Arten von Kopfschmerz bei COVID-19

In einer spanischen Studie wurde das Spektrum von Kopfschmerzen im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion untersucht. Dazu wurde medizinisches Fachpersonal befragt, das selbst an COVID-19 erkrankt war.

Mann Kopfschmerzen

Hintergrund

Meta-Analysen von Studien, die die Symptome von COVID-19 analysieren, berichten über das Auftreten von Kopfschmerzen bei 6-15% der Patienten. Die Daten stammen alle aus chinesischen Studien.

Kopfschmerz ist ein Symptom, das häufig begleitend zu einer Infektion auftritt. Dabei zeigen die meisten Fallberichte bei Patienten mit COVID-19 keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Kopfschmerzen und Fieber.

Bisher existiert keine Studie, welche die Charakteristika des Kopfschmerzes sowie ein mögliches Auftreten von Kopfschmerzen in der Anamnese der Patienten analysiert hat. Gerade eine nähere Charakterisierung der Kopfschmerzen im Zusammenhang mit COVID-19 könnte relevant sein, wenn Kopfschmerz das erste Symptom ist, mit dem die Patienten vorstellig werden. Weiterhin sollten bei Kopfschmerzen im Zusammenhang mit COVID-19 auch andere Differentialdiagnosen für den Kopfschmerz berücksichtigt werden, inklusive primärer Kopfschmerzerkrankungen und Kopfschmerzen im Zusammenhang mit der Nutzung persönlicher Schutzausrüstung. Letzteres ist gerade in Anbetracht der aktuellen Pandemie von Bedeutung.

Zielsetzung

Die Forscher um Dr. Jesús Porta-Etessam von der Universität Madrid untersuchten die Charakteristika von Kopfschmerzen bei medizinischem Fachpersonal, das an COVID-19 erkrankt war [1].

Methodik

Mitarbeiter des Gesundheitssystems, die eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht hatten und im Zuge der Erkrankung Kopfschmerzen hatten, wurden zu Kopfschmerzen in ihrer medizinischen Historie und den Charakteristika des Kopfschmerzes im Laufe von COVID-19 befragt.

Die Datenerhebung erfolgte mittels Fragebogen, welcher aus neun Abschnitten aufgebaut war: Demographische Daten (Alter, Geschlecht, Anamnese, Risikofaktoren), Beruf (Arzt, Krankenschwester, andere), Nutzung persönlicher Schutzausrüstung, Charakteristika des Kopfschmerzes (Qualität, Lokalisation, Begleitsymptome, Triggerfaktoren), zeitlicher Verlauf des Auftretens der Kopfschmerzen (zusammen mit anderen Symptomen der Infektion; nach dem Auftreten anderer Symptome; als prädominierendes Symptom; andere, nicht klassifizierbar), erhaltene Therapie gegen die Infektion, erhaltene Therapie gegen die Kopfschmerzen, zeitlicher Verlauf des Verschwindens der Kopfschmerzen, vorherige Diagnose von primären Kopfschmerzerkrankungen (basierend auf der Diagnose eines Hausarztes oder Neurologen).

Ergebnisse

Insgesamt nahmen 112 Personen an der Studie teil. Die Studienteilnehmer waren zu 70% Ärzte, meist noch jüngeren Alters, und hatten überwiegend eine leichten bis mittelschweren Verlauf von COVID-19 gezeigt.

Drei Viertel der Studienteilnehmer hatten keine Kopfschmerzanamnese. Die Kopfschmerzen traten, wie auch in anderen Studien, meist nicht zusammen mit Fieber auf. Die Kopfschmerzen zeigten sich im Mittel etwa drei Tage nach Beginn der ersten Symptome von COVID-19, wie etwa Husten, Fieber und Muskelschmerzen.

Die Kopfschmerzen wurden von den Teilnehmern wie folgt lokalisiert: hemikraniell (46%), holokraniell (42%), okzipital (18%). Pulsierende Schmerzen traten bei 7% der Teilnehmer auf. Hatten die Teilnehmer allerdings eine positive Migräneanamnese, so berichteten 20% über pulsierende Schmerzen im Zusammenhang mit COVID-19. Überwiegend wurde der Schmerz als drückend beschrieben (80%). Bei ca. 50% der Patienten wurden die Kopfschmerzen durch körperliche Aktivität verstärkt. Begleitsymptome traten in unterschiedlicher Häufigkeit auf: 41% der Befragten berichteten über eine Phonophobie, 29% über eine Photophobie. Kopfschmerzen, die durch das Tragen persönlicher Schutzausrüstung wie Schutzmasken/-brillen verursacht worden sein könnten, wurden von ca. 30% der Befragten vermutet.

Fazit

Anhand der Studienergebnisse kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Kopfschmerzen im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion häufig holokraniell, hemikraniell oder okziptial lokalisiert sind. Der Schmerz sei häufig drückend und nehme mit körperlicher Aktivität und Kopfbewegungen zu.

Die Autoren schlagen eine Einordnung der Kopfschmerzen bei COVID-19-Patienten in vier Kategorien vor:

  • Persönliche Schutzausrüstung wie Schutzmasken/-brillen stehen im Zusammenhang mit den Kopfschmerzen, Schmerz meist drückend.
  • Weniger spezifische Kopfschmerzen mit drückendem Charakter ohne Begleitsymptome.
  • Kopfschmerzen bei Patienten mit primären Kopfschmerzerkrankungen, v.a. Migräne, Symptome meist ähnlich den bereits bekannten.
  • Kopfschmerzen sekundär zur SARS-CoV-2-Infektion mit Verschlechterung der Schmerzen durch Bewegung, Lokalisation oft holo- oder hemikraniell, Hauptbegleitsymptom Phonophobie.

Die Autoren ordnen die Charakteristika der Kopfschmerzen und der Begleitsymptome als heterogen ein und vermuten daher mehrere Pathomechanismen, die an der Kopfschmerzentstehung im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung beteiligt sind.

Autor:
Stand:
08.09.2020
Quelle:

Porta-Etessam et al. (2020): Spectrum of Headaches Associated With SARS‐CoV‐2 Infection: Study of Healthcare Professionals. Headache, DOI: https://doi.org/10.1111/head.13902

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