
Bei etwa jeder zweiten Patientin mit Endometriose lässt sich eine genetische Disposition nachweisen. Welcher Gendefekt aber der Erkrankung zugrunde liegt, konnte erst kürzlich eine Forschergruppe der Universität Oxford (Großbritannien) aufdecken: Varianten des Gens NPSR1 (Neuropeptid S Rezeptor 1), das auf einem Abschnitt des Chromosoms 7p13-15 lokalisiert ist.
Schwere Endometriose mit NPSR1-defekt assoziiert
Im weiteren Verlauf konnten die britischen Wissenschaftler durch die Analyse publizierter Genomdaten feststellen, dass eine spezielle Variante im Gen NPSR1 mit einer schweren Verlaufsform der Endometriose (Stadium III/IV) assoziiert ist.
NPSR1 auch im Endometriumgewebe
Welchen Einfluss hat aber nun NPSR1 auf die Endometriose? Denn eigentlich codiert NPSR1 den Rezeptor des Neuropeptid S, das im Gehirn aktiv ist. Dass NPSR1 dennoch etwas mit der Pathogenese der Endometriose zu tun hat, belegt die Tatsache, dass das Gen NPSR1 auch im Endometriumgewebe gebildet wird. Außerdem wurde es in Monozyten der Peritonealflüssigkeit nachgewiesen.
Entzündungstrigger
Diese Entdeckung legt nahe, dass NPSR1 möglicherweise nicht direkt an der Entwicklung der Läsionen beteiligt ist, aber die zyklisch wiederkehrenden Entzündungsreaktionen fördert und die Peritonitis-ähnlichen Schmerzen der betroffenen Frauen verursachen.
NPSR1-Rezeptor mit SHA 68R hemmen
Um ihre Vermutung zu bestätigen und gleichzeitig einen Therapieansatz zu entwickeln, dachten sich die Forscher, dass NPSR1 schließlich die Information für einen Rezeptor enthält. Und heutzutage bietet die Rezeptorforschung die Möglichkeit, entsprechende spezifische Hemmstoffe für diese Rezeptoren herzustellen. Den gibt es auch für den NPS-Rezeptor: SHA 68R. Wenn die NPSR1-Hemung funktioniert, müssten sich die Entzündung und somit auch die Schmerzen vermindern.
Erfolg im Mausmodell
Getestet wurde an einem Mausmodell. Nun gibt es bei Mäusen keine Endometriose. Allerdings konnte bei den Tieren eine Endometriose-ähnliche Peritonitis induziert werden. Unter dem Hemmstoff verhielten sich die Mäuse agiler als die Tiere der Kontrollgruppe, die offenbar deutlich mehr Schmerzen hatten.
Therapie ohne OP und ohne Hormone
Auch wenn der Weg zu einer klinisch einsetzbaren Therapie noch weit ist, hoffen die Forscher, dass ihre Ergebnisse zum NPSR1/NPS-System dazu dienen, langfristig eine Therapie für die besonders stark an Endometriose leidenden Frauen zu entwickeln – und das ohne Operationen und ohne Hormonbehandlungen.