
Wegen des hohen Calciumgehalts raten Gynäkologen im Rahmen der Osteoporose-Prophylaxe gern zum Verzehr von Milchprodukten. Die Ernährung mit Hüttenkäse & Co könnte aber auch Risiken beinhalten. So waren bisher Studien, die das Brustkrebsrisiko unter einer Milchprodukt-reichen Ernährung untersuchten, nicht eindeutig. Vor allem zu Subtypen des Mammakarzinoms konnte bisher keine Aussage gemacht werden.
40 Wissenschaftler aus weltweit 36 Instituten
Dem wollte eine internationale Studie unter Leitung der Ernährungswissenschaftlerin Dr. You Wu von der Harvard T.H. Chan School of Public Health (Boston, Massachusetts, USA) abhelfen. In ihrer Metaanalyse mit 21 großen epidemiologischen Studien fahndeten die 40 Wissenschaftler nach Zusammenhängen zwischen der Aufnahme spezifischer Milchprodukte, Calcium und dem Risiko für Brustkrebs insgesamt sowie für Mamma-Ca Subtypen, die durch den Östrogenrezeptor (ER)-Status definiert sind.
Über eine Million Datensätze
Dafür wurden die Daten von mehr als einer Million Frauen gepoolt, die über einen Zeitraum von maximal 8-20 Jahren beobachtet worden waren. Wie sich die Frauen ernährten, vor allem welche und wie viele Milchprodukte sie verzehrten, wurde im Food Frequency Questionnaire erfasst.
Kein Risiko durch Calcium oder Milchprodukte
Ergebnis:
- Es wurden 37.861 neu auftretende Brustkrebserkrankungen identifiziert.
- Zwischen dem Verzehr von bestimmten Milchprodukten, Calcium aus der Nahrung und Calcium insgesamt (aus Nahrungs- und Ergänzungsmitteln) sowie dem Gesamtrisiko für Brustkrebs wurde kein Zusammenhang gefunden.
- In einer Subgruppenanalyse war der Verzehr von zwei Nahrungsmitteln umgekehrt mit ER-negativem Brustkrebs assoziiert (gepoolte Hazard Ratio HR, 95% Konfidenzintervall KI):
Joghurt ≥60 g vs. <1 g/Tag: HR 0,90 (95% KI 0,83-0,98);
Hütten- /Ricotta-Käse ≥25 g vs. <1 g/Tag: HR 0,85 (95% KI 0,76-0,95). - Calcium aus der Nahrung war nur schwach mit einem reduzierten Brustkrebsrisiko assoziiert (gepoolte HR 0,98; 95% KI 0,97-0,99 pro 350 mg/Tag).
Kleiner Schutz vor ER-negativem Mamma-Ca
Fazit der Autoren: Der Verzehr von Milchprodukten oder Calcium ist bei Erwachsenen offenbar nicht mit einem höheren Brustkrebsrisiko assoziiert. In Bezug auf Östrogenrezeptor (ER)-negativen Brustkrebs − einem weniger hormonabhängigen Subtyp mit schlechter Prognose – zeigte sich, dass eine höhere Aufnahme von Joghurt und Hüttenkäse umgekehrt mit dem Brustkrebsrisiko assoziiert war. Das heißt die Milchprodukte haben eine – wenn auch geringe – schützende Wirkung.
Insgesamt dürften diese Ergebnisse Patientinnen beruhigen, die sich wegen des Brustkrebsrisikos durch ihre Ernährungsweise Gedanken gemacht haben.