
Hintergrund
Man weiß, dass körperliche Aktivität eine protektive Wirkung auf das Brustkrebsrisiko hat. Unbekannt ist, ob die körperliche Aktivität auch Auswirkungen auf die Krebserkrankung hat, nachdem Brustkrebs diagnostiziert wurde. Es wird vermutet, dass sowohl moderate als auch stark anstrengende körperliche Aktivität einen vergleichbaren Nutzen haben. Bislang wurden bei Brustkrebs-Patientinnen jedoch nur wenige Daten zu den Überlebensergebnissen ausgewertet.
Zielsetzung
Das Ziel der Kohortenstudie war es, den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität, die über die grundlegende Aktivität des täglichen Lebens hinausgeht, und dem Risiko der Gesamtmortalität bei Brustkrebs zu untersuchen.
Methodik
Bei der retrospektiven Kohortenstudie wurden Daten von postmenopausalen Brustkrebsüberlebenden analysiert, deren Erstdiagnose mindestens zwei Jahre und im Median sechs Jahre zurücklagen und die Mitglieder einer kalifornischen Krankenkasse in den USA waren. Die Patientinnen wurden bis zu ihrem Tod oder bis zum Studienende nachverfolgt. Die Patientinnen wurden mittels den beiden validierten Fragebögen Godin-Shephard Leisure-Time Physical Activity Questionnaire (GSLTPAQ)3 und dem Fatigue Severity Inventory Fragebogen zu ihrer körperlichen Aktivität in der Freizeit und zu Fatigue bei Studienbeginn befragt. Todesfälle wurde von den Krankenkassen aus staatlichen und nationalen Sterbedatenbanken ermittelt. Der primäre Endpunkt war definiert als Gesamtmortalität anhand der von den Krankenkassen ermittelten Daten. Die Daten wurden um das Alter bei Studienbeginn, das Brustkrebsstadium, Fatigue, Begleiterkrankungen, Dauer der Krebsdiagnose, ethnischer Zugehörigkeit nach eigener Aussage, Schlaflosigkeit und Depression in der Anamnese sowie begleitende Krebstherapien bereinigt.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 315 Patientinnen eingeschlossen. Das mittlere Alter lag bei 71 Jahren (Altersspanne: 57 bis 86 Jahre). Die maximale Nachbeobachtungsdauer lag bei 8,7 Jahren (Interquartilsabstand (IQR): 7,3-8,3 Jahre). 45 Patientinnen (14,3%) verstarben insgesamt im Nachbeobachtungszeitraum, darunter fünf Patientinnen, die ihrer Brustkrebserkrankungen erlagen. Die Mortalitätsrate entspricht somit 12,9/1.000 Personenjahre (PJ) für aktive Patientinnen und 13,4/1.000 PJ für moderate körperliche Aktivität und 32,9/1.000 PJ für unzureichend körperlich aktive Patientinnen.
In der multivariaten Analyse hatten Patientinnen mit einer starken bis moderaten körperlichen Aktivität ein um 60% geringeres Risiko für die Gesamtmortalität als Patientinnen mit unzureichender bis keiner körperlichen Aktivität. Die Hazard Ratio (HR) lag für starke körperliche Aktivität bei 0,42 (95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,21 bis 0,85) und für moderater körperlicher Aktivität bei 0,40 (95%-KI: 0,17 bis 0,95).
Fazit
Die Ergebnisse der Kohortenstudie deuten darauf hin, dass selbst moderate körperliche Aktivität mit einem um 60% verringerten Gesamtmortalitätsrisiko assoziiert ist. Die Ergebnisse zwischen einer moderaten und einer starken körperlichen Aktivität waren vergleichbar. Daher sollte bei der Betreuung von Brustkrebspatientinnen auf eine mindestens mäßige körperliche Aktivität geachtet werden, da diese das Überleben der Patientinnen verlängern kann.
Limitierend in der Studie war der fehlende Nachweis der körperlichen Aktivität durch Wearables. Auch wurde die körperliche Aktivität nur einmalig pro Patientin erfasst. Das retrospektive Studiendesign stellt eine weitere Limitierung dar.