Einsamkeit erhöht Sterberisiko bei Herzpatienten

Bei Patienten mit chronischem Koronarsyndrom, Arrhythmie, Herzinsuffizienz oder Herzklappenerkrankung vergrößert das Gefühl der Einsamkeit das Mortalitätsrisiko nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Für Männer erhöht bereits das Alleinleben das Sterberisiko.

Alte Frau Depression

Hintergrund

Einsamkeit und mangelnder sozialer Rückhalt erhöhen das Morbiditäts- und Mortalitäts-Risiko für chronische Koronarsyndrome (koronare Herzkrankheit [KHK]). Das belegen zahlreiche Studien. Ob Einsamkeit auch bei anderen Herzkrankheiten einen Risikofaktor darstellt, war bislang unbekannt. Eine groß angelegte Dänische Studie hat sich mit dieser Frage befasst und wurde in dem Fachmedium Heart veröffentlicht.

Zielsetzung

In der Studie wurde untersucht, welchen Einfluss das Alleinleben oder das Gefühl der Einsamkeit auf den Ausgang, insbesondere das Sterberisiko, einer Herzerkrankung (KHK, Arrhythmie, Herzinsuffizienz oder Klappenerkrankung) innerhalb eines Jahres nach der Entlassung aus der stationären Behandlung hatte.

Methoden

In der Studie wurden die Ergebnisse einer landesweiten Querschnittsumfrage bei Herzpatienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus mit den Daten von folgenden dänischen Registern kombiniert: Zentrales Personenregisters (Danish Civil Registration), nationales Patientenregister (Danish National Patient Registration) und Bildungsregister (Danish Education Register).

Teilnahmekriterien

Die Studie wurde an fünf dänischen Herzzentren durchgeführt. Eingeschlossen wurden die Patienten dieser Einrichtungen, die dort aufgrund einer KHK, Arrhythmie, Herzinsuffizienz oder Klappenerkrankung stationär behandelt worden waren. Weitere Teilnahmevoraussetzungen waren die Erfassung des Patienten im zentralen Personenregister Dänemarks (nachgewiesen durch eine entsprechende Registrierungsnummer) und die Beherrschung der dänischen Sprache.

Erhobene Daten

In der Umfrage wurde unter anderem das subjektive Einsamkeitsgefühl des Patienten erfragt. Darüber hinaus beantworteten die Patienten Fragen zu ihrer Lebensqualität (Short Form-12 {SF-12] und HeartQoL) und zu Ängsten und Depressionen (Hospital Anxiety and Depression Scale [HADS]). Aus den Registern fanden die Daten zu Geschlecht, Alter, Familienstand, soziale Wohnsituation, kardiale Diagnose zum Entlassungszeitpunkt sowie Komorbiditäten, Ausgang der Erkrankung ein Jahr nach der Entlassung und der Bildungsstand der Patienten Eingang in die Analyse.

Endpunkte und Auswertung

Als Endpunkte wurden folgende Ereignisse innerhalb eines Jahres nach der Entlassung aus der stationären Behandlung eines der fünf teilnehmenden Herzzentren festgelegt: Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzstillstand, Kammertachykardie oder Kammerflimmern und Gesamtmortalität.

Ergebnisse

Insgesamt 13.443 Patienten (53% der Teilnehmer) gaben vollständig ausgefüllte Umfrage-Unterlagen ab. Davon waren 70% Männer (Durchschnittsalter 66,4). Das Durchschnittsalter der Frauen lag bei 66,1 Jahren. Das Gefühl der Einsamkeit war bei Männern wie Frauen und bei allen in die Studie eingeschlossenen Herzkrankheiten mit einem signifikant schlechteren Ausgang der Erkrankung verknüpft. Es erhöhte das Gesamtsterberisiko für Frauen auf fast das Dreifache (Hazard Ratio [HR] 2,92 95% Konfidenzintervall [CI] 1,55- 5,49) und Männer auf mehr als das Doppelte (HR 2, 14 95% CI 1,43-3,22). Das Alleinleben hingegen erhöhte nur für die Männer das Risiko eines kardiovaskulären Ereignisses (HR 1,39 95% CI 1,05 -1,85).

Fazit

Einsamkeit stellt ein erhebliches Gesundheits- und Sterberisiko insbesondere für Menschen mit vorbestehenden schweren kardiologischen Erkrankungen dar. Alleinleben erhöht nur das kardiovaskuläre Risiko der Männer. Möglicherweise ist das auf eine bessere soziale Vernetzung alleinlebender Frauen zurückzuführen. Einsamkeit sollte als Risikofaktor bei der Risikostratifizierung von Patienten berücksichtigt werden und bei öffentlichen Gesundheitsprogrammen mehr Beachtung finden.

Autor:
Stand:
11.12.2019
Quelle:
  1. Christensen, Juel, Ekholm et al. (2019): Significantly increased risk of all-cause mortality among cardiac patients feeling lonely. Heart DOI: 10.1136/heartjnl-2019-315460
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