Spirale kurz nach Schwangerschaftsabbruch?

Intrauterinpessare können schon 48 Stunden nach einem medizinischen Schwangerschaftsabbruch eingesetzt werden. Die Akzeptanz der Anwenderinnen ist etwa genauso hoch, wie wenn das IUP erst 2-4 Wochen nach dem Eingriff platziert wird.

Spiralen

Nach einem Schwangerschaftsabbruch besteht häufig das Risiko für eine erneute ungewollte Schwangerschaft. Schließlich kehrt die Fruchtbarkeit bereits 8-10 Tage nach dem Eingriff zurück und auch die sexuelle Aktivität wird meist nach wenigen Wochen wieder aufgenommen. Um Frauen vor einem erneuten Abbruch zu bewahren, sollten ihnen schnell wirkende reversible Verhütungsmethoden angeboten werden. Hier haben sich die Intrauterinpessare (IUP), im Volksmund als Spirale bekannt, bewährt.

IUP nach 2 Tagen oder 2 Wochen?

Doch wann ist der günstigste Zeitpunkt für das Einsetzen des IUP? Direkt, d.h. 48 Stunden nach dem medizinischen Abbruch oder erst nach 2-4 Wochen? Wie wirkt sich der jeweilige Zeitpunkt auf die Akzeptanz dieser Kontrazeptionsmethode aus? Welcher ist sicherer? Das wollten schwedische Gynäkologen wissen. Nicht zuletzt, weil Schweden die höchste Abbruchrate in Westeuropa (18/1.000 Frauen im fruchtbaren Alter) hat. Und die Hälfte der Schwangerschaftsabbrüche betrifft Frauen, die bereits mindestens einem vorangegangenen Schwangerschaftsabbruch hatten.

Methodik

Die Wissenschaftler des Karolinska-Institutes in Stockholm legten eine offene, randomisierte, kontrollierte, multizentrische Überlegenheitsstudie der Phase III auf. Insgesamt wurden 240 Patientinnen in die Studie aufgenommen, die einen medizinischen Schwangerschaftsabbruch bis zum 63. Tag der Schwangerschaft beantragten und sich für ein IUP entschieden hatten. Das IUP wurde entweder innerhalb von 48 Stunden nach dem vollständigen medizinischen Abbruch (Interventionsgruppe) eingesetzt oder erst 2-4 Wochen nach dem Abbruch (Kontrollgruppe). Die Patientinnen beantworteten Fragebögen nach 3, 6 und 12 Monaten. Das primäre Ergebnis war die Verwendung eines IUPs sechs Monate nach dem Abbruch. Zu den sekundären Ergebnissen gehörten unter anderem die Ausstoßungsrate, Schmerzen beim Einsetzen und unerwünschte Ereignisse.

Frauen bleiben gleich häufig beim IUP

Sechs Monate nach dem Einsetzen des IUP wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen in Sachen Anwendung festgestellt. 82% der Frauen mit sofortigem Einsetzen und 77% der Frauen, die ihr IUP erst nach 2-4 Wochen erhalten hatten, waren bei dieser Verhütungsmethode geblieben (p  = 0,51).

Weniger Schmerzen bei frühem Einsetzen

Wurde das IUP zeitnah zum Abbruch eingesetzt, hatten die Frauen offenbar weniger Schmerzen als bei einem späteren Platzieren. Der mittlere Schmerzscore auf der visuellen Analogskala betrug in der Interventionsgruppe 32,2 von 100, in der Kontrollgruppe 43,4 von 100.

Bei der Frage, ob sie den Zeitpunkt des IUP-Einsetzens bevorzugten oder, ob sie lieber den der anderen Gruppe gehabt hätten, waren die Frauen der Interventionsgruppe (IUP nach 48 Stunden) zufriedener (74,8 %) als die Frauen der Kontrollgruppe (61,4 %; p = 0,03).

Expulsionsrate etwa gleich

Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen im Hinblick auf Expulsionen des IUP. Bei den Frauen mit direktem Einsetzen kam es bei 9,3% zu einer Ausstoßung des IUP, bei der Kontrollgruppe wurden bei 4,5% Expulsionen registriert (p = 0,25).

Fazit

Ob ein IUP 2 Tage oder 2 Wochen nach einem medizinischen Schwangerschaftsabbruch eingesetzt wird, spielte in Sachen Akzeptanz dieser Verhütungsmethode in der aktuellen Studie keine Rolle. In beiden Gruppen behielten die Teilnehmerinnen ihr IUP etwa gleich häufig. Allerdings ist das frühe IUP-Einsetzen mit weniger Schmerzen verbunden und wurde von den Probandinnen bevorzugt.

Die Studie wurde finanziert von der Schwedischen Gesellschaft für Medizin, Region Stockholm / Karolinska Institut.

Autor:
Stand:
03.02.2023
Quelle:

Hogmark et al. (2023) Placement of an intrauterine device within 48 hours after early medical abortion-a randomized controlled trial. American Journal of Obstetrics & Gynecology, DOI: https://doi.org/10.1016/j.ajog.2022.07.063

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