
Patienten mit hämatologischen Malignomen haben häufig eine Immunschwäche und somit ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf. Überdies können bestimmte Krebstherapien dazu führen, dass nach einer Impfung keine oder nur ungenügend Antikörper gebildet werden. Fundierte Analysen über die impfinduzierte Immunität nach einer Covid-19-Impfung gab es bislang nicht. Forschende des Universitätsklinikums Freiburg, der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und des LMU-Klinikums konnten nun zeigen, dass eine Covid-19-Impfung auch Menschen mit unterschiedlichen Blutkrebserkankungen vor schweren Covid-19-Krankheitsverläufen schützt. Die Ergebnisse ihrer Beobachtungsstudie wurden im Fachmagazin „Nature Cancer“ veröffentlicht.
Zielsetzung
Eine Arbeitsgruppe um Dr. Andrea Keppler-Hafkemeyer und Dr. Christine Greil vom Universitätsklinikum Freiburg und Prof. Dr. Oliver Keppler von der LMU München untersuchten den Verlauf der Immunantwort von PatientInnen mit Lymphdrüsenkrebs und multiplem Myelom.
Methodik
Die Forschenden bewerteten die SARS-CoV-2-spezifischen humoralen und zellulären Immunreaktionen bei 60 infektions-naiven Personen mit verschiedenen B-Zell-Lymphomen und Myelomen nach zwei und drei Impfungen mit einem mRNA-Impfstoff. Alle ProbandInnen wurden am Universitätsklinikum Freiburg behandelt.
Ergebnisse
Starke T-Zell-Reaktion
Den Studienergebnissen zufolge reagierten fast alle TeilnehmerInnen mit einer starken T-Zell-Reaktion auf die Covid-19-Impfung, schreibt Keppler-Hafkemeyer in einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg [2]. Dies war vermutlich mit ein Grund dafür, dass Durchbruchsinfektionen auch bei den ProbandInnen, die aufgrund ihrer Therapie zunächst keine spezifischen Antikörper nach einer Impfung bilden konnten, nur leicht bis mittelschwer verliefen, ergänzt Greil [2].
Hochpotente Antikörper gegen verschiedene SARS-CoV-2-Varianten
PatientInnen, die Antikörper bilden können, produzierten Antikörper von besonders hoher Qualität. Diese waren bereits nach der zweiten Impfung in der Lage, unterschiedliche SARS-CoV-2-Varianten zu neutralisieren und somit zu inaktivieren. Die Fähigkeit sei bei dieser Klientel sogar deutlich stärker ausgeprägt als bei geimpften gesunden Menschen, so die Studienautoren [1,2].
Fazit
Die Forschenden konnten zeigen, dass Personen mit hämatologischen Krebserkrankungen als Reaktion auf eine mRNA-Impfung rasch potente infektionsneutralisierende Antikörper und eine robuste T-Zell-Antwort gegen mehrere SARS-CoV-2-Varianten entwickeln. „Daher kann die Mehrfachimpfung für Patientinnen und Patienten mit Lymphdrüsenkrebs oder einem Multiplen Myelom ohne Therapieunterbrechung empfohlen werden“, fasst Keppler zusammen [2].