Subklinische Zielorganschäden in der Adoleszenz

Bei Jugendlichen mit kardiovaskulären Risikofaktoren konnten Biomarker für Zielorganschäden, wie beispielsweise ein erhöhter linksventrikulärer Massenindex festgestellt werden. Das Ausmaß der Zielorganschäden stieg dabei signifikant mit der Anzahl der Risikofaktoren an.

Adipositas Kind

Hintergrund

Zentrale Adipositas, Hypertriglyzeridämie, Hypertonie und erhöhte Blutglukose kennzeichnen ein metabolisches Syndrom, das bei Erwachsenen nachgewiesenermaßen zu Zielorganschäden (target organ damage [TOD]), zur Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen und zur Gesamtmortalität beiträgt. Bei Kindern ist ein metabolisches Syndrom schwieriger zu definieren, weil es während des Wachstums ständig zu Veränderungen im Organismus kommt. Dennoch weisen auch Kindern häufig einzelne oder mehrere der Merkmale des metabolischen Syndroms auf. Man weiß auch, dass der ungünstige metabolische Phänotyp im Kindesalter häufig ins Erwachsenenalter persistiert und dann häufig zu klinischen TODs, kardiovaskulären Erkrankungen und einer erhöhten Gesamtmortalität führt [1].

Sind TODs in der Adoleszenz nachweisbar?

Viele Kinder mit ungünstigem metabolischem Phänotyp erscheinen davon abgesehen gesund zu sein. Eine offene kardiovaskuläre Erkrankung kommt auch bei Jugendlichen mit entsprechenden Risikofaktoren nur sehr selten vor. Möglicherweise wurde deshalb potenziellen subklinischen TODs bei Jugendlichen mit kardiovaskulären Risikofaktoren (cardiovascular risk factors [CVRFs]) wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wie aber verhält es sich tatsächlich in der Adoleszenz von Kindern mit ungünstigem metabolischem Phänotyp? Lassen sich bei diesen Jugendlichen bereits Marker für subklinische TODs finden, die ihre Gesundheit in Zukunft gefährden? Diesen Fragen sind nun Wissenschaftler um den pädiatrischen Kardiologen Dr. Joshua L. Price am Kinderhospital in Seattle nachgegangen. 

Nutzung der Daten aus SHIP AHOY

Die Wissenschaftler stellten die Hypothese auf, dass eine steigende Anzahl kardiovaskulärer Risikofaktoren (CVRF) signifikant mit TODs bei ansonsten gesunden Jugendlichen assoziiert sind. Um diese Hypothese zu überprüfen, analysierten die Wissenschaftler Daten, die im Rahmen der Study of High Blood Pressure in Pediatrics, Adult Hypertension Onset in Youth (SHIP AHOY) erhoben worden waren. In die Analyse aufgenommen wurden die Daten von insgesamt 367 Jugendlichen im Alter zwischen 11-18 Jahren (Durchschnittsalter 15,5 Jahre) und einem Blutdruck zwischen der 75. und 95. Perzentile. Die Teilnehmer waren zu 60 % männlichen Geschlechts und ansonsten klinisch gesund.

Feststellung von Zielorganschäden

Zur Feststellung von Zielorganschäden (TODs) wurden folgende Parameter geprüft:

  • Linksventrikulärer Massenindex (LVMI)
  • Systolische Herzfunktion
  • Diastolische Herzfunktion
  • Pulswellengeschwindigkeit
  • Albumin-Kreatinin-Quotient.

Kardiovaskuläre Risikogruppen

In Anbetracht der fehlenden Definition für das metabolische Syndrom bei Kindern und Jugendlichen wurde zur Bewertung des kardiovaskulären Risikos die Anzahl der jeweils aktuell vorhandenen kardiovaskulären Risikofaktoren (Parameter: Bluthochdruck, BMI, Dyslipidämie, Insulinresistenz) bereinigt um Alter und Geschlecht bestimmt. Die Teilnehmer wurden dann in drei kardiovaskuläre Risikogruppen stratifiziert: 0 CVRFs, 1-2 CVRFs und > 2CVRFs. In Körpergröße und Geschlechtsverteilung unterschieden sich die Gruppen nicht.

Signifikante Zusammenhänge zwischen CVRFs und TODs

Der Risikogruppe 0 CVRFs wurden 90, der Gruppe 1-2 CVRFs 182 und der Gruppe >2 CVRFs 113 Teilnehmer zugeordnet. Der LVMI betrug bei 0 CVRF im Schnitt 29,69 g/m2,7 und stieg signifikant mit der Zahl der Risikofaktoren an: bei 1-2 CVRFs auf im Schnitt 32,67 g/m2,7 und bei > 2CVRFs auf im Schnitt 35,10 g/m2,7. Die diastolische Herzfunktion verschlechterte sich in allen drei erhobenen Parametern bei steigender Anzahl der Risikofaktoren signifikant. Die Pulswellengeschwindigkeit nahm wiederum mit der Zahl der Risikofaktoren signifikant von 4,66 m/sec bei 0 CVRF auf 5,06 m/sec bei 1-2 CVRFs und 5,45 m/sec bei >2 CVRFs zu (Durchschnittswerte). Beim Albumin-Kreatinin-Quotient traten keine Unterschiede zwischen den Risikogruppen auf.

Fazit

Die Autoren kamen zu folgendem Schluss: Die Daten zeigten, dass das Risiko für Marker früher (subklinischer) TODs in einer Kohorte ansonsten gesunder Jugendlicher mit der Anzahl der kardiovaskulären Risikofaktoren ansteigt. Zukünftige Studien müssen zeigen, ob eine verbesserte Kontrolle oder eine Ausschaltung dieser Risikofaktoren bei den Jugendlichen die Entwicklung von TODs und von kardiovaskulären Erkrankungen verhindern kann.

Autor:
Stand:
23.05.2022
Quelle:

Price, Urbina, Carlin (2022): Cardiovascular Risk Factors and Target Organ Damage in Adolescents: The SHIP AHOY Study. Pediatrics. 2022;149(6):e2021054201. DOI:10.1542/peds.2021-054201

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