. Die Methylierung in der Promotorregion bewirkt die Unterdrückung der Genexpression.
Prävention durch CpG-Forschung?
Wie die Autoren in ihrem Fazit schreiben, bestätigen ihre Ergebnisse erneut, dass Alkoholkonsum selbst bei einer sehr geringen Dosis ein hohes Risiko für das Auftreten von Brustkrebs darstellt. Die pathogene Wirkung von Alkohol auf Brustkrebs könnte auf ein pathologisches Trinkverhalten und epigenetische Veränderungen an mehreren CpG-Stellen zurückzuführen sein. An diesen CpG-Stellen könnten künftig Forschungen ansetzen, um daraus Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.