
Die zunehmende Liberalisierung von Cannabiskonsum in Medizin, Politik und Gesellschaft dürfte auch dazu führen, das Schwangere vermehrt Marihuana gebrauchen. Daher beschäftigen sich schon länger Geburtshelfer weltweit damit, welche Auswirkungen Marihuana auf die Entbindung und die Kinder haben könnte. Auch die Frauenärzte der Keck School of Medicine, eine Klinik der University of Southern California in Los Angeles, wollten das für ihren Einzugsbereich wissen.
Schwangerschaft mit und ohne Marihuana
Von 2792 Entbindungen gaben 5,4 % Marihuanakonsum an. In ihrer retrospektiven Analyse werteten sie die Daten von 343 Einlingsschwangerschaften aus, die zu einer Lebendgeburt führten. Dabei verglichen Sie die Daten von 151 Frauen, die während der Schwangerschaft Marihuana konsumierten, mit den Daten von 192 Schwangeren, die kein Cannabis gebraucht hatten.
Primäres Studienziel war, die Zahl der Frühgeburten und wie häufig die Babys zu klein für ihr Gestationsalter (SGA=small for gestional age) waren. Darüber hinaus wurden verschiedene andere negative Auswirkungen auf das Neugeborene und die Mutter untersucht.
Häufig weitere Substanzmissbrauch
Den Ergebnissen zufolge waren Marihuana-Konsumentinnen jünger, hatten eher eine nicht-hispanische Abstammung und nahmen die pränatale Betreuung später in Anspruch. Marihuana-Konsumenten verwendeten auch mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit zusätzliche andere psychotrope Substanzen wie Tabak, Kokain und Methamphetamine.
Risiko für Präeklampsie und Sectio caesarea
Nachdem die statistischen Störfaktoren (z.B. demografische und komorbide Faktoren) statistisch herausgerechnet waren, war der Marihuanakonsum signifikant mit mütterlicher Präeklampsie assoziiert. Zudem hatten Marihuana-Konsumentinnen eine höhere Rate an Kaiserschnittentbindung (p = 0,01). Auch für den Methamphetaminkonsum blieb nach der Adjustierung ein Zusammenhang mit Präeklampsie bestehen, war aber statistisch nicht mehr signifikant.
SGA-Risiko bleibt auch nach Adjustierung erhöht
Auch nach Bereinigung um potenzielle Beeinträchtigungen durch den Konsum von Tabak und anderen illegalen Substanzen blieb der Marihuanakonsum mit einem 4,1-fachen Risiko für die Entbindung eines Kindes mit kleinem Gestationsalter (SGA) und einem 2,89-fachen Risiko für zusätzlichen neonatalen Sauerstoffbedarf verbunden.
Diese Ergebnisse ergänzen das wachsende Wissen über die Marihuanaexposition während der Schwangerschaft, schlussfolgerten die Autoren.