
Hintergrund
Das Adenokarzinom des Ösophagus ist die 8. häufigste Krebsart weltweit. Es entwickelt sich häufig in Folge einer langjährigen gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD).
Meist geht ihm als Vorläufer eine Metaplasie der Schleimhaut voraus, der sogenannte Barrett-Ösophagus. Als Diagnostik werden endoskopische Untersuchungen mit Biopsien durchgeführt.
Etwa 1-5% der vom Barrett-Ösophagus betroffenen Patienten erkranken im Laufe ihres Lebens an einem Ösophaguskarzinom. Bislang gibt es keine sichere Methode diese Menschen frühzeitig herauszufiltern.
Abhilfe könnte hier eine Genomsequenzierung schaffen. Hierdurch könnten Veränderungen im Erbgut der Zellen erkannt werden, die auf eine beginnende Krebsentstehung hindeuten könnten. Diese Analysen sind derzeit sehr teuer und stehen für eine Früherkennung bislang nicht zur Verfügung.
Geändert werden könnte dies durch die sogenannte „Shallow Whole Genome Sequencing“ (SWGS), die auf eine genaue Identifizierung der Gene verzichtet, aber dennoch Veränderungen in der Zahl der Genkopien, die sogenannten Copy number variations (CNV), sicher erkennt. Diese CNVs sind ein frühes Zeichen vieler Karzinomarten.
Methoden
Eine Studie hat mit Hilfe der SWGS retrospektiv 777 Gewebeproben von insgesamt 88 Patienten analysiert, die an einem Barrett-Ösophagus erkrankt waren und bis zu 15 Jahre nachbeobachtet worden sind.
Ergebnisse
Die Studie konnte zeigen, dass die Genome in Proben von Patienten, die später an einem Karzinom erkrankten, mehr CNV aufwiesen im Vergleich zu den Patienten, bei denen keine Karzinomentwicklung stattfand. Zudem konnten die Forscher sehen, dass sowohl die Anzahl als auch die Komplexizität der CNV im Laufe der Zeit anstieg.
Die Studienautoren waren so in der Lage, mit Hilfe eines statistischen Modells vorherzusagen, ob der Patient ein hohes oder ein niedriges Krebsrisiko hatte. 77% der Proben der Patienten, die einen Krankheitsprogress erlebten, wurden von den Forschern als mit „hohem Risiko für einen Progress“ klassifiziert. Das Modell konnte bei ca. der Hälfte der Patienten erkennen, ob sie in den folgenden 8 Jahren an einem Karzinom erkranken werden oder nicht. 2 Jahre vor der Diagnose eines Ösophaguskarzinoms zeigten ¾ der späteren Karzinompatienten CNVs in den Ösophagusbiopsien.
Eine Validation des Modells erfolgte an einer zweiten Gruppe von 76 Patienten mit 213 Biopsien.
Fazit
Laut den Studienautoren könnte diese neue Methode helfen, ein Ösophaguskarzinom frühzeitig zu entdecken und von einer frühen oder gar präventiven Behandlung zu profitieren.
Anders herum könnte auch bei Patienten, deren Krebsrisiko gemäß dem Modell über viele Jahre gering bleibt, die Frequenz der Durchführung der bisher üblichen Kontrolluntersuchungen inklusive Biopsien gesenkt werden.