Frühgeburten haben Probleme, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen

Untergewichtige und frühgeborene Babys müssen nicht nur körperliche Defizite aufholen, sie haben offenbar auch lebenslang Probleme zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Nach einer britischen Metaanalyse verlieben sich Frühchen im Vergleich zu reif Geborenen seltener, haben weniger Partnerbeziehungen und werden auch seltener Eltern.

Frühgeburt

Schon länger ist in der Diskussion, ob sich die Frühgeburt im späteren Leben auf die sozialen Beziehungen auswirkt. Bisher war allerdings die Datenlage uneinheitlich. Britische Forscher um Dr. Marina Mendonça von der Universität Coventry haben nun eine Meta-Analyse angestrengt. Dabei suchten sie in 1829 prospektiven Langzeit- und Registerstudien nach den sozialen Parametern „in einer Partnerschaft“, „hatte jemals Geschlechtsverkehr“, „Elternschaft“ oder „soziale Unterstützung“.

Daten von vier Millionen Erwachsenen ausgewertet

Ausgewählt wurden 21 Studien, die Daten zu mehr als vier Millionen Erwachsenen enthielten, darunter ca. 180.000, die zu früh oder mit niedrigem Geburtsgewicht auf die Welt kamen.

Ergebnis: Im Vergleich zu den reif geborenen Kontrollen, hatten die früh und untergewichtig Geborenen seltener eine Liebesbeziehung gehabt. Das Chancenverhältnis OR betrug 0,72 (95%-Konfidenzintervall 0,64 – 0,81).

Als Frühchen sinken die Chancen auf Sex

Entsprechend war auch die Wahrscheinlichkeit, Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, ebenfalls erniedrigt (OR 0,43; 95%-KI 0,31 – 0,61). Das heißt, Frühchen haben im Erwachsenenleben nur halb so oft Sex wie die Kontrollpersonen, die ein normales Geburtsgewicht hatten.

Ohne Partner hat man auch seltener Kinder: Die Wahrscheinlichkeit Eltern zu werden, lag für die frühzeitig oder mit Untergewicht Geborenen um 23 % niedriger im Verglich zu den Kontrollen (OR 0,77; 95%-KI 0,65 – 0,91).

Je leichter, desto weniger Partnerschaft

Für die Liebesbeziehungen und die Elternschaft bestand eine Dosis-Wirkungsbeziehung mit dem Ausmaß der Unreife bei der Geburt. Das heißt, je leichter die Person bei ihrer Geburt war, umso geringer die Chance auf Liebe und Partnerschaft.
Die britischen Psychologen fanden aber noch etwas anderes heraus:
Wenn es jedoch bei den Frühgeborenen mit dem anderen Geschlecht klappt, dann ist die Beziehung genauso gut (oder so schlecht) wie bei den Kontrollpersonen.

Fazit

Nach Ansicht der Autoren bestätigt die Studie, dass ein „Frühgeburt-Phänotyp“ mit größeren Schwierigkeiten einhergeht, Bindungen aufzunehmen. Ob die beschriebenen Effekte wirklich das ganze Leben anhalten, bleibt angesichts der Heterogenität der zugrunde liegenden Studien unklar, und sollte in Langzeituntersuchungen mit einheitlichen Kriterien geklärt werden.

Autor:
Stand:
24.09.2019
Quelle:
  1. Mendonça M et al. (2019): Association of Preterm Birth and Low Birth Weight With Romantic Partnership, Sexual Intercourse, and Parenthood in Adulthood: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA , doi: 10.1001/jamanetworkopen.2019.6961
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