
Frauen im gebärfähigen Alter, die sich einer nuklearmedizinischen Maßnahme unterziehen müssen, fürchten langfristig genetische Schäden, die sich auf eine spätere Schwangerschaft auswirken können. Dies ist auch bei einer Radioiodtherapie der Fall, wie sie bei Schilddrüsen-Karzinomen eingesetzt wird.
Welches Intervall muss eingehalten werden?
Im Prinzip kann man die Betroffenen beruhigen, denn ein ausreichend langes Intervall lässt das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen bzw. für Missbildungen des Kindes wieder auf das Normalmaß sinken. Doch wie lange sollte dieses Intervall zwischen Radioiodtherapie und Empfängnis sein? Bisher wird zu einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten geraten. Koreanische Wissenschaftler wollten dies nun genau wissen.
Über 100.000 Daten von Krankenversicherungen gescreent
Sie filterten aus einer Krankenversicherungs-Datenbank die Datensätze von 111 459 Frauen im gebärfähigen Alter zwischen 20 und 49 Jahren heraus, die sich wegen eines differenzierten Schilddrüsenkarzinoms einer Thyreoidektomie unterziehen mussten. Dann wurden zwei Gruppen gebildet: die Frauen, die nach der OP eine Radioiodtherapie (RIT) erhielten und die Gruppe, bei der dies nicht geschah. Die Schwangerschaftsergebnisse der beiden Gruppen wurden dann verglichen.
Insgesamt wurden 10 842 (9,7%) Frauen während der Studie (1.1.2008-31.12.2017) schwanger. Die Unterschiede bei den Schwangerschaftsergebnissen zwischen den Patientinnen, die sich nur einem operativen Eingriff, und denen, die sich einer OP plus RIT unterzogen hatten, waren insgesamt gering:
- Aborte (spontan oder induziert; p = 0,12): 30,7 % (OP) vs. 32,1 % (OP + RIT)
- Frühgeburten: 12,8 % vs. 12,9 % (p = 0,96).
- kongenitale Fehlbildungen: 8,9% vs. 9,0 % (p = 0,89).
Abort-Risiko bei kurzem Intervall vervierfacht
Die koreanischen Wissenschaftler untersuchten auch die Intervalle, die zwischen der RIT und der Schwangerschaft lagen. Ergebnis: Lag dieses Intervall bei den Patientinnen, die eine Operation plus RIT erhielten, unter sechs Monaten (0-5 Monate) war die Wahrscheinlichkeit für kongenitale Fehlbildungen der Kinder um mehr als 70% höher als bei einem Intervall von 12–23 Monaten (OR: 1,74; p = 0,04). Das gilt auch für das Abort-Risiko: Diese stieg mit dem kurzen RIT-Empfängnis-Abstand auf das Vierfache (OR: 4,08; p < 0,001).
Mit mehr als 6 Monaten auf der sicheren Seite
Betrachtet man das Intervall von 6–11 Monaten, so war dies nicht mehr mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte Schwangerschaftsergebnisse für Aborte (OR: 1,16, p= 0,14) oder für Frühgeburten (OR: 1,10, p = 0,57) sowie für kongenitale Fehlbildungen (OR: 0,95, p = 0,80) verbunden.