Mit Golfschwung gegen Parkinson-Beschwerden

Regelmäßiger Sport kann bei Parkinson das Sturzrisiko verringern und die Lebensqualität verbessern. Dennoch trainieren viele Patienten zu wenig – vielleicht, weil das Sportangebot nicht attraktiv ist. Möglicherweise ist das bei Ü55-Jährigen beliebte Golf die Lösung.

Golf

Sport fördert Beweglichkeit und Balance bei einer Erkrankung an Parkinson. Die Patienten können mit Sport ihr Sturzrisiko verringern, durch das körperliche Training möglichst lange ihre Selbstständigkeit bewahren und so ihre Lebensqualität auf hohem Niveau halten oder sogar verbessern. Tai-Chi galt dabei bislang als das Gold-Standard-Training zur Gleichgewichtsförderung und Sturzprophylaxe. Obwohl die positiven Effekte von regelmäßig ausgeübtem Sport vielen Parkinson-Patienten bekannt sind, treiben zu wenige von ihnen ausreichend Sport.

Lieblingssport der Ü55-Jährigen

Um Parkinson-Patienten zu mehr Sport zu motivieren, überlegten sich US-Wissenschaftler, welche Sportart für diese Patienten attraktiv sein könnte. Sie kamen dabei auf Golf. “Golf ist der beliebteste Sport bei Personen, die älter als 55 sind“, erklärte Dr. Anne-Marie A. Wills vom Massachusetts General Hospital Boston. Golf sei außerdem eine Sportart mit einem geringen Verletzungsrisiko und es gebe Berichte, dass Golf Balance und Lebensqualität nach einem Schlaganfall verbessern könnte. Im Vorfeld des 73igsten Jahres-Treffens der American Academy of Neurology präsentierte das Team um Wills nun ein Abstract mit den Ergebnissen einer Pilotstudie, in der Tai-Chi und Golf als Training für Parkinson-Patienten verglichen wurden [1,2].

Ziel der Studie

Ziel der Studie war es festzustellen, ob sich Golf genauso gut als Training für Parkinson-Patienten eignet wie Tai-Chi und wie die Patienten die beiden Sportarten annehmen.

Methoden

Die Studie wurde als randomisierte Single-Center-Studie mit verblindeter Auswertung durchgeführt. Die Teilnehmer litten unter einem moderaten Parkinson (Grad II u. III nach der Hoehn-und-Yahr-Skala [H&Y Grad]). Sie wurden stratifiziert nach Geschlecht und H&Y Grad in eine Tai-Chi-Gruppe und eine Golfgruppe randomisiert. Über einen Zeitraum von 10 Wochen erhielten die Teilnehmer zweimal wöchentlich ein 60minütiges kostenloses Training in der jeweiligen Sportart. Primäre Endpunkte waren die Machbarkeit und die Verträglichkeit des Trainings für die Patienten. Die sekundären Endpunkte umfassten die Ergebnisse im Mini-BESTest zur Evaluierung der Balance und dem Punktwert Activities Specific Balance Confidence Skala zur Erfassung der sturzassoziierten Selbstwirksamkeit.

Ergebnisse

Von den 35 Patienten, die randomisiert worden waren, konnten aufgrund eines Trainermangels, nur 20 Patienten ihre Sportkurse (Golf 8 und Tai-Chi 12) beginnen. 62% der Golfer nahmen an ≥80% ihrer Trainerstunden teil, in der Tai-Chi Gruppe waren es nur 42%. Aufgrund der geringen Gesamtzahl der Studienteilnehmer war dieser Unterschied jedoch nicht signifikant. Beim Timed up and go (TUG) Test im Rahmen des Mini-BESTests verbesserten sich die Golfer um 0,96 Sekunden gegenüber Baseline, wohingegen sich die Teilnehmer im Tai-Chi Kurs sogar um 0,33 Sekunden verschlechterten. Beide Gruppen waren mit dem Trainingsangebot gleich zufrieden.Während 86% der Golfer angaben, dass sie den Sport wahrscheinlich weiter machen werden, waren es in der Tai-Chi Gruppe nur 33%. Abgesehen von Muskelschmerzen in der Golfgruppe gab es keine Unterschiede hinsichtlich unerwünschter Ereignisse bei beiden Sportarten.

Fazit

Wills räumt ein, dass für eine abschließende Bewertung von Golf als sinnvollem Training bei Parkinson weitere Studien mit größeren Teilnehmerzahlen und längeren Beobachtungszeiträumen notwendig wären. Sie findet aber auch, dass der mit wichtigste Befund der Studie sei, dass Golfer mit höherer Wahrscheinlichkeit ihr Training fortführen wollen, denn der therapeutische Wert einer Sportart auf dem Papier sei irrelevant, wenn die Leute ihn nicht wirklich ausübten. „Wenn es also mehr Spaß macht, einen Golfschläger zu schwingen als Tai-Chi zu machen, sollen die Leute doch auf eine Driving Range gehen und für eine Stunde Bälle schlagen.“, meint Wills.

Autor:
Stand:
16.03.2021
Quelle:
  1. American Academy of Neurology (2021): Get into the Swing: Golf May Have More Benefit for Parkinson’s than Tai Chi. Pressemitteilung
  2. Johnson, Plummer, Chan (2021): Feasibility and tolerability randomized clinical trial of golf versus Tai Chi for people with moderate Parkinson’s Disease. Abstract 73. AAN Meeting 2021
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