
Hintergrund
Parkinson ist eine der häufigsten progredienten, degenerativen Erkrankung des Nervensystems und des Gehirns. Sie ist durch vielfältige motorische Funktionsstörungen gekennzeichnet und führt zu Beeinträchtigungen des Sprechvermögens, Einschränkungen der Feinmotorik, Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen. Zugrunde liegt der Erkrankung ein beschleunigter Verlust der Dopaminproduzierenden Zellen in der Substantia nigra und das damit verbundene Absinken der Dopaminkonzentration um mindestens 70-80% gegenüber Gesunden. Es besteht der Verdacht, dass unter anderem auch oxidative Prozesse am beschleunigten Abbau der Dopaminproduzierenden Zellen beteiligt sind. [1,2]
Senken Antioxidantien das Parkinsonrisiko?
Eine schwedische Arbeitsgruppe stellte nun die Hypothese auf, dass eine Ernährung, die reich an natürlichen Antioxidantien ist, das Risiko für eine Erkrankung an Parkinson absenken kann. Die Arbeitsgruppe verwendete für ihre Studie die Daten der Swedish National March Cohort, die im Rahmen der nationalen schwedischen Krebsforschung initiiert wurde. Die aktuelle Arbeitsgruppe untersuchte, ob Zusammenhänge zwischen der Aufnahme spezifischer Antioxidantien in Nahrungsmitteln sowie der nicht enzymatischen Gesamtantioxidationskapazität (Non-Enzymatic Antioxidant Capacity [NEAC]) und dem Parkinsonrisiko zu beobachten sind.
Zielsetzung
Ziel der Studie war es, festzustellen, ob hohe Baseline Werte an diätetischen Antioxidantien und eine hohe nicht enzymatischen Gesamtantioxidationskapazität (Non-Enzymatic Antioxidant Capacity [NEAC]) mit einem geringeren Parkinson-Risiko verbunden ist.
Methoden
In der Swedish National March Cohort wurde die gesundheitliche Entwicklung von insgesamt 43.865 Männer und Frauen von 1997-2016 anhand der Krankenakten aus miteinander verknüpften Datensammlungen nachverfolgt. Zu Beginn der prospektiven Kohortenstudie machten die Teilnehmer umfangreiche Angaben zu ihrer medizinischen Vorgeschichte und ihrem Lebensstil. Unter anderem beantworteten die Teilnehmer detaillierte Fragen zu ihrer Ernährung im dem Studienbeginn vorangegangenen Jahr (z. B. Zutaten und Zubereitung der Mahlzeiten oder Verwendung von Reformkost usw.), sowie zum Alkoholkonsum und der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Darüber hinaus wurden Daten zu physiologischen Eckwerten, wie z. B. Alter, aktuelles Körpergewicht und Taille-Hüfte-Verhältnis.
Parkinson-Teilstudie
Bei keinem der Teilnehmer an der Parkinson Teilstudie war zu Beginn der Studie eine Parkinson-Erkrankung bekannt. Aus den Angaben zur Ernährung wurden der Gehalt der Nahrungsmittel an und die Aufnahme von verschiedenen Antioxidantien sowie der NEAC ermittelt. Die Daten der Teilnehmer wurden nach dem Antioxidantiengehalt ihrer Nahrung gedrittelt. Miteinander verglichen wurden die Krankengeschichten des Teilnehmerdrittels mit der höchsten Antioxidantienaufnahme mit dem Drittel mit der geringsten Aufnahme. Zur Auswertung wurden die Daten um Einflussgrößen wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Body Mass Index und Bewegungsaktivität bereinigt.
Ergebnisse
Nach einer mittleren Nachbeobachtungsphase von 17,6 Jahren wurden 465 Neuerkrankungen an Parkinson festgestellt. In einem multivariablen adjustierten Modell waren hohe Aufnahmen an Vitamin E (Hazard Ratio [HR] 0,68; 95% Konfidenzintervall [CI] 0,52-0,90; p= 0,005) und Vitamin C (HR 0,68; 95% CI 0,52-0,89; p = 0,004) invers mit dem Parkinsonrisiko assoziiert. Zwischen der Aufnahme von Betacarotin sowie der nicht-enzymatischen antioxidativen Gesamtkapazität (NEAC) konnte kein Zusammenhang mit dem Parkinson-Risiko festgestellt werden.
Fazit
Der Erstautor der Studie Essi Hantikainen, Ph.D., von der Universität Milano-Bicocca in Mailand, fasste die Ergebnisse wie folgt zusammen: “In unserer Studie waren Vitamin C und Vitamin E jeweils mit einem um 32% verringerten Parkinsonrisiko verknüpft und wir haben festgestellt, dass dieser Zusammenhang bei einer Aufnahme beider Vitamine sogar stärker ausgeprägt war.“ Kein Zusammenhang mit dem Parkinson-Risiko wurde hingegen beim Betacarotin-Gehalt und dem NEAC in der Nahrung gefunden. Eine wichtige Limitation der Studie bestand in der Erhebung der Daten zur Ernährung, die auf der Selbstauskunft der Teilnehmer beruhte und nach der Baseline-Erhebung auch nicht mehr aktualisiert wurde.