S3-Leitlinie zum Hodgkin-Lymphom aktualisiert

Die S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Hodgkin-Lymphoms bei erwachsenen Patienten ab 18 Jahren umfasst aktualisierte und neue Empfehlungen, etwa zu bildgebenden Untersuchungsverfahren, der Therapie von Subgruppen und der Rehabilitation.

Leitlinie

Hintergrund

Das Hodgkin-Lymphom ist eine seltene bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems mit Symptomen wie schmerzlosen Lymphknotenschwellungen, Fieber ohne erkennbare Ursache, starkes Schwitzen in der Nacht und Gewichtsverlust. Betroffen sind vor allem jüngere Menschen oder junge Erwachsene. In der Altersgruppe zwischen 10 und 35 Jahren zählt das Hodgkin-Lymphom zu den fünf häufigsten Krebserkrankungen. Die Überlebenschancen bei dieser Erkrankung sind günstig Typische.

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Beteiligung von 51 ehrenamtlich arbeitenden Fachexpert*innen aus 24 Fachgesellschaften und Organisationen und unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) die S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Hodgkin-Lymphoms bei erwachsenen Patienten ab 18 Jahren überarbeitet und neue Empfehlungen formuliert, etwa zu bildgebenden Untersuchungsverfahren, der Therapie von Subgruppen und der Rehabilitation.

Ziel der S3-Leitlinie ist es, die Versorgung von Betroffenen mit Hodgkin-Lymphom zu optimieren und evidenzbasierte Therapiestandards zu etablieren, die aber auch individuell
adaptierbar sind. Dadurch soll sowohl bei der Ersterkrankung als auch im Rezidiv ein individuell adaptiertes, qualitätsgesichertes Therapiekonzept gewährleistet, das Gesamtüberleben der Patienten verlängert, die Akut- und Langzeittoxizitäten minimiert und die Lebensqualität erhöht werden.

Primäre Zielgruppe der Leitlinie sind Ärzte und Angehörige anderer Gesundheitsberufe, die Patienten mit Hodgkin Lymphom behandeln oder sie im Rahmen der Nachsorge langfristig betreuen, teilte die DGHO in ihrer Pressemeldung mit [1].

Einsatz der Positronen-Emissions-Tomographie (PET)

Nach der Erstdiagnose erhalten Patient*innen in der Regel eine Chemo- und im Anschluss eine Strahlentherapie. Zur Diagnosefindung, aber auch zur Therapiekontrolle, kann die PET zum Einsatz kommen. „PET ist ein bildgebendes Verfahren, das Stoffwechselveränderungen im Köper sichtbar macht und so Tumorzellen erkennen kann“, sagte PD Dr. Nicole Skoetz, die zusammen mit Prof. Dr. Andreas Engert, beide vom Uniklinikum Köln, die Erstellung der Leitlinie koordinierte. Empfehlungen zum PET-Einsatz bei frühen und mittleren Erkrankungsstadien und die daraus resultierenden Therapieentscheidungen wurden aktualisiert, etwa zur Therapiesteuerung nach Rückgang der Symptome. „Auf die Strahlentherapie kann beispielsweise verzichtet werden, wenn der PET-Befund negativ ist. Somit können wir eine Übertherapie vermeiden“, so Skoetz.

Therapieempfehlungen für Schwangere

Neue Therapieempfehlungen gibt es für bestimmte Patientengruppen, zum Beispiel für Schwangere. Aufgrund der hohen Risiken, etwa für Fehlbildungen des Kindes, sollte bei schwangeren Patientinnen die Chemotherapie nicht in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten erfolgen, sofern dies medizinisch vertretbar ist. „Patientinnen mit weiter fortgeschrittener Schwangerschaft kann jedoch eine Chemotherapie verabreicht werden. Nach der Entbindung können diese Patientinnen zusätzlich eine Bestrahlung erhalten“, so Engert.

Nachsorge

Betroffene mit Hodgkin-Lymphom leiden häufig auch nach Abschluss der Behandlung unter krankheits- und therapiebedingten Einschränkungen, wie verminderter Leistungsfähigkeit infolge von Schädigungen an Herz und Lunge, starkem Muskelabbau sowie Fatigue und Depressionen. Rehabilitationsmaßnahmen sollten daher unter anderem auf bewegungs- und ernährungstherapeutische Angebote abzielen, aber auch psychoonkologische Therapien mit einbeziehen.

Wesentliche Neuerungen in Version 3.0

Aktualisierte Empfehlungen im Kapitel 3 „Diagnostik und Stadieneinteilung“

3.7.     Initiale Diagnostik Untersuchungen
3.8.     Knochenmarkbiopsie
3.14.     Stadienbestimmung
3.15.     Bestrahlungsplanung

Aktualisierte Empfehlungen im Kapitel 5 „Therapie des frühen Stadiums

5.9.     Strahlentherapie mittels IMRT
5.11.     Protonenbestrahlung
5.12.     PET/CT

Aktualisierte Empfehlungen im Kapitel 6 „Therapie des intermediären Stadiums"

6.2.     Kombinationstherapie
6.3.     Anzahl der Zyklen
6.4.     Kontraindikation/Ablehnung BEACOPP
6.5.     PET/CT, ergänzende Strahlentherapie – „2+2“
6.8.     Ergänzende Strahlentherapie
6.9.     „Involved-site“ konsolidierende Bestrahlung

Neue Empfehlungen im Kapitel 6 „Therapie des intermediären Stadiums"

6.6.     PET-negative komplette Remission
6.7.     PET-positive Remission

Neue Empfehlungen im Kapitel 8 „Therapie von Subgruppen"

8.22.     Schwangerschaft
8.23.     Therapie im ersten Trimenon
8.24.     Therapie im ersten Trimenon
8.25.     Chemotherapie im zweiten/dritten Trimenon
8.26.     Dosis der Chemotherapeutika
8.27.     Frühgeburtlichkeit
8.28.     Chemotherapie in der Schwangerschaft
8.29.     Strahlentherapie in der Schwangerschaft
8.30.     Konsolidierende Bestrahlung
8.31.     Geburtshilfliches Monitoring

Aktualisierte Empfehlungen im Kapitel 9 „Rezidivtherapie

9.1.     Diagnose und Stadienbestimmung
9.25.     Alternativen zur Transplantation
9.29.     Allogene Transplantation
9.31.     Allogene Transplantation

Aktualisierte Empfehlungen im Kapitel 10 „Verhalten vor, während und nach der Erkrankung und Fertilitätsprotektion“

10.3.     Prophylaktische Antibiotika-Gabe
10.10.     Fertilitätsprotektive Maßnahme
10.13.     Raucherentwöhnungsprogramme

Neue Empfehlungen im Kapitel 10 „Verhalten vor, während und nach der Erkrankung und Fertilitätsprotektion“

10.14.     Medizinische Rehabilitation

Aktualisierte Empfehlungen im Kapitel 11 „Nachsorge“

11.6.     Nachsorge asymptomatischer Patienten
11.12.     Langzeitüberlebende
11.15.     Früherkennungsuntersuchungen
11.16.     Früherkennungsprogramm
11.20.     Kardiovaskuläre Risikofaktoren
11.38.     Menstruationsstörungen
11.39.     Vorzeitige Menopause
11.40.     Hormonanalyse
11.41.     Fatigue-Symptome

Quelle:
  1. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (DGHO) Pressemeldung, 23.11.2020
  2. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Hodgkin Lymphoms bei erwachsenen Patienten, Langversion 3.0, 2020; AWMF Registernummer: 018/029 OL, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/hodgkin-lymphom/ (abgerufen am: 10.12.2020)
  3. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Hodgkin Lymphoms bei erwachsenen Patienten, Kurzversion 3.0, 2020; AWMF Registernummer: 018/029 OL, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/hodgkin-lymphom/ (abgerufen am: 10.12.2020)
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige