
Nachts läuft unser Immunsystem auf Hochtouren, anders ausgedrückt: Im Schlaf wird aufgeräumt. So sorgt beispielsweise der Tumornekrosefaktor alpha (TNFα) dafür, dass entartete Zellen eliminiert werden. Wird der zirkadiane Rhythmus, das heißt der Schlaf, gestört, könnte sich das auch auf die Tumorabwehr auswirken. Einer der Störfaktoren für den Schlaf ist Licht − schließlich gibt es Wecker, die mit steigender Lichtintensität wecken. Doch könnte auch die Lichtexposition im Außenbereich des Hauses ein Risikofaktor für Brustkrebs sein?
Bisher widersprüchliche Studienergebnisse
Bisher waren die Studienergebnisse zum Zusammenhang zwischen nächtlichem Licht im Außenbereich (outdoor light at night=LAN) und dem Brustkrebsrisiko widersprüchlich. US-Wissenschaftler und ihre Kollegen aus Hongkong wollten jetzt genauer wissen, inwieweit LAN die Gefahr für ein Mamma-Ca erhöht.
LAN per Satellitenbilder festgestellt
Dazu nutzen sie die Daten von 186. 981 postmenopausalen Frauen aus der NIH-AARP Diet and Health Study, unter denen sich 12.318 Frauen befanden, die nach den Wechseljahren einen Brustkrebs entwickelt hatten. Diese Daten setzten sie mit der seit 1996 per Satellitenbilder aufgezeichneten Lichtexposition in Beziehung.
Dabei wurde die Lichtintensität in Quintilen eingeteilt. Bei der Auswertung ergab sich für die Quintile mit der höchsten LAN-Exposition – also bei den Frauen , bei denen es außerhalb des Hauses am hellsten war – ein um zehn Prozent erhöhter Risikoanstieg verglichen mit der niedrigsten LAN-Quintile (Hazard Ratio HR: 1,10; 95% Konfidenzintervall KI 1,02-1,18; p-Trend=0,002).
Bei der Subgruppenanalyse unterschieden sie Forscher zwischen Patientinnen, deren Karzinom positiv auf den Östrogen-Rezeptor (ER) waren oder nicht. Nur bei den ER-positiven Patientinnen konnte ein Zusammenhang mit der Lichtexposition nachgewiesen werden: HR 1,12;95% KI 1,02−1,24; p-Trend=0,007. Bei Patientinnen mit ER-negativem Tumor ergab sich keine Signifikanz: HR 1,07 ;95% KI 0,85-1,34; p-Trend=0,66.
Outdoor-Licht beeinflusst auch BMI
Bei den Patientinnen fanden sich noch weitere Merkmale, die mit einer hohen LAN assoziiert waren:
- Alter unter 62 Jahren (Altersdurchschnitt in der Studie): HR 1,28 ; 95% KI 1,07-1,54; p-Trend=0,004).
- <7 Stunden Nachtschlaf: HR 1,39 (95% KI 1,07-1,81; p-Trend=0,10).
- BMI <25 kg/m2: HR 1,28 (95% KI 1,05-1,55; p-Trend=0,002)
- ≥1 Drink/Tag: HR 1,46 (95% KI 1,06-2,01; p-Trend=0,05)
- Aktuelles Rauchen: HR 1,50 (95% KI 1,06-2,13; p-Trend=0,02).
Dunkel schlafen?
Das Team aus US-Wissenschaftlern und Forschern aus Hongkong kommt zu dem Schluss, dass eine starke Außenbeleuchtung durchaus einer der Risikofaktoren für Brustkrebs ist. Es liegt zwar nahe, ein abgedunkeltes Schlafzimmer zu empfehlen, doch ob dies langfristig die Inzidenz des Mamma-Ca senkt, muss noch weiter untersucht werden.