Menopause und der Einfluss auf die Herzgesundheit

Die Menopause moduliert das zirkulierende Metabolom durch die hormonellen Veränderungen der Sexualhormone Östradiol und FSH und prädisponiert die Frauen für atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen.

Herzgesundheit Menopause

Hintergrund

Die Wechseljahre bei Frauen werden durch das Ende der Follikelaktivität der Eierstöcke ausgelöst. Meist treten die Wechseljahre in einem Alter zwischen 48 und 52 Jahren auf. Hormonell nimmt die Konzentration an 17ß-Östradiol (E2) ab und gleichzeitig steigt die Konzentration des follikelstimulierenden Hormons (FSH) an.

Da Frauen atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen (atherosclerotic cardiovascular disease [ACVD]) ca. 10 Jahre später als bei Männern auftreten wird angenommen, dass die Menopause Frauen für ACVD prädisponiert. Die Kausalität hierfür nachzuweisen ist jedoch schwierig. Einerseits müssen die Auswirkungen von anderen altersbedingten Veränderungen abgegrenzt werden und andererseits lässt sich der Zeitpunkt und die Dauer der Menopause sowie der Perimenopause im Allgemeinen nicht vorhersagen, was die Durchführung von geeigneten Längsschnittstudien erschwert.

Bislang weiß man, dass die Menopause mit einem Anstieg von Triglyceriden und LDL-Cholesterin in Verbindung gebracht wird. Die Rolle von HDL-Cholesterin ist umstritten.

Zielsetzung

Die Studie untersucht, ob eine Menopause-bedingte Hormonverschiebung das zirkulierende Metabolom moduliert und ob diese durch Veränderungen der Sexualhormone E2 und FSH erklärt werden können.

Methodik

In der Studie wurden perimenopausale Frauen berücksichtigt, die zu Beginn der Studie keine Hormonersatztherapie einnahmen. Zu Studienbeginn und alle drei bis sechs Monate bis zum Auftreten der frühen Postmenopause, wurden aus den jeweiligen Blutproben die Werte von 180 Metaboliten (Lipide, Lipoproteine und Aminosäuren) mittels kernmagnetischer Resonanz-Metabolomik quantifiziert sowie die beiden Sexualhormone E2 und FSH bestimmt. Die Menopause wurde anhand von Menstruationstagebüchern und FSH-Werten beurteilt. Die frühe Postmenopause war definiert als das Ausbleiben der Menstruation für mehr als sechs Monate und erhöhte FSH-Werte bei mindestens zwei aufeinanderfolgenden Bestimmungen. Die Analyse wurde bereinigt um die Faktoren: Alter bei Studienbeginn, Dauer der Nachbeobachtung, Bildungsniveau, Raucherstatus, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität und Qualität der Ernährung.

Ergebnisse

In der Studie wurden 218 perimenopausale Frauen ohne eine bestehende Hormonersatztherapie analysiert. 35 der eingeschlossenen Frauen begannen während der Studie eine Hormonersatztherapie. Der Median der Nachbeobachtung lag bei 14 Monaten (Interquartilsabstand [IQR]: 8-20 Monate). Das mittlere Alter der Frauen lag bei 51,7 ± 1,9 Jahren zum Zeitpunkt der ersten Messung.

Menopause und Metaboliten

Die Menopause der Frauen war mit einer statistisch signifikanten Veränderung von 85 Metaboliten verbunden. Die folgenden Metaboliten waren erhöht:

- Apolipoprotein B: 0,17 SD; 99,5%-Konfidenzintervall (KI): 0,03-0,31)
- Triglyceride von Lipoproteinen mit sehr geringer Dichte (very low-density lipoprotein [VLDL]): 0,25 SD; KI 0,05-0,45
- LDL-Cholesterin: 0,17 SD, KI: 0,01-0,34
- Partikel: 0,17 SD, KI: 0,03-0,31
- HDL-Triglyceride: 0,24 SD, KI: 0,02-0,46
- Glycerin: 0,32 SD, KI: 0,07-0,58
- Leucin: 0,25 SD, KI: 0,02-0,49

und folgende verringert:

- Citrat: -0,36 SD, KI: -0,57 bis -0,14
- 3-Hydroxybutyrat: -0,46 SD, KI: -0,75 bis -0,14

Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren und Metabolitenveränderungen

Die meisten Veränderungen der Metabolite (64 von 85 Metaboliten) standen hierbei in Zusammenhang mit der hormonellen Umstellung während der Wechseljahre. Bezogen auf die beiden Hormone E2 und FSH, hatte der Rückgang des E2-Spiegels einen größeren Einfluss auf die Ergebnisse als der Anstieg des FSH-Spiegels.

Die hormonelle Umstellung in der Menopause erklärte den Anstieg der Konzentration von Apolipoprotein B (7,4 %), LDL-Partikeln (8,5 %) und LDL-Cholesterin (10,6 %). Geringer vielen dabei die Auswirkungen auf die VLDL-Partikel mit 4,0 % und auf die Triglyceridwerte mit 2,9 % aus.

Hormontherapie in der Menopause und Metabolitenveränderungen

Die Hormonersatztherapie während der Nachbeobachtung war durch ein verringertes ApoB/ApoA-I Verhältnis gekennzeichnet das aus der erhöhten Partikelanzahl in den mittleren und großen HDL-Unterklassen und der verringerten Partikelanzahl in den kleinen und mittleren LDL-Unterklassen resultierte. Der Einfluss der Therapie war für VLDL geringer als für LDL und HDL.

Fazit

Nach Aussage des Erstautors stellt die Studie einen Zusammenhang zwischen den hormonellen Veränderungen in der Menopause und den Metaboliten her, die Herzerkrankungen begünstigen. Dies zeigt sich in den menopausalbedingten Veränderungen im Metabolom in eine proatherosklerotische Richtung. Ein direkter Zusammenhang zwischen den hormonellen Veränderungen bei E2 und FSH und der Konzentrationen von ApoB, LDL-Cholesterin und LDL-Partikeln konnte nachgewiesen werden.

Die Ergebnisse unter der Hormonersatztherapie sind nicht abschließend und lassen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu. Sie beruhen auf exploratorischen Analysen mit einer geringen Teilnehmerzahl und nicht kontrollierter Medikamenteneinnahme. Sie deuten aber in die Richtung, dass eine frühzeitige Hormonersatztherapie während dem Übergang in die Menopause einen kardioprotektiven Effekt bietet.

Autor:
Stand:
05.06.2022
Quelle:
  1. European Society of Cardiology, Pressemeldung vom 13.05.2022
  2. Karpinnen J.E. et al. (2022): Menopause modulates the circulating metabolome: evidence from a prospective cohort study. European Journal of Cardiology, DOI: https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwac060

 

  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige