Klinische Präsentation von COVID-19 bei Schwangeren

Forscher untersuchten in der Registerstudie PRIORITY das klinische Erscheinungsbild, die Symptomologie und den Krankheitsverlauf von 594 symptomatischen Frauen mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion. Bei 25% der Frauen hielten die Symptome acht Wochen oder länger an.

Schwangere Covid-19

Hintergrund

Das Auftreten der Coronavirus-Krankheit 2019 (coronavirus disease-19 [COVID-19]), verursacht durch das neuartige Virus SARS-CoV-2 (severe acute respiratory syndrome-coronavirus-2 [schweres akutes respiratorisches Syndrom-Coronavirus-2), wurde im Dezember 2019 in Wuhan, China, beschrieben. Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation den Ausbruch von COVID-19 zur Pandemie.

Trotz des potenziell erhöhten Risikos von COVID-19 für schwangere Patientinnen und ihre Neugeborenen bestehen nach wie vor erhebliche Lücken im Verständnis des klinischen Krankheitsverlaufs und der Gesamtprognose in dieser Population. Bisher konzentrierten sich Studien zur Infektion mit SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft hauptsächlich auf hospitalisierte Patientinnen.

Derzeit liegen nur begrenzte Daten zu Veränderungen der Symptome im Zeitverlauf und zur Gesamtdauer der Erkrankung bei schwangeren Frauen in der ambulanten Versorgung vor. Die Mehrheit der Patientinnen mit COVID-19 gehört zu dieser Population. Daten zur klinischen Entwicklung sind für die Beratung und Risikostratifizierung schwangerer Patientinnen mit COVID-19 von entscheidender Bedeutung.

Zielsetzung

Ein Studienteam um Dr. Yalda Afshar von der Division of Maternal Fetal Medicine, Department of Obstetrics and Gynecology, an der University of California in Los Angeles, USA, untersuchte das klinische Erscheinungsbild, die Symptomologie und den Krankheitsverlauf von COVID-19 in der Schwangerschaft [1].

Methodik

Die PRIORITY-Studie (Pregnancy CoRonavIrus Outcomes RegIsTrY) ist eine in den USA laufende landesweite prospektive Kohortenstudie mit Frauen, die schwanger sind oder bis zu sechs Wochen nach der Schwangerschaft an einer bekannten oder vermuteten schweren Infektion mit SARS-CoV-2 leiden. Die Forscher analysierten das klinische Erscheinungsbild und den Krankheitsverlauf von COVID-19 bei Studienteilnehmerinnen, die positiv auf eine SARS-CoV-2-Infektion getestet worden waren und zum Zeitpunkt des Tests Symptome berichtet hatten.

Ergebnisse

Von 991 Studienteilnehmerinnen, die vom 22. März 2020 bis zum 10. Juli 2020 in die Studie aufgenommen worden waren, hatten 736 Frauen zum Zeitpunkt des Tests Symptome von COVID-19. 594 Frauen dieser symptomatischen Gruppe wurden positiv und 142 Frauen wurden negativ auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 getestet. Das Durchschnittsalter betrug 31,3 Jahre (SD 5,1), 37% der Frauen waren   und 95% der Frauen wurden ambulant versorgt.

Die Studienteilnehmerinnen, die positiv auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 getestet wurden, waren eine geografisch unterschiedliche Kohorte: 34% der Frauen stammten aus dem Nordosten, 25% aus dem Westen, 21% aus dem Süden und 18% aus dem Mittleren Westen. 31% der Studienteilnehmerinnen waren Latina und 9% waren Schwarze. Das durchschnittliche Gestationsalter bei der Aufnahme in die Studie betrug 24,1 Wochen. 13% der Teilnehmerinnen wurden nach der Schwangerschaft in die Studie aufgenommen.

Die häufigsten ersten Symptome in der Kohorte der Patientinnen, die positiv auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 getestet wurden, waren Husten (20%), Halsschmerzen (16%), Schmerzen am Körper (12%) und Fieber (12%). Die mediane Zeit bis zum Abklingen der Symptome betrug 37 Tage (95%-KI 35 - 39). Bei 25% der Teilnehmerinnen, die positiv auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 getestet wurden, hielten die Symptome acht Wochen oder länger nach dem ersten Auftreten an. Die meisten Patientinnen zeigten einen milden Krankheitsverlauf.

Fazit

Die Studienautoren stellten zusammenfassend fest, dass sich die Symptome in dieser primär ambulanten Kohorte schwangerer Patientinnen von denen in nicht schwangeren Populationen unterscheiden. Fieber trat seltener und Müdigkeit, Schmerzen am Körper und Kopfschmerzen traten häufiger auf. Eine Schwangerschaft führte bei Patientinnen mit COVID-19 zu einem längeren Krankheitsverlauf. Bei 25% der Patientinnen führte COVID-19 während der Schwangerschaft und in den sechs Wochen nach der Schwangerschaft zu einem verlängerten und unspezifischen Krankheitsverlauf.

Als Limitierung ihrer Studie geben die Autoren die Zusammensetzung der Studienpopulation aus 60% weißen Frauen mit hohem Bildungsniveau und Einkommen an, die die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse beeinträchtigen könnte. Außerdem könnten die Verfügbarkeit von SARS-CoV-2-Tests in den Regionen, der zeitliche Abstand der Testung zum Auftreten der Symptome und die Genauigkeit der Tests zu Verzerrung geführt haben.

Die Studie ist unter der Nummer NCT04323839 bei ClincialTrials.gov registriert. Sie wurde von der University of California in San Francisco finanziert und von der California Health Care Foundation, den Centers for Disease Control and Prevention, der Bill and Melinda Gates Foundation, dem UCSF National Center of Excellence in Women’s Health, dem CTSI grant #UL1 TR000004, sowie durch Crowdfunding unterstützt.

Quelle:

Afshar et al. (2020) Clinical Presentation of Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) in Pregnant and Recently Pregnant People. Obstetrics and Gynecology, DOI: 10.1097/AOG.0000000000004178

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