
Die Bestimmung von Hämoglobin im Stuhl, am häufigsten mittels fäkaler immunochemischer Tests (FIT-Tests), hat dazu geführt, dass die Mortalitätsrate für Darmkrebs gesenkt werden konnte. Liegt ein positiver FIT-Test vor (fäkale Hämoglobin-Konzentration (f-Hb) ≥ 100 ng Hb/ml Puffer oder ≥ 20 µg Hb/g Kot) erfolgt im dänischen Screening-Programm eine Koloskopie, um die Ursache für die Blutung zu erkennen. Bei mehr als einem Drittel der Koloskopien werden keine Neoplasien festgestellt.
Mögliche Ursachen für Hämoglobin im Stuhl neben Neoplasien
Es zeigte sich in neueren Studien, dass f-Hb mit eher unerwarteten chronischen Erkrankungen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und/oder neuropsychologischen Störungen sowie damit zusammenhängenden Todesursachen assoziiert ist. In diesen Studien wurde das f-Hb jedoch nicht durch FIT-Tests bestimmt, sondern durch einen Guajak-basierten Test auf okkultes Blut im Stuhl (gFOBT). Außerdem wurden Medikamente nicht berücksichtigt, die gastrointestinale Blutungen begünstigen können.
Eine dänische Registerstudie untersuchte daher den Zusammenhang zwischen f-Hb und der Gesamtmortalität sowie der ursachenspezifischen Mortalität in einer bevölkerungsbasierten, FIT-getesteten Kohorte des dänischen Darmkrebs-Screeningprogramms.
Hämoglobin-Konzentrationen im Stuhl
Zur Auswertung kamen 1.228.365 Teilnehmer, die sich anhand der Hämoglobin-Konzentration in fünf Kategorien unterscheiden ließen. Sie wurden über einen medianen Zeitraum von 2,68 Jahren nachbeobachtet. Die Kategorisierung erfolgte nach leicht erhöhten f-HB Werten mit 7,1 bis 11,9 µg Hb/g Fäkalien bis hin zu hohen Werten von ≥ 60 µg Hb/ g Fäkalien. Die Erhöhung der f-HB Werte war mit einem höheren Anteil an Männern, Älteren mit niedrigerem Bildungsniveau und Einkommen, Magen-Darm-Blutungen zu Studienbeginn, Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten, die Magen-Darm-Blutungen verursachen können, und mehr Komorbiditäten assoziiert.
Fäkales Hämoglobin, Gesamtmortalität und Todesursachen
Mortalität bei Darmkrebs und anderen Krebsarten
Zunächst zeigte sich wie erwartet, dass die Mortalität aufgrund von Darmkrebs mit steigenden f-HB-Werten ansteigt. Bei Teilnehmern mit leicht erhöhtem f-Hb lag die adjustierte Hazard Ratio (aHR) bei 1,84 und bei Teilnehmern mit sehr hohen f-Hb-Werten bei 16,22 im Vergleich zu den Teilnehmern mit einem f-HB-Wert von ≤ 7,0 µg HB/g Stuhl. Das Risiko an anderen Krebsarten als Darmkrebs zu sterben stieg ebenfalls mit zunehmenden f-Hb-Werten und zwar von einer aHR von 1,33 bei leicht erhöhten f-Hb-Werten auf 1,77 bei sehr hohem f-Hb.
Gesamtmortalität
Bei Betrachtung der Gesamtmortalität zeigte sich ebenfalls ein Anstieg mit steigendem f-Hb-Wert. Hier lag die aHR bei Teilnehmern mit leicht erhöhtem f-Hb bei 1,38 und bei Teilnehmern mit hohen Werten bei 2,20 im Vergleich zu der Gruppe mit einem f-HB-Wert von ≤ 7,0 µg Hb/g Faeces. Vergleichbare Ergebnisse zeigte sich auch für die Gesamtmortalität nach Ausschluss aller Todesfälle aufgrund von Darmkrebs.
Mortalität bei Atemwegs- und kardiovaskulären Erkrankungen sowie Diabetes
Ein ähnlicher Trend wurde für das Risiko an Atemwegserkrankungen und kardiovaskulären Erkrankungen zu sterben, festgestellt. Bei Diabetes stieg die ursachenspezifische Mortalität mit für die Gruppen ab ≥ 20,0 µg Hb/g Faeces. Die Konfidenzintervalle waren jedoch breit und überlappend.
Fäkales Hämoglobin als möglicher Biomarker
Die Ergebnisse aus der dänischen Kohortenstudie unterstreichen das Potenzial von f-Hb als Biomarker nicht nur bei Darmkrebs, sondern auch für Atemwegs- und kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Nachbeobachtungszeit der Studienteilnehmer war jedoch begrenzt. Angesichts der Größe der Studienpopulation und der Kohärenz mit anderen Studien mit längerer Nachbeobachtungszeit sollte dies die Gesamtinterpretation der Ergebnisse nicht beeinträchtigen. Weitere prospektive Studien sind notwendig, um f-Hb als Biomarker zu validieren.