
Hintergrund
Eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist gekennzeichnet durch häufig auftretende, länger als zehn Sekunden andauernde Atemaussetzer während des Schlafs. Betroffene schlafen schlecht, sind tagsüber müde und unkonzentriert. Sekundenschlaf, morgendliche Kopfschmerzen, häufiges Aufwachen nachts können weitere Symptome sein. Einer aktuellen Schätzung zufolge sollen weltweit rund 1,4 Milliarden Millionen Menschen an einer obstruktiven Schlafapnoe leiden [1].
Risikofaktor Schlafapnoe
Häufig bleibt die Schlafapnoe unerkannt. Der oder die Betroffene werden zwar von den Atemaussetzern häufig geweckt, sie können diese als Ursache für die Schlafstörung aber nicht erkennen, weil sie zum Zeitpunkt des Erwachens wieder normal atmen. Dabei ist die obstruktive Schlafapnoe erwiesenermaßen ein Risikofaktor für Bluthochdruck und kardiovaskuläre Erkrankungen. Eine großangelegte Studie untersuchte nun, ob eine unerkannte Schlafapnoe auch das postoperative Risiko kardiovaskulärer Komplikationen erhöht [2].
Zielsetzung
Die Studie untersuchte die Beziehung zwischen einer unerkannten obstruktiven Schlafapnoe und dem Risiko kardiovaskulärer Komplikationen im 30 Tage Zeitraum nach einem größeren nicht-kardiologischen chirurgischen Eingriff.
Methodik
Die prospektive Multicenterstudie wurde mit Patienten durchgeführt, die sich an einer Klinik einer größeren, nicht-kardiologischen Operation unterziehen mussten. Rekrutiert wurden Patienten mit einem oder mehreren kardiovaskulären Risikofaktoren. Patienten mit bekannter Schlafapnoe wurden ausgeschlossen.
Schlafdiagnostik vor der OP
Vor der Operation wurde die Atmung im Schlaf mit einem tragbaren Schlafapnoe-Diagnosegerät aufgezeichnet. Die Aufzeichnung fand entweder zuhause im Monat vor der Operation (34,1 % der Patienten) oder stationär in der Nacht vor der Operation (65,9 % der Patienten) statt. Zusätzlich wurde die Hämoglobin-Sauerstoffsättigung während des Schlafs mit einem hochauflösenden Armband-Pulsoximeter gemessen.
Einteilung nach Schwere der OSA
Die Diagnose und die Einteilung nach Schwere der obstruktiven Schlafapnoe erfolgte nach Anzahl der respiratorischen Ereignisse pro Stunde Schlaf (respiratory event index [REI]). Bei einem REI von 5-14,9 wurde eine milde OSA festgestellt, bei einem REI von 15-30 eine moderate OSA und bei einem REI von >30 eine schwere OSA. Mithilfe der Pulsoximeterdaten wurden die Atemaufzeichnungen und die Hämoglobin-Sauerstoffsättigung in Beziehung (oxygen desaturation index [ODI]) gesetzt werden und die Folgen der Atemaussetzer auf die Sauerstoffversorgung überprüft.
Ergebnisse
Insgesamt nahmen 1.364 Patienten an der Studie teil. Patienten, die in der Nacht der Atemaufzeichnung <4 Stunden geschlafen hatten, sowie Patienten, deren Operation abgesagt wurde, wurden ausgeschlossen. In die Analyse einbezogen wurden 1.218 Patienten im mittleren Alter von 67 Jahren.
Kardiovaskuläre Ereignisse
Ein schweres kardiovaskuläres Ereignis in den 30 Tagen nach der Operation erlitten 235 Patienten (19,3 %). Folgende Ereignisse wurden dokumentiert: Myokardiale Verletzungen, Herzversagen, Thromboembolien, Vorhofflimmern, Schlaganfälle und Todesfälle. Bei der Einzelbetrachtung der OSA-Schweregrad Kohorten erlitten ein schweres kardiovaskuläres Ereignis innerhalb von 30 Tagen nach dem nicht-kardiologischen Eingriff:
- 30,1 % der Patienten mit schwerer OSA,
- 22,1 % mit moderater OSA,
- 19,0 % mit leichter OSA und
- 14,2 % der Patienten ohne OSA
Fazit
Patienten mit schwerer obstruktiver Schlafapnoe haben ein etwa doppelt so hohes Risiko ein schweres kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden wie Patienten ohne Schlafapnoe. Auch bei Patienten mit milder oder moderater OSA ist das Komplikationsrisiko erhöht. Das Studienergebnis zeigt die Bedeutung der Schlafapnoe für die Gesundheit und Rekonvaleszenz von Patienten nach Operationen auf.