
Das belegen die aktuellen Ergebnisse der FiX-Studie, die Dr. Martina E. Schmidt vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg anlässlich des ESMO Congress 2021 vorstellte [1]. Die Studie rekrutierte ursprünglich anhand des epidemiologischen Krebsregisters in Baden-Württemberg 2.508 Patienten mit 15 unterschiedliche Krebserkrankungen etwa zwei Jahre nach ihrer initialen Diagnose, um Belastungen, Symptomen und Einschränkungen in der Lebensqualität im Verlauf nachzugehen. Im Vordergrund standen zunächst die Analyse von Häufigkeit und Schwere von Fatigue und der Einfluss dieses Symptoms auf die Lebensqualität [2].
Breite Erfassung der Belastungen nach Krebs
In der jüngsten Folgeuntersuchung zwischen Dezember 2020 und April 2021 wurde der Fokus erweitert auf 36 potentielle Langzeitprobleme und –folgen einer Krebserkrankung und Krebstherapie. Dabei konnten die Teilnehmer angeben, ob die entsprechenden Beschwerden sie gar nicht, mäßig, signifikant oder extrem belasten. Bei angegebener Belastung wurde evaluiert, ob sich die Patienten in dieser Hinsicht gut, mäßig oder gar nicht unterstützt fühlten. An dieser Erhebung nahmen 1.874 Patienten (76% der ursprünglichen Kohorte) teil. Im Median lag die Erstdiagnose Krebs 4,2 Jahre zurück, das mediane Alter der Patienten lag bei 65,8 Jahren.
Viele Einschränkungen
Ein erheblicher Anteil von Patienten berichtete über Probleme, die sie mindestens mäßig belastete, insbesondere (in absteigender Häufigkeit) eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, Fatigue, Schlafstörungen, sexuelle Probleme, Gelenkbeschwerden und Arthralgien, Angst und Neuropathie. Kardiale Erkrankungen stellten insbesondere für ältere Menschen eine hohe Belastung dar.
Insgesamt fühlten sich Frauen stärker beeinträchtigt als Männer. Die größte Einschränkung ging für jeden zehnten Befragten von sexuellen Problemen aus, wobei vor allem Männer mit Prostatakarzinom, aber auch Frauen mit Ovarial-, Magen oder Rektumkarzinom betroffen waren.
Eine Chemotherapie belastete noch lange Zeit nach Therapieende besonders durch Neuropathie, aber auch durch Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, Einschränkung der Leistungsfähigkeit, Fatigue und Veränderung des Körperbilds.
Mehr Unterstützung gewünscht
Besonders wenig unterstützt fühlten sich die Patienten hinsichtlich ihres veränderten Körperbilds und der sexuellen Problem: 53% bzw. 50% nannten die Unterstützung bei diesen Problemen mangelhaft. Auch Teilnehmer, die Fatigue als besondere Belastung angegeben hatten, waren häufig (zu 45%) unzufrieden mit der Unterstützung, die sie bei der Bewältigung dieses Problems erhalten hatten – obwohl ESMO-Leitlinien zum Management von Fatigue bei Krebs existieren, betonte Dr. Schmidt [3].
Als ungenügend wurde außerdem bei etwa eine Drittel der Betroffenen die Unterstützung bei Neuropathie, bei kognitiven Problemen, bei Gewichtszunahme und bei Hitzewallungen/Nachtschweiß bewertet. Eine deutlich positivere Beurteilung der Unterstützung fand sich bei der Bewältigung von medikamentös oder anderweitig gut behandelbaren Langzeiteffekten wie Schmerzen, Herzproblemen oder Sehschwierigkeiten.
Einiger Optimierungsbedarf für mehr Lebensqualität
Viele Krebsüberlebende müssen mit belastenden Langzeitfolgen fertig werden. Die FiX-Studie offenbart ein ganzes Spektrum von Bedürfnissen, auf die stärker supportiv, aber auch in Studien eingegangen werden sollte. Professor Dr. Dorothy Keefe aus Adelaide, Australien, betonte, es seien Daten zum Befinden von Krebspatienten vier Jahre nach Behandlungsende erhoben worden – zu einem Zeitpunkt, wo in Studien, aber auch im Alltag meist nicht mehr auf solche Folgen geschaut werde, wie sie sagte. Aber diese Probleme sind für Patienten von großer Bedeutung – und müssen daher auch für die betreuenden Ärzte von Bedeutung sein, ist ihr Credo.
Die Studie ist auf ClinicalTrials.gov unter der Nummer NCT03318224 registriert. Sie wurde vom Deutschen Krebsforschungszentrum finanziert.