Zecken 2020: mehr Aktivität, weniger FSME-Infektionen und Tropenzecken

Im vergangenen Jahr registrierten die Forscher eine hohe Aktivität der Zecken, allerdings kam es vor allem in Baden-Württemberg zu deutlich weniger Infektionen mit Frühsommer- Meningoenzephalitis (FSME). Derzeit richten die Experten ihre Aufmerksamkeit auf tropische Varianten der Spinnentiere, die hämorrhagische Fieber wie das Krim-Kongo-Fieber übertragen könnten.

Zecken

COVID-19 und die damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen werden sicher auch ihre Auswirkungen auf die Inzidenz der Frühsommer- Meningoenzephalitis (FSME) haben − wie genau lässt sich derzeit nicht vorhersagen. Der Trend ist zumindest erfreulich: 2019 wurde zwar eine hohe Zeckenaktivität registriert, doch die Zahl der FSME-Erkrankungen ist deutlich zurückgegangen, so Zeckenexpertin Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim. „Nachdem 2018 noch 607 Fälle von FSME-Erkrankungen gemeldet wurden, liegt die Zahl 2019 bei 462, also 145 Fälle weniger. Und die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Baden-Württemberg für den Rückgang allgemein in Deutschland verantwortlich ist.“

Zecken sind auch im Hochsommer aktiv

Doch obwohl die Zeckenaktivität gleich hoch geblieben ist, zeigen die Untersuchungen eine Verschiebung der Aktivitätsphasen. Gab es bisher zwei große Zecken-Phasen – die erste im April, die zweite schwächere im September – fällt an einigen Standorten die zweite Aktivitätsphase vollständig aus, an anderen sind die Zecken auch im Hochsommer aktiv.

Tropen-Zecken auf dem Vormarsch

Für bedeutsam halten die Zeckenexperten die Einschleppung von tropischen Zeckenarten. Hier sind vor allem die Gattung Hyalomma und die braue Hundszecke (Rhipicephalus sanguineus) im Forschungsfokus. Beide Arten sind bereits in Deutschland aufgetaucht und könnten möglicherweise humanpathogene Erkrankungen übertragen.

Die beiden Arten Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes stammen ursprünglich aus den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens, Süd- und Osteuropas. Mit ihren gestreiften Beinen sind sie eine auffällige Erscheinung und viel größer als der heimische Holzbock.

Bisher noch keine Hämorrhagie-Erreger in Hylomma-Arten

Im eurasischen Raum sind die Hyalomma-Formen mögliche Überträger des Krim-Kongo-Hämorrhagischen Fiebers, des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers, sowie des Zecken-Fleckfiebers. Erwachsene Zecken bevorzugen – aber nicht ausschließlich − große Tiere wie Pferde als Wirte, auf die sie sich aktiv bis zu 100 Meter zubewegen.

Bei den untersuchten Tropen-Zecken aus Deutschland konnten keine Erreger der hämorrhagischen Fieber nachgewiesen werden, allerdings bei 41 der Erreger des Zecken-Fleckfiebers (Rickettsien).

Hundszecken: Plage in Haushalten

Auch wenn die Braune Hundszecke, Rhipicephalus sanguineus theoretisch Rickettsien übertragen und so das Mittelmeer-Fleckfieber auslösen kann, stellt sie eine Plage anderer Art dar: Die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Zecke liebt ein warmes, trockenes Klima und kann deshalb auch anders als der Holzbock in Wohnungen überleben und sich massenhaft vermehren. Sie ist klein, unauffällig und flink, und ein Weibchen allein kann bis zu 4.000 Eier legen. Obwohl der Hund ihr bevorzugter Wirt ist, werden auch gelegentlich Menschen gestochen. Ist ein Haushalt betroffen, kann nur ein Kammerjäger die Plagegeister beseitigen.

Autor:
Stand:
04.05.2020
Quelle:

Pressemitteilungen (17. und 20. 2. 2020) der Zeckenforschung an der Universität Hohenheim: https://zecken.uni-hohenheim.de/ , https://www.uni-hohenheim.de/presse

  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige