Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist eine durch Cocksackie-Viren ausgelöste Infektion, die selbstlimitierend verläuft und überwiegend bei Kindern unter 10 Jahren auftritt. Typische Symptome sind leichtes Fieber sowie ein Enanthem der Mundschleimhaut und ein palmoplantares Exanthem.
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit, kurz HFMK, ist eine durch Cocksackie-Viren ausgelöste Virusinfektion, wobei Coxsackie-Virus A den häufigsten Erreger darstellt. Die HFMK tritt hauptsächlich bei Kleinkindern auf, kann jedoch auch Erwachsene betreffen.
Erreger und Übertragung
Die Erreger der HFMK sind verschiedene einzelsträngige, unbehüllte RNA-Viren aus der Gattung der Enteroviren der Gruppe A. Zu den häufigsten Erregern gehören das Enterovirus-A71, Coxsackie-Virus-A6 und Coxsackie-Virus-A16, wobei das Coxsackie-Virus-A16 die häufigste Ursache der HFMK darstellt [1,2].
Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch fäkal-oral über Stuhl sowie über Kontaktinfektion (Schmierinfektion). Letztere erfolgt über Körperflüssigkeiten wie beispielsweise Nasen-, Rachensekret, Speichel und Sekret aus Bläschen [2].
Epidemiologie
Da die hoch kontagiösen Enteroviren ubiquitär in der Umwelt vorkommen, ist die HFMK eine sehr verbreitete Infektionskrankheit. Sie kann prinzipiell in jedem Alter auftreten, der Häufigkeitsgipfel liegt jedoch bei Kindern unter zehn Jahren. Sie tritt ganzjährig auf, besondere Häufungen werden allerdings im Spätsommer und Herbst festgestellt.
Beide Geschlechter sind mit einer ähnlichen Häufigkeit betroffen [3].
HFMK ist weltweit verbreitet, am häufigsten im westpazifischen Raum (China, Singapur, Malaysia) [2,4]. In Deutschland werden nach Schätzungen aus den Abrechnungsdaten der kassenärztlichen Bundesvereinigung jährlich etwa zwischen 80.000 und 140.000 HFMK-Fälle diagnostiziert [2].
Pathogenese
Klinik
Die Inkubationszeit liegt meist bei 3 bis 5 Tagen bei einer Spanne von 1 bis 30 Tagen [2,5].
Beim klassischen Verlauf der HFMK beginnt die Erkrankung meist unspezifisch mit Symptomen wie:
Abgeschlagenheit
leichtem Fieber, Kopfschmerzen
Halsschmerzen
Appetitverlust
Nach 1-2 Tagen bildet sich ein typischer nicht juckender Ausschlag an Haut und Schleimhaut [6]. Dazu gehören ein palmoplantar betontes makulopapulöses Exanthem sowie schmerzhaftes Enanthem an Rachen- und Mundschleimhaut.
Die Ausprägung der Symptomatik zeigt sich häufig individuell wobei auch nur einzelne der oben genannten Symptome auftreten können [4,6]. Auch asymptomatische Verläufe sind möglich und finden sich in etwa bei einem Drittel der Fälle [7].
Die Symptome verschwinden meist 7 bis10 Tage nach Symptombeginn wieder [8]. Dabei tritt in einigen Fällen eine Schuppung an den Hand- und Fußsohlen auf [9].
Diagnostik
Die Diagnose wird meist anhand der Klinik gestellt. Aufgrund des überwiegend milden Verlaufs wird in der Regel keine Labordiagnostik eingeleitet. In uneindeutigen Fällen gelingt der Virusnachweis mithilfe einer molekularen Schnelldiagnostik über eine Enterovirus-PCR. Geeignete Proben zum Enteroviren-Nachweis sind Stuhlproben, Rachenabstriche und Bläscheninhalt. Die weitere molekulare Typisierung erfolgt dann durch eine Sequenzierung der kodierenden VP-1 Region [2].
Differentialdiagnosen
Zu den Differentialdiagnosen gehören Erkrankungen, die sich ebenfalls mit makulopapulösen Exanthemen und aphtösen Läsionen präsentieren. Bei der HFMK sind diese typischerweise auf den Mund- und Rachenrachenraum und die umliegende Haut begrenzt [12]. Einige relevante Differentialdiagnosen sind:
Zurzeit gibt es keine spezifische antivirale Therapie für die HFMK. Milde Verläufe werden daher symptomatisch behandelt. Auf den Einsatz von Glukokortikoiden sollte verzichtet werden, da dies mit einem höheren Risiko für schwere HFMK-Verläufe assoziiert ist [13]. Bei schweren Verläufen kann die Verabreichung von Immunglobulinen erwogen werden, Evidenz aus randomisierten Studien steht jedoch noch aus [1,14].
Komplikation
Als mögliche Komplikationen werden atypische Hautbeteiligung beobachtet. Zu diesen gehören beispielsweise hämorrhagische Läsionen und generalisierte vesikuläre Exantheme [9,10].
Eine weitere Spätkomplikation ist die Onychomadese. Hierbei kommt es bis zu 40 Tagen nach Beginn der typischen Symptomatik zu einer Ablösung der Nagelplatte vom Nagelbett [11].
In seltenen Fällen kann die Infektion auf das zentrale Nervensystem übergreifen und zu einer aseptischen Meningitis und/oder Enzephalitis führen, die sich mit polioartigen Paresen äußern. Dies kommt in etwa 1% der Fälle bei Enterovirus-A71-Infektionen und bei 0,3% der Fälle bei Coxsackie-A16-Infektionen vor [1].
Hinweise
Schwangerschaft
Enterovirusinfektionen während der Schwangerschaft verlaufen meist asymptomatisch oder gehen mit milden Symptomen einher. Schwere Komplikationen sind sehr selten. Schwangere mit einer Enterovirusinfektion, die Symptome um den Geburtstermin herum aufweisen, können jedoch das Virus auf das Neugeborene übertragen. Diese zeigen i.d.R. einen milden Krankheitsverlauf. Sehr selten führt eine Enterovirusinfektion beim Neugeborenen zu einer fulminanten systemischen Infektion, die auf lebenswichtige Organe übergreift [2].
Prävention
Das Infektionsrisiko kann durch Einhalten einer guten Händehygiene reduziert werden. Essenziell sind hierbei regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen, insbesondere nach Toilettengängen, Windeln wechseln und vor dem Essen [15].
Es besteht keine generelle Empfehlung zum Ausschluss von erkrankten Kindern aus Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kinderbetreuungseinrichtungen. Doch da Betroffene während der ersten Erkrankungswoche hoch kontagiös sind, sollten erkrankte Kinder mit akuten Symptomen möglichst keine Gemeinschaftseinrichtungen besuchen, um die Ansteckungsgefahr vor Ort zu verringern [2].
Für Kontaktpersonen sind bei strikter Einhaltung der Händehygiene in der Regel keine weiteren Maßnahmen notwendig. Ein Ausschluss aus Gemeinschaftseinrichtungen ist meist nicht erforderlich [2].
Im westpazifischen Raum sind mehrere Impfstoffe gegen den in Asien verbreiteten Erreger EV-A71 zugelassen. In Europa stehen keine zugelassenen Impfstoffe gegen Cocksackie-Viren zur Verfügung. Mehrere multivalente Impfstoffe befinden sich derzeit in Entwicklung und früher klinischer Forschung [6].
Meldepflicht
Eine krankheits- oder erregerspezifische Meldepflicht besteht in Deutschland gemäß IfSG nicht [2].
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