
Für Patienten mit neuroimmunologischen Erkrankungen, beispielsweise Multiple Sklerose, Myasthenia gravis, Autoimmun-Enzephalitis oder Neuromyelitis Optica Spektrumerkrankungen (NMOSD), stellen sich besondere Fragen bezüglich der möglichen Risiken, die mit einer Corona-Impfung einhergehen können. Auch die Auswahl des Impfstoffes und Fragen zu möglichen Interaktionen des Impfstoffes mit immunsuppressiven oder immunmodulatorischen Medikamenten gilt es zu berücksichtigen.
Corona-Impfung generell ratsam
Die Klinische Kommission Neuroimmunologie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) rät in einem Kommentar „in aller Regel“ zur Impfung [1]. Patienten mit neurologischen Autoimmunerkrankungen haben ein Risiko für schwere COVID-19-Verläufe, etwa bei Myasthenia gravis, wo eine mögliche Schwäche von respiratorischer und bulbärer Muskulatur das Risiko eines schweren Verlaufes erhöht. Die Impfung stellt demnach eine sinnvolle Schutzmaßnahme dar und die Experten der DGN-Kommission gehen in ihrem Kommentar auf wichtige Aspekte zur Corona-Impfung bei Patienten mit neuroimmunologischen Erkrankungen ein. Dabei betonen die Experten, dass einige Fragestellungen erst in einigen Monaten wissenschaftlich fundiert beantwortet werden können.
Welche Impfstoffe sind geeignet?
In dem Kommentar vom 11. März 2021 nehmen die Neurologen auf die zu diesem Zeitpunkt zugelassenen Impfstoffen von BioNTech, Moderna und AstraZeneca Bezug. Die Experten schließen keinen dieser Impfstoffe aus.
Die aktuelle Lage der Zulassungen und Meldungen möglicher Nebenwirkungen können, wie jüngst beim Impfstoff von AstraZeneca, auch zum Ruhen einer Zulassung und erneuter Prüfung führen. Einen stets aktuellen Überblick in dieser dynamischen Situation findet man beim Robert-Koch-Institut oder beim Paul-Ehrlich-Institut.
Ist einer der Impfstoffe zu bevorzugen?
Im Kommentar wird keine Priorisierung von einem der Impfstoffe vorgenommen. Aufgrund der weltweit gesammelten Daten, scheinen alle oben genannten Impfstoffe für die Impfung von Personen mit neuroimmunologischen Erkrankungen geeignet.
Nebenwirkungsrisiko bei neuroimmunologischen Erkrankungen und Corona-Impfung
Nach Sichtung der aktuellen Daten durch die Experten der DGN-Kommission liegen keine Hinweise vor, dass die Impfung gegen SARS-CoV-2 bei Patienten mit neuroimmunologischen Erkrankungen ein höheres Nebenwirkungsrisiko birgt. Die üblichen Impfreaktionen, beispielsweise Fieber, können symptomatisch therapiert werden und es sei davon auszugehen, dass „die Impfung um ein Vielfaches besser vertragen wird als die natürliche Infektion mit SARS-CoV-2“, so die Experten.
Impfung und Immuntherapie
Immunsuppressive oder immunmodulatorische Medikamente sind wichtig in der Therapie von Autoimmunerkrankungen. Eine Unterbrechung der Therapie kann zur Verschlechterung führen. Die DGN-Kommission bezieht sich in ihrem Kommentar auf die Einschätzung der STIKO, wonach die Wirksamkeit der Impfstoffe bei immunsupprimierten Personen je nach Grad der Immundefizienz geringer sein kann. Ob die Kontrolle des Impferfolges durch die Bestimmung neutralisierender Antikörper hilfreich sein kann, ist Gegenstand noch laufender Studien. Eine abschließende Empfehlung kann demnach noch nicht gegeben werden.
Bisher wurden keine vermehrten Nebenwirkungen oder eine schlechtere Verträglichkeit der Impfung bei immunsupprimierten Menschen beobachtet, so dass eine Unterbrechung der Behandlung als nicht sinnvoll erachtet wird.