
Das Corona-Virus-19 wird definitiv nicht durch die Muttermilch übertragen. Vielmehr könnte das Stillen wie auch bei anderen Erkrankungen das Neugeborene vor der Infektion schützen. Allerdings fehlen Daten über die Immunantwort in den ersten Lebensmonaten bei Neugeborenen, die dem Virus in utero ausgesetzt waren.
Antikörperantwort bei Geburt und nach 2 Monaten
Diese Wissenslücke wollte ein italienisches Team aus Gynäkologen, Neonatologen und Immunologen in seiner prospektive Kohortenstudie schließen. Dazu untersuchten sie die systemische und mukosale SARS-CoV-2-Antikörperantwort bei 21 Müttern, die zum Zeitpunkt der Entbindung infiziert waren, und bei ihren Säuglingen kurz nach der Geburt und zwei Monate danach. Dabei wurden vor allem die IgA-Antikörper bestimmt, die spezifisch für das SARS-CoV-2 Spike-Protein sind.
Ergebnisse:
48 Stunden nach der Entbindung:
- Bei 57 % der Mütter (16/28) sind Spike-spezifische IgG-Antikörper und bei 61 % (17) Spike-spezifische IgA-Antikörper nachweisbar
- Keine SARS-CoV-2-Antikörper im Serum der Neugeborenen nachweisbar
2 Monate nach der Entbindung:
- Anstieg des Spike-spezifischen IgA bei 95 % der Mütter (19/20) und Anstieg des Spike-spezifischen IgG bei 95 % (19/20)
- Keines der Neugeborenen zeigte COVID-19-bedingte Symptome.
Verglichen wurden auch die Muttermilchproben, die 48 Stunden nach der Entbindung entnommen worden waren mit den Proben zwei Monate nach der Geburt: Das Spike-spezifische IgA-Antikörper betrug 48 Stunden nach der Entbindung 1,73 willkürliche Einheiten (WE) (Interquartilsabstand [IQR], 0,62–3,27 WE), 2 Monate nach der Entbindung 0,66 WE (IQR: 0,49–1,24); p = 0,1.
Der Gesamt-IgA-Spiegel der Säuglinge war bei der Entbindung 0 mg/dl (IQR: 0–6,64 mg/dl) und stieg nach zwei Monaten auf 67,50 mg/dl (IQR: 25,80–92,40 mg/dl); p < 0,001.
Säuglinge, die in den ersten zwei Lebensmonaten Muttermilch erhielten, wiesen im Vergleich zu Säuglingen, die mit Säuglingsnahrung ernährt wurden, signifikant höhere Spike-spezifische IgA-Antikörperspiegel im Speichel auf.
Passiver Schutz durch IgA , aktiver durch Immunkomplexe
Dass SARS-CoV-2-Spike-spezifische IgA-Antikörper im Speichel von Säuglingen nachgewiesen wurde, könnte nach Ansicht der Autoren zumindest teilweise erklären, warum Neugeborene gegen eine SARS-CoV-2-Infektion resistent sind. Peripartal infizierte Mütter scheinen das Neugeborene nicht nur passiv über das sekretorische IgA der Muttermilch zu schützen, sondern auch das neonatale Immunsystem aktiv über die Immunkomplexe der Muttermilch zu stimulieren und zu trainieren.