Körperliche Aktivität senkt VHF-Risiko bei Frauen

In der Allgemeinbevölkerung können Frauen durch körperliche Aktivität ihr Risiko für neu auftretendes Vorhofflimmern verringern. Männer hingegen haben durch körperliche Aktivität keinen Vorteil, wie eine Metaanalyse zeigt.

Frau mit Pulsuhr

Hintergrund

Die Ätiologie von Vorhofflimmern (VHF) ist bislang noch immer nicht vollständig geklärt. Es wurden aber bereits modifizierbare Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Hypertonie und Alkoholmissbrauch identifiziert.

Ob der Umfang von körperlicher Aktivität eine wirksame Strategie zur Behandlung von VHF ist, muss noch weiter untersucht werden. Unter körperlicher Aktivität versteht man jede Bewegung, die durch Muskelbewegungen hervorgerufen wird und zu einem Energieverbrauch führt. Bislang durchgeführte Studien erzielten widersprüchliche Ergebnisse. So war bei Leistungssportlern ein langfristiges Ausdauertraining mit einem erhöhten VHF-Risiko verbunden, während bei Nicht-Sportlern weder die Gesamtaktivität noch eine intensive Aktivität einen Einfluss auf das Auftreten von VHF hatte. Bei Nicht-Sportlern könnte jedoch das Geschlecht einen Unterschied machen, da bei Frauen im Gegensatz zu den Männern eine erhöhte körperliche Aktivität mit einem geringeren VHF-Risiko in Verbindung gebracht wird. Daher sollte die Auswirkung von körperlicher Aktivität bei Frauen und Männern auf das VHF-Risiko weiter untersucht werden.

Zielsetzung

In der Dosis-Wirkungs-Metaanalyse wird die Expositions-Wirkungs-Beziehung zwischen dem Niveau der körperlichen Aktivität und dem Auftreten von VHF sowie geschlechtsabhängige Effekte in der Allgemeinbevölkerung untersucht.

Methodik

In der Metaanalyse wurden Studien berücksichtigt, die einen Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Inzidenz von VHF in der Allgemeinbevölkerung untersucht haben. Studien die das VHF-Risiko in Leistungssportlern und die arbeitsbezogene körperliche Aktivität untersucht haben wurden ausgeschlossen. Die nicht-lineare und lineare Expositions-Wirkungs-Beziehung zwischen körperlicher Aktivität und VHF wurde mithilfe der robusten Fehler-Meta-Regressionsanalyse untersucht.

Ergebnisse

In die Metaanalyse konnten 16 prospektive Studien mit insgesamt 1.449.017 Probanden und 39.884 Fällen von VHF eingeschlossen werden.

Studiencharakteristika

Die Probandengröße in den einzelnen Studien lag zwischen 5.446 und 501.690 Probanden und die kumulative Inzidenz des VHF lag im Bereich von 0,14 bis 19,48%. Das mittlere Alter reichte von 38,0 bis 72,8 Jahren und die Nachbeobachtungsdauer lag zwischen 3,7 bis 22 Jahren.

Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der körperlichen Aktivität und VHF

Die nicht-lineare Beziehung zeigte, dass mehr körperliche Aktivität mit einem geringeren Risiko für das Auftreten von VHF korrelierte ((I2 = 0%, p< 0.001). Wurde zusätzlich nach den Geschlechtern stratifiziert, zeigte sich eine inverse nicht-lineare Korrelation nur bei Frauen (I2 = 90%, p < 0.0001) aber nicht bei Männern (I2= 0%, p= 0.40).

Im linearen Modell war eine Erhöhung der körperlichen Aktivität um fünf metabolische Äquivalente (MET) pro Woche mit einem geringeren VHF-Risiko verbunden (Risikoverhältnis (RR) = 0,992, 95% Konfidenzintervall (KI): 0,988-0,996, I2 = 0%). Stratifiziert nach Geschlechtern zeigte sich ein signifikanter Effekt ebenfalls nur bei Frauen (RR: 0,982; 95%-KI: 0,975-0,989, I2 = 71%) und nicht bei Männern (RR: 0,998; 95%-KI: 0,994-1,002, I2 = 0%), wobei eine signifikante Interaktion zwischen den Geschlechtern beobachtet wurde (p<0,0001).

Eine Stratifizierung nach dem Alter zeigte, dass in der Gruppe der unter 50-Jährigen die körperliche Aktivität von 5MET pro Woche nicht mit einer Änderung des VHF-Risikos einherging (RR: 1,02; 95%-KI: 0,95-1,09; I2 = 0) aber bei der Gruppe der über 50-Jährigen (RR: 0,99; 95%-KI: 0,98-0,99; I2 = 16%). Jedoch konnte zwischen den beiden Gruppen keine signifikante Interaktion nachgewiesen werden (p=0,32).

Fazit

In der Allgemeinbevölkerung zeigte sich eine inverse, nicht-lineare Beziehung zwischen der körperlichen Aktivität und dem Auftreten von VHF. Nach einer geschlechterspezifischen Stratifizierung zeigte sich, dass die körperliche Aktivität hauptsächlich bei Frauen zu einem geringeren VHF-Risiko führt, aber nicht bei Männern. Da es sich bei der Studie um eine Metaanalyse und nicht um eine prospektive Studie handelt, sind verbleibende Störfaktoren möglich. Auch die Angaben zur körperlichen Aktivität beruhen ausschließlich auf Selbstauskünften und unterliegen somit einer Erinnerungsverzerrung.

Autor:
Stand:
30.11.2021
Quelle:

Wan Q. et al. (2021): Sex-Specific Exposure–Effect Relationship Between Physical Activity and Incident Atrial Fibrillation in the General Population: A Dose–Response Meta-Analysis of 16 Prospective Studies. Frontiers in Cardiovascular Medicine. DOI: 10.3389/fcvm.2021.710071

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