Neue S3-Leitlinie Sectio caesarea

Die Leitlinie fasst das aktuelle Wissen über den Kaiserschnitt sowie über Schwangerschaft und Geburt nach einer Sectio zusammen, um Schwangeren und den beteiligten Professionen eine gemeinsame Entscheidungsfindung zu erleichtern und die Betreuung der Frauen zu verbessern.

Kaiserschnitt

Erste S3-Leitlinie zur Sectio

Die Sectio (Kaiserschnitt, Schnittentbindung, abdominelle Entbindung, Sectio caesarea) ist die weltweit häufigste Operation bei Frauen. In Deutschland zeigt sich seit dem Erreichen einer Quote von 31,8% im Jahr 2014 eine Stabilisierung, jedoch ergeben sich deutliche regionale Unterschiede. Die Sectio war anfangs noch mit einer hohen Mortalität und Morbidität assoziiert, gilt aber heutzutage als ein sicheres Verfahren. Kurz- und Langzeitmorbiditäten von Mutter und Kind sind noch nicht vollständig erforscht. Dies führt bisweilen zu Unsicherheiten bezüglich des optimalen Geburtsmodus und der Einschätzung von Risiken, die mit einer vaginalen Geburt oder einer Sectio verbunden sind.

Das Bundesministerium für Gesundheit und die Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) förderten daher im Rahmen des Leitlinienprogramms (Förderkennzeichen ZMV I 1-2515FSB509) die Zusammenfassung des aktuellen Wissens über die Sectio. Die nun vorliegende Leitlinie umfasst die Themen:

  • Definition und Klassifikation, 
  • Aufklärung, 
  • Indikationen, 
  • Zeitpunkt und Durchführung, 
  • anästhesiologische, postoperative und postnatale Maßnahmen, sowie 
  • Schwangerschaft und Geburt nach einer Sectio.

Das Dokument wurde in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) sowie der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) erstellt. Insgesamt haben AutorInnen aus 23 Fachgesellschaften, Verbänden und Schwangerenvertretungen ihr Wissen in die Leitlinie eingebracht.

Zielgruppen und Zielsetzung

Mit dieser Leitlinie soll Schwangeren, bei denen eine Indikation zu einer Sectio vorliegt oder die eine Sectio aus anderen Gründen erwägen, die Entscheidungsfindung erleichtert werden.

Zudem soll die Leitlinie den beteiligten Professionen evidenzbasierte Handlungsempfehlungen an die Hand geben, um die Betreuung von Frauen und ihren Kindern in der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und früher Elternschaft zu verbessern. Zu diesen Professionen gehören vor allem Hebammen, Gynäkologen/ Geburtshelfer, Kinder- und Jugendärzte/ Neonatologen und Anästhesisten.

Keine Vorgabe von Sectioraten

Die Leitlinie befasst sich auch mit den häufigsten Gründen für einen geplanten Kaiserschnitt und mit möglichen Alternativen. Die Vorgabe einer spezifischen Sectio-caesarea-Rate („Sectiorate“) ist nicht Bestandteil der Leitlinie. Aufgrund fehlender Daten zur mütterlichen und kindlichen Morbidität könnte derzeit keine zuverlässige Aussage über eine optimale Rate getroffen werden, so die Autoren. Als gesichert darf aber die Erkenntnis gelten, dass eine Sectiorate über 15% keinen günstigen Einfluss auf die mütterliche und neonatale Morbidität und Mortalität hat und deshalb gut medizinisch begründet sein sollte.

Quelle:
  1. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe DGGG, Pressemeldung, 12.06.2020
  2. AWMF (2020) S3-Leitlinie Sectio caesarea (Registernummer 015-084).
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