Hauttest bei Parkinson-Vorboten

Der Nachweis von alpha-Synuclein in der Haut kann bei Verdacht auf Parkinson bei Menschen mit REM-Schlafverhaltensstörungen Klarheit schaffen. Doch welche Nachweismethode ist besser? IHC oder RT-QuIC?

alpha-synuclein

Hintergrund

Parkinson entsteht durch die Ablagerung von alpha-Synuclein im Gehirn. Außer im Gehirn können die Ablagerungen aber auch in der Peripherie, beispielsweise in den peripheren Nerven von Darm und Haut, auftreten. Daher existiert auch die Hypothese, dass bei manchen Betroffenen die Krankheitsentstehung außerhalb des zentralen Nervensystems stattfindet und sich aus der Peripherie ins Gehirn ausbreitet. Diese Annahme ist unter dem Namen Body-First-Hypothese bekannt.

Erste Anzeichen von Parkinson abklären

Erste Anzeichen für Parkinson – Prodromi – können der Erkrankung bis zu 20 Jahre voraus gehen. Dazu zählen unter anderem Schlafprobleme in Form von REM-Schlafverhaltensstörungen (RBD). Auch für andere Synucleinopathien wie Lewy-Körper-Demenz und Multisystematrophie können RBD-Vorbote sein. Im Hinblick auf die Body-First-Hypothese liegt es also nahe, bei Menschen mit möglichen Prodromi in der Peripherie nach alpha-Synuclein-Ablagerungen zu suchen. Die Entwicklung verlässlicher Nachweismethoden für alpha-Synuclein in der Peripherie ist wichtig zur Abgrenzung von Differentialdiagnosen, Bestimmung der Schwere der Erkrankung und zur Evaluierung von Therapieeffekten in klinischen Studien.

Immunhistochemie zum Nachweis von alpha-Synuclein in der Haut

Bislang erfolgte der Nachweis von alpha-Synuclein durch eine Immunhistochemie (IHC) von Hautbioptaten. Die Spezifität dieser Untersuchungsmethode liegt bei 100%, die Sensitivität ist dagegen moderat. Das bedeutet, dass nicht alle Erkrankten erkannt werden. Grund hierfür dürften auch fehlende Standardprotokolle sein, denn je nach Testprotokoll variiert die Sensibilität deutlich.

Neues Verfahren soll Schwächen der Immunhistochemie ausgleichen

Es liegt nahe nach anderen Testmethoden zu suchen, wenn ein Test nicht ausreichend sensitiv bzw. spezifisch ist. Zum Nachweis der alpha-Synuclein-Ablagerungen in den peripheren Nerven der Haut steht eine Methode namens RT-QuIC (real-time quaking-induced conversion assay) zur Verfügung. Die Methodik ist ähnlich einer PCR, allerdings werden statt Nukleinsäuren Proteinaggregate vervielfältigt und nachgewiesen. Die Methode wurde bereits in anderen Studien bei Menschen mit Parkinson-Prodromi eingesetzt und als möglicher Biomarker evaluiert [1].

RT-QuIC und IHC im Vergleich

Ein Team um Dr. Anastasia Kuzkina vom Uniklinikum Würzburg verglich im Rahmen einer Studie die RT-QuIC mit der IHC zum Nachweis von alpha-Synuclein in der Haut von Menschen mit RBD [2]. Dazu wurden Hautproben von 38 Personen mit isolierter RBD, 39 Personen mit Parkinson und 23 Kontrollen ohne neurologische Erkrankungen mit beiden Nachweismethoden untersucht. Die Hautbiopsien wurden an drei unterschiedlichen Stellen entnommen: am proximalen Bein und im Bereich von C7 und Th10.

RT-QuIC sensitiver als IHC

Dabei zeigten sich in der RT-QuIC bei 97,4% der RBD-Gruppe (vs. 66% bei IHC), bei 87,2% (vs. 41% bei IHC) der Parkinson-Gruppe und bei 13% (vs. 0% bei IHC) der Kontrollgruppe alpha-Synuclein-Aggregate in die Hautproben. Die Aktivität in der RT-QuIC (seeding activity) war in der RBD-Gruppe ebenfalls höher als in der Parkinson-Gruppe. Die RT-QuIC erwies sich sensitiver als die IHC, aber als weniger spezifisch.

Ergebnisse zeigen Beteiligung des peripheren Nervensystems an RBD

Die Forscher beurteilen die RT-QuIC aufgrund der Studienergebnisse als eine Methode mit guter Sensitivität und Spezifität zum Nachweis von alpha-Synuclein in Hautproben von Menschen mit RBD. Die höhere Seeding-Aktivität bei RBD im Vergleich zu Parkinson und bei Parkinson-Patienten mit vorausgehender RBD unterstützen die Annahme, dass das periphere Nervensystem bei RBD mit beteiligt ist.

Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl sind weitere Studien mit mehr Teilnehmern nötig, um diese Ergebnisse zu prüfen.

Quelle:
  1. Wang et al. (2021): Skin α-Synuclein Aggregation Seeding Activity as a Novel Biomarker for Parkinson Disease. JAMA Neurology, DOI: 10.1001/jamaneurol.2020.3311
  2. Kuzkina et al. (2023): Dermal Real-Time Quaking-Induced Conversion Is a Sensitive Marker to Confirm Isolated Rapid Eye Movement Sleep Behavior Disorder as an Early α-Synucleinopathy. Movement Disorders, DOI: https://doi.org/10.1002/mds.29340
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