
Ein gutes Mikrobiom ist wichtig für die Gesundheit. Das gilt auch für die vaginale Flora. Ist dieses Mikrobiom mit seiner Vielfalt an anaeroben und aeroben Mikroorganismen im Gleichgewicht (Eubiose), trägt es zur Keimabwehr bei. Doch dieses Gleichgewicht kann gestört werden (Dysbiose), beispielsweise durch Änderungen des Hormonspiegels oder verschiedene Sexualpraktiken. Dies kann zu einer Anfälligkeit u.a. für sexuell übertragbare Erkrankungen (STD) führen. Umgekehrt kann die Aufrechterhaltung eines gesunden Vaginalmilieus vor Infektionen schützen.
Laktobazillen – Hauptplayer in der Vaginalflora
Da Laktobazillen die häufigste und wichtigste Subpopulation der vaginalen Flora bilden, richten sich das Augenmerk der Forscher auf diesen Teil des Mikrobioms: Laktobazillen produzieren antimikrobielle Verbindungen (Wasserstoffperoxid, Milchsäure, bakterizid-ähnliche Substanzen) und konkurrieren in der Vagina mit anderen Krankheitserregern um Adhäsionsstellen. Dieser Prozess steht auch im Zusammenhang zwischen einer langen Dauer der Dysbiose und dem Fortschreiten von Krebs.
Lactobacillus Crispatus M247 für HPV-Trägerinnen
Könnte die Eubiose der vaginalen Fora durch orales Zuführen von Laktobazillen verbessert werden und wie würde sich das auf die STD-Häufigkeit auswirken? Das wollten italienische Wissenschaftler der Universität Bari in Bezug auf humane Papilloma-Viren wissen, die nicht nur als STD gelten, sondern auch Verursacher von Dysplasien bzw. Zervixkarzinomen.
In ihrer Studie untersuchten sie insgesamt 160 Frauen mit nachgewiesener HPV-Infektion, die in der Zytologie atypische Plattenepithelzellen von unbestimmter Signifikanz, geringgradige intraepitheliale Plattenepithelläsionen oder negative Pap-Abstriche mit positiver HPV-DANN aufwiesen. Jeweils 80 Teilnehmerinnen erhielten über sechs Monate entweder eine orale Zubereitung mit Lactobacillus Crispatus M247 oder Placebo.
Mit Probiotikum weniger HPV-Dysplasien
Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten wurden bei 60,5% der Frauen in der Probiotikagruppe keine HPV-bedingten zytologischen Anomalien festgestellt; in der Kontrollgruppe waren es nur 41,3% (p=0,05).
Die Rate der vollständigen HPV-Beseitigung betrug 15,3% in der Probiotikagruppe im Vergleich zu 9,3% in der Kontrollgruppe (p=0,34).
Erster Schritt zur HPV-Eradikation?
Die italienischen Wissenschaftler sind der Ansicht, dass ihr Ergebnis bestätigt, wie wichtig eine Wiederherstellung der Eubiose ist. Die Reduktion von PAP-Abstrichanomalien weise darauf hin, dass damit auch der erste Schritt zur Eradikation von HPV-Infektion getan werden könnte.