Mammographie-Screening: Alle drei Jahre genügt

Bei Frauen mit einem anamnestisch geringen Brustkrebsrisiko hat das Mammographie-Screening alle drei Jahre eine bessere Nutzen-Schaden-Relation ergeben als die zweijährliche Untersuchung. Das fand eine US-amerikanisches Epidemiologen-Team bei einer Studie mit Frauen im Alter von 50-74 Jahren heraus.

Mammographie

Keine Frage: Ein flächendeckendes Brustkrebs-Screening mit Mammographie vermindert die Zahl von schweren Krankheitsverläufen bzw. Todesfälle wegen Brustkrebs. Doch wie oft sollte diese Früherkennungsuntersuchung stattfinden?

Screening in Deutschland alle zwei Jahre

In Deutschland haben Frauen alle zwei Jahre ab dem 50. bis zum 70. Lebensjahr Anspruch auf Leistungen zur Früherkennung von Brustkrebserkrankungen, was auch eine Mammographie umfasst (1). Ob allerdings das zweijährige Intervall wirklich nötig ist, oder ob nicht ein Screening alle drei Jahre ausreicht, wollten US-Epidemiologen in Zusammenarbeit mit dem Erasmus Medical Center in Rotterdam (Niederlande) herausfinden (2).

Daten des US Cancer Intervention and Surveillance Network

Für den Vergleich dreijähriges versus zweijähriges Risiko bediente sich das Forscherteam dreier gut etablierter, validierter Modelle des US Cancer Intervention and Surveillance Network, um den lebenslangen Nutzen und Schäden für die Frauen abzuschätzen. Dabei werteten die Forscher als Nutzen verhinderte Krebstode sowie die gewonnenen Lebensjahre und qualitätsangepassten Lebensjahre (QALYs). Als Schaden waren falsch-positive Befunde, gutartige Biopsien und Überdiagnosen definiert.

Die Analyse des Nutzen-Schaden-Relation basierte auf

  • den Relativen Risiken (RRs) von 0,6 bis <1 für unterschiedliche Risikogruppen (z.B. Alter bei der ersten Geburt <20 Jahre; Alter bei Menopause <40 Jahre)
  • RRs von 0,5-0,94 für Brustdichte (z.B. überwiegend fetthaltig und verstreut fibroglandulär), RRs von 1,25-1,45 bei heterogen dichtem und sehr dichtem Gewebe.

Nur geringerer Nutzen bei zweijähriger Mammographie

Die Auswertung der Daten ergab, dass der Nutzen des Screenings mit abnehmendem Risiko und mit geringerer Brustdichte proportional abnahm. Falsch-positive Ergebnisse, unnötige Biopsien und der prozentuale Anteil an Überdiagnosen variierten ebenfalls erheblich nach Brustdichtekategorie. Falsch-positive Ergebnisse und unnötige Biopsien waren in der Kategorie mit heterogener Dichte am höchsten. Bei Frauen mit fettreicher oder verstreuter fibroglandulärer Brustdichte und einem relativen Risiko von nicht mehr als 0,85 waren die zusätzlich vermiedenen Todesfälle und die gewonnenen Lebensjahre bei zweijährigem gegenüber dreijährigem Screening gering: ein zweijährliches vs. dreijährliches Screening verhinderte nicht mehr als einen zusätzlichen Brustkrebstod.

Das zweijährliche Screening war mit einem Zugewinn von maximal 16 Lebensjahren und maximal 10 QALYs pro 1000 Frauen verknüpft.

Mehr falsch-Positive Befunde bei 2-Jahres-Screening

Das Screening alle zwei Jahre war im Vergleich zum dreijährlichen mit bis zu 232 falsch-positiven Befunden mehr pro 1000 Frauen verbunden.

Daher kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass ein dreijähriges Screening bei Frauen im Alter von 50 bis 74 Jahren eine sinnvolle Screening-Strategie sein kann – vor allem für Frauen mit einem unterdurchschnittlichen Brustkrebsrisiko und einer fettreichen oder verstreuten fibroglandulären Brustdichte.

Autor:
Stand:
03.03.2021
Quelle:
  1. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Früherkennung von Krebserkrankungen (Krebsfrüherkennungs-Richtlinie/KFE-RL)in der Fassung vom 18. Juni 2020 veröffentlicht im Bundesanzeiger BAnz AT 27.08.2020 B3 in Kraft getreten am 28. August 2020, S.7
  2. van Ravesteyn NT et al. (2021): Breast Cancer Surveillance Consortium and the Cancer Intervention and Surveillance Modeling Network. Trade-Offs Between Harms and Benefits of Different Breast Cancer Screening Intervals Among Low-Risk Women. J Natl Cancer Inst. 2021 Jan 30 doi: 10.1093/jnci/djaa218.
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