
Hintergrund
Hospitalisierte Patienten mit einer schweren SARS-CoV-2-Infektion zeigen häufig eine kardiale Beteilung, die mit ungünstigen Folgen einhergeht. Ebenfalls gibt es Daten zur postviralen Myokarditis die nach einer SARS-CoV-2-Infektion zum plötzlichen Herztod während des Sports führen kann. Kürzlich publizierte große prospektive Studien zeigten, dass die Prävalenz einer kardialen Beteiligung bei jungen Leistungssportler nach einer SARS-CoV-2-Infektion bei circa 0,5 bis 3,0% liegt.
Zielsetzung
Die hier vorgestellte Studie untersucht die kardiovaskulären Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion bei College-Sportlern mit einer mittelfristigen Nachbeobachtung von circa einem Jahr.
Methodik
Die prospektive, beobachtende Kohortenstudie basiert auf Daten der ORCCA-Studie (Outcomes Registry for Cardiac Conditions in Athletes) zwischen September 2020 und November 2021. In die ORCCA-Studie wurden Sportler mit einer nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektion eingeschlossen für die Daten zu kardiovaskulären Ereignissen in einem Nachbeobachtungszeitraum bis zu zwölf Monate vorlagen. Unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse wurden als neue klinisch signifikante Arrhythmien, klinische Herzinsuffizienz, plötzlicher Herzstillstand oder Tod definiert. Der Nachbeobachtungszeitraum war definiert als der Zeitraum zwischen Auftreten der Symptome einer SARS-CoV-2-Infektion bzw. des positiven Tests bei asymptomatischen Patienten und dem Datum der letzten Aktualisierung der klinischen Ergebnisse. SARS-CoV-2-Beteiligung am Myokard und am Myoperikard wurden gemäß früheren Definitionen definiert.
Ergebnisse
Die Kohorte umfasste insgesamt 3.675 Sportler mit einem Alter von 20 ± 1 Jahren aus 45 Hochschulen der USA und 27 verschiedenen Sportarten. 33% der Sportler waren Frauen. Bei 3.564 Sportlern (97,0%) wurden kardiovaskuläre Test darunter EKG, Troponin, transthorakales Echokardiogramm (TTE) oder kardiale Magnetresonanztomographie (cMRT) durchgeführt.
Auftreten von kardialen Ereignissen
Eine Beteiligung des Myokards bzw. des Myoperikards wurde bei 21 Sportlern (0,6%) diagnostiziert. Hiervon konnten 10 Ereignisse eindeutig dem Myokard, 2 Ereignisse dem Myoperikard zugeordnet werden und 9 Ereignisse waren wahrscheinlich myoperikardial.
Rückkehr in den Sport
Allen Sportlern mit Herzbeteiligung wurde eine sportliche Aktivität zunächst für eine mediane Dauer von 86 Tagen (Interquartilsabstand (IQR): 33 bis 90 Tage) verboten. Mit Ausnahme eines Sportlers, der sich trotz ärztlicher Freigabe gegen eine Rückkehr entschied, konnten alle Sportler ihre sportliche Tätigkeit ohne Komplikationen wieder aufnehmen.
Bei 15 der 21 Sportler wurde nach deren Rückkehr ein cMRT durchgeführt. Bei 7 von 10 Sportlern waren die Anomalien im cMRT vollständig verschwunden bei einem Sportler teilweise und zwei Sportler zeigten persistierende cMRT-Anomalien.
Nachbeobachtung nach zwölf Monaten
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 1,12 Jahren (IQR: 1,06 bis 1,22) wurden zwei unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse (0,05%) dokumentiert. Beide Ereignissen traten bei Sportlern ohne kardiale Beteiligung bei der SARS-CoV-2-Infektion auf. Bei den Ereignissen handelte es sich um einen erfolgreich reanimierten plötzlichen Herzstillstand, der auf eine vorbestehende genetische strukturelle Herzerkrankung zurückgeführt werden konnte und nicht in Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Infektion stand. Das zweite Ereignis war neu aufgetretenes Vorhofflimmern, das mit einer elektrischen Kardioversion behandelt wurde. In der Nachbeobachtung trat bislang kein Rezidiv auf. Das Vorhofflimmern könnte in möglichem Zusammenhang mit der vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion stehen.
Fazit
Entsprechend bislang publizierten Studien war auch in dieser Studie die Prävalenz einer definitiven bzw. wahrscheinlichen SARS-CoV-2-Herzbeteiligung mit 0,6% gering. Übereinstimmend mit den aktuellen Behandlungsleitlinien konnten alle betroffenen Sportler ohne Einschränkungen ihre sportliche Aktivität fortsetzen.
Die Daten schließen somit eine wichtige Wissenslücke und legen nahe, dass das Risiko klinisch relevanter kardiovaskulärer Folgen im ersten Jahr nach einer SARS-CoV-2-Infektion sehr gering ist. Die Autoren empfehlen, dass ein kardiales MRT nur bei Sportlern mit einem klinischen Syndrom, das mit Myokarditis vereinbar ist, und ≥1 abnormalen kardiovaskulären Test (z. B. EKG, Troponin, TTE, ventrikuläre Arrhythmien auf dem Monitor oder Stresstest) oder bei Sportlern mit Symptomen, die auf eine Myokarditis hindeuten, bei der Wiederaufnahme der sportlichen Betätigung durchgeführt wird. Sportler mit einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion sollten sich gemäß den aktuellen Leitlinien einer Belastungsbeschränkung unterziehen bzw. eine vollständige Pause von sportlichen Aktivitäten einlegen.