Hohe Dosen Cyproteron steigern Meningeom-Risiko

Das Meningeom-Risiko unter Therapie mit Cyproteronacetat-haltigen Arzneimitteln scheint dosisabhängig. Doch gibt es einen klaren Cut off-Wert? Lesen Sie die Ergebnisse einer Meta-Analyse im folgenden Beitrag.

Risikomanagement

Meningeome sind langsam wachsende, benigne Tumore, welche zu 90% intrakraniell auftreten. Die Tumore werden häufig als Zufallsbefund entdeckt. Kommt es zum Auftreten von Symptomen, so resultieren diese aus einem erhöhten Hirndruck.

Risikofaktoren für die Entstehung von Meningeomen sind die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung und hereditäre Mutationen des Neurofibromatose-Typ-2-Gens, welches auf Chromosom 22 lokalisiert ist. Daneben spielen auch Geschlechtshormone eine Rolle bei der Entstehung von Meningeomen. Bei den gutartigen Hirntumoren konnten Rezeptoren für Progesteron, Östrogen und Androgene nachgewiesen werden. Darüber hinaus treten Fluktuationen im Meningeom-Wachstum während des weiblichen Zyklus sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit auf.

Cyproteron und Meningeom-Risiko: Was bisher bekannt ist

Hormontherapien mit Cyproteronacetat-haltigen Arzneimitteln stehen schon länger im Verdacht das Meningeom-Risiko zu erhöhen. Cyproteronacetat ist ein synthetisches Progesteron mit anti-androgener Wirkung.

Die Europäische Arzneimittelagentur(EMA) leitete 2019 aufgrund von mehreren Berichten aus Frankreich eine Risikobewertung ein. Die Resultate dieser Überprüfung führten dazu, dass die Indikation für eine Cyproteron-Therapie geändert wurde. Hierzu informierten die Hersteller Cyproteronacetat-haltiger Arzneimittel in einem Rote-Hand-Brief. Seitdem dürfen Cyproteronacetat-haltige Arzneimittel nicht mehr als erste Option bei Androgenisierung und Hypersexualität angewendet werden. Die Indikation für die palliative Therapie des metastasierenden oder lokal fortgeschrittenen inoperablen Prostatakarzinoms bleibt unverändert.

Zielsetzung

Mediziner um Keng Siang Lee von der britischen University of Bristol sowie Kollegen von der National University of Singapore untersuchten in einer großen Patienten-Gruppe die Assoziation zwischen der Therapie mit Cyproteronacetat und dem Auftreten von Meningeomen [1].

Methodik

In einer systematischen Übersichtsarbeit und Meta-Analyse scannten die Forscher die Datenbanken Ovid MEDLINE, Embase und das Cochrane Controlled Register of Controlled Trials. Dabei wurden vier retrospektive Beobachtungsstudien mit über 8 Millionen Personen identifiziert und in die Meta-Analyse aufgenommen. Von den mehr als 8 Millionen Personen standen 165.988 unter Therapie mit Cyproteronacetat-haltigen Arzneimitteln.

Ergebnisse

In allen Studien waren die Patienten zum Diagnosezeitpunkt älter als 45 Jahre. In drei der vier Studien wurde die Cyproteronacetat-Dosis angegeben. Alle Studien, welche eine niedrige mit einer hohen Dosis Cyproteronacetat verglichen, ergaben ein signifikant erhöhtes Meningeom-Risiko bei hohen Dosen von Cyproteronacetat. Wurden Patienten mit niedrigen und hohen Dosen des Wirkstoffes gemeinsam betrachtet, so erhöhte sich das Meningeom-Risiko nicht signifikant.

Fazit

Die Therapie mit hohen Dosen Cyproteronacetat zeigte sich in dieser Studie assoziiert mit einem erhöhten Meningeom-Risiko. Bei niedrigen Dosen des Antiandrogens war der Effekt nicht zu beobachten. Die Autoren empfehlen ein routinemäßiges Screening mittels kraniellem MRT bei Patienten, die hohe Dosen von Cyproteronacetat über einen längeren Zeitraum einnehmen.

„Unsere Studie unterstreicht die momentan begrenzte Evidenz zum Risiko intrakranieller Meningeome bei niedrigen Dosen von Cyproteronacetat. Es ist noch nicht klar, ob Cyproteronacetat unterhalb einer bestimmten Dosis komplett sicher ist im Hinblick auf das Meningeom-Risiko. Die Ergebnisse, die wir nun erhalten haben, weisen auf die Notwendigkeit weiterer klinischer Forschung zur Assoziation zwischen intrakraniellen Meningeomen und Cyproternacetat hin“, so Keng Siang Lee, Erstautor der Studie [2].

Quelle:
  1. Lee et al. (2022): A systematic review and meta-analysis of the association between cyproterone acetate and intracranial meningiomas. Scientific Reports, DOI: https://doi.org/10.1038/s41598-022-05773-z
  2. University of Bristol, Pressemeldung, 04.02.2022; abgerufen am 09.02.2022
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