Menopause: Hilfe für trockene Augen

Zwei Drittel aller Frauen leiden in und nach den Wechseljahren unter trockenen Augen. Die Gefahr schwerer Augenschäden lässt sich mit einfacher Hormonersatztherapie nicht abwenden. Vielmehr ist ein ganzer Strauß an Maßnahmen erforderlich, berichtet die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft.

Augentropfen ältere Frau

Schweißausbrüche, Hitzewallungen, depressiver Verstimmungen, Schlafstörungen − all das sind bekannte Probleme, die sich mit den Wechseljahren häufig einstellen. Auch trockene Schleimhäute gehören zu den lästigen Begleiterscheinungen der Menopause. Hierbei haben Gynäkologen meist nur die Schleimhäute des Genitaltraktes im Fokus. Doch auch an anderen Stellen mangelt es an Feuchtigkeit: So kann Mundtrockenheit quälend sein und gefährlich wird es am Auge.

Trockenheit gefährdet das Auge

Die Augen jucken oder brennen, sind gerötet, und immer wieder stellt sich ein störendes Fremdkörpergefühl ein – das Trockene Auge ist nicht nur unangenehm, in ausgeprägter Form kann es auch die Sehschärfe und Lebensqualität deutlich beeinträchtigen [1]. Und das betrifft nicht nur einige Wenige: Annähernd zwei Drittel aller Frauen in den Wechseljahren leiden unter dem Trockenen Auge wie die Arbeitsgruppe unter Leitung von Pascual Garcia-Alfaro von der Universität Barcelona in einer Studie mit fast 2.000 Frauen festgestellt hat [2].

Ohne Androgene reißt der Tränenfilm

Ursache ist das veränderte Hormongleichgewicht. Der fehlende Androgeneinfluss lässt die Meibomdrüsen weniger aktiv werden. Somit werden in diesen Talgdrüsen im Lidrand weniger Lipide für den fettigen Anteil des Tränenfilms produziert. In der Folge verdunstet der Tränenfilm schneller, was die Symptome des Trockenen Auges und eine schwankende Sehschärfe bei der Computerarbeit, beim Lesen oder Autofahren verursacht. Da die Androgene auch für die Produktion des wässrigen Tränenfilm-Anteils aus der Haupttränendrüse und den kleinen Drüsen in der Bindehaut beteiligt sind, droht mit sinkendem Androgenspiegel zugleich ein Tränenmangel. Dieses Defizit kann zur Entzündung der Augenoberfläche und zur Schädigung der Hornhaut führen, was die Sehkraft weiter beeinträchtigt.

HRT schadet den Tränen

Die Substitution von Östrogenen bessert viele der Menopause-Symptome. Doch was bei Hitzewallungen und Schlafstörungen vielfach hilft, funktioniert beim Trockenen Auge nicht. Vielmehr verstärkt offenbar eine Hormonersatztherapie (HRT) die Beschwerden, wie eine Analyse aus der Women‘s Health Study mit über 25.000 Teilnehmerinnen zeigt [3]. Besser sieht es mit der topischen Anwendung aus: Augentropfen mit Androgenen oder Östrogenen zeigen nach ersten Studien Wirkung. Diese Ergebnisse müssen aber noch in größeren Untersuchungen verifiziert werden [4,5].

Künstliche Tränen und Lidkantenpflege

Was also tun? Als Allgemeinmaßnahmen rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) zu

  • Tränenersatzflüssigkeit
  • ausreichender Flüssigkeitsaufnahme
  • Luftbefeuchter bei trockener Raumluft.
  • Räume mit Staub und Rauch sollten gemieden werden.

Des Weiteren empfiehlt die DGO Frauen, die lange vor dem Bildschirm sitzen,  auf einen kompletten Lidschlag zu achten und ihren Augen regelmäßige Pausen zur Entlastung zu gönnen.

Helfen diese Maßnahmen nicht, ist der Besuch beim Augenarzt erforderlich, um die individuellen Ursachen des Trockenen Auges und die genaue Zusammensetzung des Tränenfilms untersuchen zu lassen. Liegt eine Störung der Meibomdrüsen vor, rät die DOG zu einer konsequenten Lidkantenpflege: morgens und abends feuchtwarme Abschminkpads für fünf Minuten auf die Augen legen, dann Unter- und Oberlid mit einem Wattestäbchen sanft in Richtung Lidkante ausstreichen – das löst verdicktes Sekret aus den Meibomdrüsen.

Autor:
Stand:
06.10.2021
Quelle:

Pressemitteilung der Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft vom 11. August 2021

  1. Garcia-Alfaro P et al. (2021): Dry eye disease symptoms and quality of life in perimenopausal and postmenopausal women, Climacteric, 24:3, 261-266, doi: 10.1080/13697137.2020.1849087.
  2. Garcia-Alfaro P t al. (2020): Prevalence of ocular surface disease symptoms in peri- and postmenopausal women. Menopause;27(9):993-998. doi: 10.1097/GME.0000000000001565. PMID: 32852450.
  3. Schaumberg DA,(2001): Hormone replacement therapy and dry eye syndrome. JAMA. 2001 Nov 7;286(17):2114-9. doi: 10.1001/jama.286.17.2114. PMID: 11694152.
  4. Schmidl, D et al. (2021): A Phase II, Multicenter, Randomized, Placebo-Controlled, Double-Masked Trial of a Topical Estradiol Ophthalmic Formulation in Postmenopausal Women with Moderate-to-Severe Dry Eye Disease. Adv Ther 38, 1975–1986 doi: 10.1007/s12325-021-01680-3.
  5. R.M. Schiffman et al. (2006 A Multi–Center, Double–Masked, Randomized, Vehicle–Controlled, Parallel Group Study to Evaluate the Safety and Efficacy of Testosterone Ophthalmic Solution in Patients With Meibomian Gland Dysfunction . Invest. Ophthalmol. Vis. Sci. 47(13):5608.


 

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