
Hintergrund
Tumoren des Herzens kommen selten vor und sind in 75 % der Fälle benigne. Auch benigne Herztumoren stellen jedoch aufgrund ihrer Lokalisation im Herzen und ihrer Sekundärkomplikationen eine ernste Bedrohung für den Patienten dar. Häufig gehen sie mit einer Temperaturerhöhung, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit, Myalgien, Nachtschweiß, Husten oder eine Leukozytose einher. Bei malignen Tumoren entsteht häufig ein blutiger Perikarderguss. Die möglichen Sekundärkomplikationen wie Obstruktionen, Kardiomyopathien, Arrhythmien, paroxysmale Herzinsuffizienz und Embolien sind sehr vielfältig [1].
Diagnostik bei Herztumoren
Aufgrund der unspezifischen Symptome ist die Diagnose von Herztumoren herausfordernd. Bei Tumor-Verdacht müssen unter anderem Thrombus und Vegetation mithilfe von bildgebender Echokardiographie und/oder Computer- und Magnetresonanztomograhie (MRT) differentialdiagnostisch ausgeschlossen werden. Unter Experten besteht ein Konsens darüber, dass die kardiovaskuläre MRT-Bildgebung zur Schlüsseldiagnostik bei einem Verdacht auf einen Herztumor gehört. Allgemein wird auch anerkannt, dass die Kardio-MRT einen bedeutenden Beitrag zur Evaluation der Prognose des Patienten leistet [2].
Bisher keine ausreichende Evidenz
Diese Annahme wurde bisher jedoch nicht validiert. US-Kardiologen verschiedener Zentren haben daher eine Studie durchgeführt, in der die Befunde der Kardio-MRT direkt mit der Gesamtmortalität der Patienten korreliert wurden. Die Studie wurde unter der Federführung von Professor Dr. Chetan Shenoy von der Universität Minnesota im European Heart Journal veröffentlicht [3].
Zielsetzung
Die Autoren wollten Evidenz für den bestehenden Konsens schaffen, dass die kardiovaskuläre MRT-Bildgebung in der Diagnostik bei Herztumorverdacht Schlüsselcharakter hat und eine weitere onkologische Diagnostik nicht nötig ist, wenn in der Kardio-MRT keine Masse gefunden wird, bzw. eine Pseudomasse identifiziert wird.
Methoden
In die Multicenter Studie wurden Patienten mit Verdacht auf einen Herztumor einer kardiovaskulären MRT unterzogen. Aufgrund der Befunde wurden folgende MRT-Diagnosen gestellt: keine Masse, Pseudomasse, Thrombus, gutartiger Tumor oder maligner Tumor. Danach wurden die Patienten über mehrere Jahre nachbeobachtet. Die finale Diagnose wurde nach dem Follow up unter Nutzung der verfügbaren Daten gestellt. Als primärer Endpunkt der Studie wurde die Gesamtmortalität definiert.
Ergebnisse
Insgesamt 903 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. Bei 25 % wurde im Kardio MRT keine Masse festgestellt. Eine Pseudomasse oder ein Thrombus fanden sich bei je 16 % der Untersuchten. Einen gutartigen Tumor diagnostizierten die Ärzte bei 17 % und einen bösartigen bei 23 %. In einer medianen Beobachtungszeit von 4,9 Jahren verstarben 376 Patienten. Beim Vergleich mit den finalen Diagnosen stellten sich die Kardio-MRT-Diagnosen bei 98,4 % Patienten als korrekt heraus. Die Sterblichkeit der Patienten mit den Diagnosen Pseudomasse, benigner Tumor und keine Masse war ähnlich hoch. Die Mortalität bei Patienten mit malignem Tumor (Hazard Ratio [HR] 3,31; Konfidenzintervall [CI] 2,40 - 4,57) war wie zu erwarten höher. Auch Thromben erhöhten die Sterblichkeit (HR 1,46; CI 1,00 – 2,11). Die Kardio-MRT lieferte einen zusätzlichen prognostischen Wert, der von klinischen Risikofaktoren, wie der linksventrikulären Ejektionsfraktion, der koronaren Herzerkrankung und einer Vorgeschichte extrakardialer maligner Neoplasien unabhängig war (p < 0,001).
Fazit
Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen, dass die Kardio-MRT bei Patienten mit Verdacht auf Herztumor eine hohe diagnostische Akkuratesse aufweist. Bedeutend nach Ansicht der Autoren ist vor allem, dass sich durch das Kardio-MRT Tumoren auch mit hoher Sicherheit ausschließen lassen. In der Studie war die Langzeitsterblichkeit der Patienten mit den Kardio-MRT-Diagnosen keine Masse, Pseudomasse und benigner Tumor ähnlich hoch. Die Autoren sind der Überzeugung, dass die Kardio-MRT-Diagnosen auch aussagekräftige, unabhängige Prädiktoren für Gesamtmortalität bei Patienten mit Herztumorverdacht sind.