
Luftverschmutzung beeinträchtigt die Gesundheit. Nicht nur wo Ruß und Feinstaub auftreffen, z.B. Atemwege oder Haut, wird die Organfunktion geschädigt, auch andere Störungen werden indirekt durch Luftschadstoffe verursacht. Das betrifft auch die Fruchtbarkeit. Chinesische Wissenschaftler mehrerer Institute in Shanghai wollten herausfinden, ob insbesondere die Feinstaubbelastung die Hodenfunktion, genauer gesagt , die Spermien beeinträchtigt. Bisherige Untersuchungen da hatten widersprüchliche Ergebnisse erbracht.
Teilnehmer: Männer mit Kinderwunsch
Für ihre Untersuchung legten die Shanghaier Forscher eine retrospektive Kohortenstudie mit 33.876 chinesischen Männern im durchschnittlichen Alter von 34,1 Jahren auf. Der Zusammenhang zwischen der Exposition mit Feinstaub verschiedener Größenklassen (PM < 2,5 µm, 2,5 -10 µm und ≤ 10 µm) und der Samenqualität (Zahl, Konzentration und Beweglichkeit) wurde untersucht. Ausgewählt wurden dafür Männer, deren Frauen in einer Reproduktionsklinik wegen ihres unerfüllten Kinderwunsches behandelt wurden. Der Spermienqualität gegenüber gestellt wurde die mediane Feinstaubkonzentration am Wohnort der Männer über eine Periode von 90 Tagen vor der Probenahme, wie auch zu kritischen Perioden der Spermienentwicklung, nämlich 0−9 Tage, 10–14 Tage und 70–90 Tage vor der Ejakulation.
Je mehr Feinstaub, desto lahmer die Spermien
Über den gesamten Untersuchungszeitraum von 90 Tagen war die Exposition mit höheren Feinstaubwerten signifikant mit niedrigerer Gesamtbeweglichkeit und progressiver Beweglichkeit (Anteil der Spermatozoen, die sich überhaupt bewegen, schnell oder langsam) der Spermien verbunden.
Für die Gesamtmotilität fand man eine Abnahme um -3,60 % für jede Zunahme der PM2,5-Konzentration um ein Quartil. Für PM2,5 – 10 betrug die Abnahme 0,45 % und für PM10 waren es 2,44 %.
Auch für die progressive Motilität fand sich eine inverse Korrelation. Sie nahm mit jeder Zunahme um ein Quartil bei PM2,5 um 1,87 % ab; für PM10 waren es 1,05 %.
Kein Bezug zu Spermienzahl
Im Gegensatz zur Motilität gab es keine signifikante Assoziation zwischen der Feinstaubexposition und Spermienzahl oder Spermienkonzentration.
Aufgrund der gefundenen Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen Feinstaub und Spermienmotilität, fordern die Autoren Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung – auch wenn die absoluten Veränderungen der Spermienmotilität nur im einstelligen Prozentbereich lagen.
Mehr Feinstaub als in Deutschland
Allerdings ist fraglich ob diese Ergebnisse auf Deutschland übertragen werden können, schließlich ist hier die Konzentration von Luftschadstoffen um einiges geringer: So liegt die Feinstaubkonzentration in Shanghai median bei 72,43 µg für PM10 im Vergleich zu hiesigen Jahresmittelwerten zwischen 15 und 20 µg für PM10.