
Unter dem Begriff „social freezing“ versteht man das Einfrieren von Eizellen, um zu einem späteren Zeitpunkt via In-vitro-Fertilisation den Kinderwunsch zu erfüllen. Vor einigen Jahren wurde das social Freezing als die Chance für Frauen gesehen, ihre Karriere und die tickende biologische Uhr unter einen Hut zu bringen.
Hauptgrund für social freezing: fehlender Partner
Doch es sind nicht die jungen Frauen mit Karrierebestrebungen, die sich ihre Eizellen einfrieren lassen. Hauptgrund für das social freezing ist ein fehlender Partner bei Frauen um die 35 Jahre, sagt Professor Dr. Nicole Sänger von der Universität Bonn. Durchschnittlich 35,3 Jahre alt waren 2019 die Frauen, die sich ihre Eizellen haben einfrieren lassen.
Kein Run auf Oozyten-Kryokonservierung
Und der Run auf diese Möglichkeit, das Reproduktionsalter nach hinten zu schieben, war bei Weitem nicht so groß, wie erwartet: Laut Deutschen IVF-Registers 2019 wurde in Deutschland bei 953 Frauen social freezing vorgenommen, berichtete Sänger.
Erfolg sinkt schon Mitte 30
Mit zunehmendem Alter – schon ab etwa 30 Jahren – wird es mit der Erfüllung des nach hinten verschobenen Kinderwunsches schwierig. Entsprechend müssen die Frauen, die sich für die Kryokonservierung ihrer Eizellen interessieren, beraten werden. Wie Sänger erinnerte, sinkt mit dem Alter die ovarielle Reserve. Zudem reagieren Frauen über 35 Jahren schlechter auf die hormonelle Stimulation und es sind daher mehr Zyklen nötig, um ausreichend Eizellen guter Qualität zu gewinnen.
Und es braucht mehr Oozyten, um einen euploiden Blastozysten für die Implantation zu gewinnen. Bei unter 35jährigen genügen sechs Eizellen, bei einer über 42jährigen werden schon 16 Oozyten benötigt, um einen Blastozysten zu generieren, der mit Aussicht auf eine Lebendgeburt implantiert werden kann. In Bezug auf die Chance ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen, ausgedrückt: es braucht zehn Eizellen von einer Frau unter 35 Jahren, für eine Lebendgeburtenrate von 43%; bei einer über 40Jährigen lässt sich diese Rate nur mit doppelt so vielen Eizellen erreichen, sagte die Bonner Gynäkologin (1).
Gefrier-Oozyten werden nur selten abgerufen
Interessant ist auch die Zahl derer, die sich tatsächlich ihre eingefrorenen Oozyten per in vitro Fertilisation einsetzen lassen. Sänger zitierte eine Studie mit 641 Frauen, von denen nur 12,1 % ihre eingefrorenen Eizellen abgerufen haben (1).
Social freezing: ein teures Unterfangen
Zur Beratung über den möglichen Outcome des social freezings gehört laut Sänger auch der Kostenaspekt. Denn sowohl die Gewinnung als auch die Implantation der Eizellen sind Selbstzahlerleistungen. „Da kommen schnell Beträge in Höhe eines Kleinwagens zusammen,“ so Sänger.
Und auch juristische Probleme können sich stellen: so ist in drei Ländern der EU das social freezing generell verboten, in andern gibt es unterschiedliche Altersgrenzen.